Die Geliebte des Zeitreisenden
Warum?«
»Ich will alles über General Brennon in Erfahrung bringen. Alles über seine Familie. Seine Freunde. Seine Verbündeten. Seine Untergebenen. Und besonders alles, was mit Avalon und dem Heiligen Gral zu tun hat.«
»General Brennon?« Niscos Stimme wurde lauter. Sie hob die Hände und wich zurück. »Er ist der Anführer...«
»Sprich leiser«, murmelte Cael. »Ich weiß schon, wer er ist. Seine Militärflieger haben Brandbeschleuniger in das Feuer gekippt.«
»Warum sollte er so etwas tun?«
»Ich glaube, Brennon hat das Feuer selbst gelegt, um einen Grund zu haben, die Kontrolle Avalons zu übernehmen. Aber während er mich wegen Brandstiftung sucht, kann ich nicht nach der Wahrheit forschen. Hilfst du mir also dabei?«
Einige Frauen stießen gerade Laute des Entzückens aus, das sich auf Niscos Skulpturen bezog. Sie achteten nicht auf Lucan, sondern drängten sich an ihm vorbei in die Verkaufsbude.
»Ja, ich werde dir helfen.« Nervös warf Nisco zuerst . einen Blick auf Lucan, dann auf die Kundinnen und schließlich wieder auf Cael. »Ich werde mich bei dir melden, falls wir etwas herausgefunden haben.«
»Danke. Aber du selbst hältst dich bitte heraus. Lass ihn die Arbeit machen und sag ihm, dass es gefährlich werden könnte.«
»Das wird ihn nur noch mehr anspornen...«
»Entschuldigung.« Eine der Kundinnen hielt die Skulptur eines Kleinkindes hoch. »Was kostet...«
Schüsse ertönten. Die Kundin drehte sich um, riss die Augen auf - und auf ihrer Stirn prangte eine blutige Wunde. Sie sackte zu Boden, und der gesamte Markt brach in Kreischen aus, während die Menschen Deckung suchten.
»Runter mit euch!« Lucan packte Cael und Nisco. Die Sonnenbrille flog ihm von der Nase.
Alle drei gingen zu Boden. Lucan rollte unter einen Tisch und drückte Cael dabei eng an sich. Nisco hastete in die entgegengesetzte Richtung davon.
»Los, weg von hier!« Er hob ein Leinentuch und drängte Cael, mit ihm in die Nachbarbude zu kriechen.
»Nisco...«
»Allein ist sie nicht so gefährdet wie in unserer Gegenwart.« Lucan zog Cael zuerst durch die angrenzende Bude und dann auch noch durch die nächste. Sirenen heulten. Weitere Schüsse wurden abgefeuert, während die Menschen in Panik flohen.
Als Lucan einen Springbrunnen erreicht hatte, spähte er hinter ihm auf die Straße. Ein Wagen hatte angehalten, der Fahrer öffnete die Tür und bedeutete ihnen einzusteigen. Cael sprang vor, aber Lucan hielt sie zurück. Er blinzelte im Dunkeln. Der Fahrer wirkte irgendwie vertraut.
»Steigt ein.«
»Rion?« Lucan sprang auf den Wagen zu, zwängte sich aber nicht hinein. Stattdessen spähte er ins Innere, überprüfte es - es war leer. »Was tust du hier?«
»Zwei Soldaten sind euch über den Markt gefolgt.« Rion schlug seine Jacke zurück und enthüllte eine Waffe. »Einen von ihnen habe ich erledigt, aber der andere ist noch da draußen. Wollt ihr mitfahren oder nicht?«
»Ja, danke.« Cael hüpfte in den Wagen. »Kannst du uns zum Sitz der Ältesten bringen?«
Lucan folgte ihr. »Warum gerade dorthin?«
»Es ist ein heiliger Ort. General Brennon wird es nicht wagen, uns bis dorthin zu folgen.«
Lucan vermutete, dass es für Cael noch andere Gründe gab, ausgerechnet dorthin zu gehen, aber er bedrängte sie nicht. Bei all dem Militär in der Stadt wusste sie besser als er, wo sie sich verstecken konnten.
Rions Platz befand sich außerhalb des Fahrgastraums; so hatten sie keine Gelegenheit, miteinander zu sprechen. Als Rion sie durch den Markt fuhr, spähte Lucan aus dem Fenster und war darauf bedacht, sein Gesicht nicht zu zeigen, vor allem als er einen Soldatentrupp bemerkte, der aus der entgegengesetzten Richtung heranmarschierte. »Ich wüsste gern, wie es Rion gelungen ist, mit seinem Wagen zur richtigen Zeit am richtigen Ort aufzutauchen.«
»Wenn uns Rion nicht gewarnt hätte, dass das Militär hinter uns her ist, hätten wir es nicht einmal mehr aus dem
Nest herausgeschafft. Und jetzt hat er uns erneut gerettet. Das bedeutet doch wohl, dass er auf unserer Seite steht.«
Darauf erwiderte Lucan nichts. Er hatte zwar auch das Gefühl, dass Rion auf ihrer Seite stand. Ob er aber tatsächlich für oder gegen sie war, das würde sich erst noch zeigen.
Rion bog von der Hauptstraße in eine Privatstraße ab. Die stattlichen Bäume und gestutzten Büsche erschufen eine Oase der Ruhe, die im krassen Gegensatz zu dem Markt stand, den sie soeben verlassen hatten. Das Plätschern von Springbrunnen,
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