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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Fraser< nennen, auf keinen Fall. Von ›Henry‹ bin ich auch nicht so begeistert, aber das ist zumindest besser als Lambert. Wie wär’s mit William?« schlug ich vor. »Nach deinem Bruder?« Sein älterer Bruder William war in früher Jugend gestorben, aber Jamie hatte ihn in liebevoller Erinnerung behalten.
    Seine Stirn legte sich in nachdenkliche Falten. »Hmm. Aye, vielleicht. Oder wir nennen ihn...«
    »James«, ertönte eine dumpfe Grabesstimme aus dem Rauchfang.
    »Was?« Ich fuhr hoch.
    »James«, wiederholte der Kamin voller Ungeduld. »James. James!«
    »Heiliger Himmel!« keuchte Jamie und starrte in das lodernde Kaminfeuer. Ich spürte, wie sich die Haare an seinem Arm aufstellten. Einen Moment lang saß er wie erstarrt da, dann hatte er
plötzlich eine Idee. Er schwang sich aus dem Bett und trat ans Dachfenster, ohne sich die Mühe zu machen, etwas über sein Hemd zu ziehen.
    Ein Schwall eiskalter Luft drang herein, als Jamie das Schiebefenster aufriß und den Kopf hinausstreckte. Ich vernahm einen gedämpften Ruf, dann ein scharrendes Geräusch auf den Dachziegeln. Jamie beugte sich weit hinaus. Ächzend vor Anstrengung zog er jemanden herein, der die Arme um seinen Nacken gelegt hatte. Die Gestalt entpuppte sich als ein gutaussehender Jüngling in dunklen, klatschnassen Kleidern, dessen eine Hand mit einem blutigen Stück Stoff umwickelt war.
    Der Besucher stolperte über das Fensterbrett und landete auf allen vieren im Zimmer. Doch unverzüglich rappelte er sich auf, zog seinen Schlapphut und verbeugte sich vor mir.
    »Madame«, sagte er mit breitem Akzent auf französisch. »Ich bitte mein formloses Erscheinen zu entschuldigen. Ich möchte Sie nicht stören, doch es ist von höchster Dringlichkeit, daß ich meinen Freund James zu solch nachtschlafender Zeit aufsuche.«
    Er war ein kräftiger, hübscher Bursche mit dichtem, hellbraunem Lockenhaar, das lose auf seine Schultern fiel. Sein hellhäutiges Gesicht war vor Kälte und Erschöpfung gerötet. Als er sich mit der verbundenen Hand über die laufende Nase fuhr, zuckte er leicht zusammen.
    Jamie verbeugte sich höflich vor dem Besucher.
    »Mein Haus steht Euch zu Diensten, Eure Hoheit«, verkündete er mit einem flüchtigen Blick auf das ungepflegte Äußere des Jünglings. Seine Halsbinde hing herab, die Hälfte seiner Knöpfe war verkehrt geknöpft, und der Schlitz seiner Kniehose stand teilweise offen. Mir entging nicht, daß Jamie dies mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis nahm und sich unauffällig vor den jungen Mann stellte, um mir den anstößigen Anblick zu ersparen.
    »Darf ich Euch meine Frau vorstellen, Hoheit: Claire, Herrin von Broch Tuarach.« Dann wandte er sich an mich:
    »Claire, das ist seine Hoheit Prinz Charles, der Sohn von König James von Schottland.«
    »Hm, ja, das habe ich mir schon gedacht«, meinte ich. »Äh, guten Abend, Eure Hoheit.« Ich nickte geziemend, während ich die Bettdecke etwas höher zog. Unter diesen Umständen konnte ich den üblichen Knicks wohl weglassen.

    Der Prinz hatte Jamies langwierige Vorstellung genutzt, um seine Hose etwas in Ordnung zu bringen, und nickte mir jetzt voller königlicher Würde zu.
    »Es ist mir ein Vergnügen, Madame.« Er verbeugte sich erneut, diesmal mit mehr Eleganz. Dann stand er da, drehte den Hut in seinen Händen und überlegte offenbar, was er als nächstes sagen sollte. Jamie, nur mit seinem Hemd bekleidet, stand neben ihm und blickte abwechselnd von mir zu Charles. Anscheinend war er ebenso um Worte verlegen.
    »Äh«, brach ich das Schweigen, »habt Ihr einen Unfall gehabt, Hoheit?« Ich nickte zu dem Taschentuch, das um seine Hand gewickelt war, und er starrte es an, als sähe er es zum erstenmal.
    »Ja«, antwortete er, »äh... nein. Ich meine... es ist nicht der Rede wert, gnädige Frau.« Während er noch tiefer errötete, betrachtete er die Hand. Sein Verhalten war merkwürdig, halb verlegen, halb wütend. Da ich jedoch sah, daß der Blutfleck auf dem Stoff größer wurde, schwang ich mich aus dem Bett und griff nach meinem Morgenrock.
    »Laßt mich das einmal ansehen«, meinte ich. Etwas widerwillig entblößte der Prinz die Wunde; sie war nicht bedenklich, aber eigenartig.
    »Es sieht wie eine Bißwunde aus«, bemerkte ich ungläubig und betupfte die halbkreisförmige Verletzung zwischen Daumen und Zeigefinger. Sie mußte vor dem Verbinden noch mehr bluten, und Prinz Charles zuckte zusammen, als ich gegen das Fleisch um die Wunde drückte.
    »Ja«, sagte

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