Die Geliebte des Zeitreisenden
dass Cael sich erholte, oder er ging auf die Suche nach Platin und Kleidung. Beides gefiel ihm nicht. Der Gedanke, sie hier allein zurückzulassen, drehte ihm den Magen um.
Als sich die Tür zu der Besenkammer plötzlich öffnete, ergriff Lucan den Eindringling sofort und zerrte ihn nach drinnen. Es war eine große, üppige Frau mit scharfen braunen Augen, die sich weder wehrte noch um Hilfe schrie. Sie schien nicht einmal besonders überrascht zu sein, diese beiden Personen hier vorzufinden.
In der freien Hand trug sie ein Bündel mit Kleidung, das sie ihm entgegenwarf. »Hier. Das sollte der Hohepriesterin passen, wenn sie die Ärmel umschlägt. Ich bin Barena. Ich kam her, um ihr zu dienen.«
War das irgendeine List? »Wer weiß sonst noch, dass wir hier sind?«
Barena hob die Brauen. »Mir ist nicht bekannt, dass jemand anders es weiß. Ich habe gesehen, wie meine Herrin auf dem Dach gelandet ist. Ihre treuen Anhänger wissen genau, dass sie nach jeder Landung neue Kleider braucht. Alle, die ihr bei der Einkleidung helfen, sind gesegnet. Braucht ihr...« Barena warf einen raschen Blick auf Cael. »Ist die Herrin... krank?«
»Nur erschöpft.«
»Ja, natürlich.« Barena war ohne Zweifel erleichtert.
»Welche Stadt ist das hier?«
»Feridon.«
Also hatte die Kanone sie tatsächlich in Richtung ihres Ziels geschossen. Und den Rest der Strecke war Cael selbst geflogen. »Dürfen wir auf andere hoffen, die ebenfalls der Hohepriesterin dienen wollen?«, fragte er.
Barena runzelte die Stirn. »Gibt es ein Problem ? «
»Es hat sich ein Angriff auf Herrin Cael an ihrem Heimatort ereignet. Bevor sie nicht weiß, wer dahintersteckt...«
»Ein Angriff? Das ist unmöglich.«
»Es ist aber wahr.« Cael schlug die Augen auf. Müde zwar, gleichzeitig jedoch auch wachsam winkte sie der Frau zu. »Komm zu mir. Hab keine Angst.« Sie hob die Hand und berührte ihr Halsband, dann bedeutete sie der vorsichtigen Barena, sie solle zu ihr kommen. Barena trat einen Schritt vor, und dann noch einen. Cael streckte die Hand aus und legte den Finger knapp über die Halsschlagader der Frau. »Gesegnet sind diejenigen, die den Drachenwandlern dienen.«
»Danke.« Barena glühte vor Freude, machte aber rasch wieder ein paar Schritte zurück und zeigte damit den Zwiespalt von Angst und Ehrerbietung, den Lucan schon früher bemerkt hatte. Barena zögerte und sagte darauf: »Gibt es sonst noch etwas, womit ich Euch helfen kann?«
»Sag niemandem, dass du mich gesehen hast. Diese Heimlichtuerei dient deiner eigenen Sicherheit. Jene, die Schaden anrichten wollen, haben meine Familie verletzt. Sie könnten auch dich verletzen.«
»Ich verstehe, Herrin.« Barena wich noch weiter zurück. »Ich werde nichts sagen.«
Lucan hielt sie auf, bevor sie durch die Tür zu entschwinden vermochte. »Kannst du uns etwas über dieses Gebäude sagen?«
Barena runzelte die Stirn. »Es handelt sich um eine Spielstätte. Darüber hinaus gibt es hier private Räume, viele Restaurants und einen Bereich mit Geschäften.«
»Danke.« Lucan hielt die Tür auf, und die Frau ging. Er wandte sich an Cael, die noch immer blass aussah, und half ihr in die Kleider. »Können wir dir irgendwo Platin besorgen? Wie weit ist es bis zum Krankenhaus?«
»Nicht weit. Es ist zu Fuß erreichbar.«
Cael kämpfte sich auf die Beine und schwankte. Seine Frage nach dem Platin hatte sie noch nicht beantwortet.
Er drehte sich zu ihr um, hob mit den Fingerspitzen ihr Kinn und sah ihr in die Augen. Eine unleugbare Verbindung flackerte auf.
Seine Stimme klang sanft und heiser. »Wir könnten in eine Falle laufen.«
»Das würde Nisco niemals tun - jedenfalls nicht, wenn sie die Wahl hat.«
»Aber... da ist noch etwas, das du unbedingt wissen musst.« Er fuhr mit der Hand von ihrem Kinn zum Hals, und spürte, wie wild ihr Puls schlug.
»Ja?«
Sie wartete darauf, dass er weitersprach. Aber er konnte ihr nicht gestehen, dass er von der Erde stammte. Dass sie ihm unendlich viel bedeutete und er hoffte, sie kehre gemeinsam mit ihm zur Erde zurück. Sie wollte den Gral für Pendragon bekommen - so war es ihm nicht möglich, sie vor die Wahl zu stellen.
Er riss sie an sich und küsste sie mit der Verzweiflung eines Ertrinkenden, der nach Luft ringt. Wie ein Mann, der nicht über den gegenwärtigen Augenblick hinausdenken will. Nicht über diesen Ort hinaus. Nicht über diesen Kuss hinaus.
~ 18 ~
Pendragon ist das Banner Britanniens unter dem großen Drachen und steht als
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