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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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gewirkt hat, ist in ihnen gebunden.« Er schoß ein gelbliches Klümpchen in meine Richtung.
    »Schwefel. Wenn man ihn mit ein paar anderen Kleinigkeiten pulverisiert und eine Lunte daran hält, explodiert es. Schießpulver. Ist das Magie? Oder ist es die Natur des Schwefels?«
    »Vermutlich hängt es davon ab, mit wem Sie darüber sprechen«, stellte ich fest, woraufhin sich seine Miene zu einem Grinsen verzog.
    »Wenn Sie jemals beabsichtigen, Ihren Mann zu verlassen, Madonna«, sagte er schmunzelnd, »werden Sie bestimmt nicht verhungern. Ich habe ja gesagt, Sie kennen sich aus.«
    »Mein Mann!« rief ich aus. Nun wußte ich, was die gedämpften Geräusche aus dem entfernten Ladenraum zu bedeuten hatten. Es gab einen lauten Knall, als würde eine gewaltige Faust auf den Tresen niedergehen, während sich eine entschiedene tiefe Stimme über das Gewirr anderer Geräusche erhob.
    »Um Himmels willen! Ich habe Jamie vergessen.«
    »Ihr Mann ist draußen?« Raymonds Augen weiteten sich über das übliche Maß hinaus, und wenn er nicht bereits blaß wie die Wand gewesen wäre, wäre er wohl auch erbleicht.
    »Ich habe ihn vor der Tür warten lassen«, erklärte ich und bückte mich, um durch die Geheimöffnung wieder nach draußen zu gelangen. »Gewiß hat es ihm zu lange gedauert.«
    »Warten Sie, Madonna.« Raymond packte mich am Ellbogen und hielt mich zurück. Dann legte er eine Hand über die meine, die den weißen Kristall hielt.
    »Der Kristall. Ich habe Ihnen doch gesagt, er ist zu Ihrem Schutz.«
    »Schon gut«, erwiderte ich ungeduldig, als ich meinen Namen immer lauter rufen hörte. »Wie wirkt er?«
    »Er reagiert empfindlich, wenn sich Gift in der Nähe befindet. Dann ändert er seine Farbe.«
    Ich hielt inne, richtete mich auf und starrte ihm ins Gesicht.
    »Gift?« wiederholte ich langsam. »Das heißt...«
    »Ja, Madonna. Vielleicht schweben Sie noch immer in Gefahr.« Ein grimmiger Ausdruck breitete sich über Raymonds Gesicht. »Ich
kann es nicht beschwören und weiß auch nicht, woher die Gefahr kommt. Wenn ich es herausfinde, seien Sie versichert, daß ich es Sie wissen lasse.« Unruhig wanderten seine Augen zur Geheimöffnung. Donnernde Schläge fuhren auf die Außenmauer nieder. »Bitte beruhigen Sie auch Ihren Mann.«
    »Keine Sorge«, versicherte ich und tauchte unter dem niedrigen Sturz hindurch. »Jamie beißt nicht. Das glaube ich wenigstens.«
    »Es sind nicht seine Zähne , die mich beunruhigen«, hörte ich ihn noch sagen, während ich gebückt über die Asche in der Feuerstelle stieg.
    Als Jamie mich erblickte, senkte er den Dolch, mit dessen Griff er soeben die Wand bearbeiten wollte.
    »Ach, hier bist du!« stellte er fest. Er neigte den Kopf und sah zu, wie ich Ruß und Asche vom Saum meines Kleides klopfte. Als er Raymond vorsichtig unter dem Tisch hervorlugen sah, verfinsterte sich seine Miene.
    »Und da ist ja auch unsere kleine Kröte! Hat er eine Erklärung, Sassenach, oder soll ich ihn aufspießen und zu den anderen da draußen hängen?« Ohne den Blick von Raymond zu wenden, nickte er in Richtung der anderen Werkstatt, wo getrocknete Kröten und Frösche an einem langen Filzstreifen aufgespießt hingen.
    »Aber nein«, sagte ich hastig, als ich sah, daß sich Raymond wieder in sein Allerheiligstes zurückziehen wollte. »Er hat mir alles erzählt und war mehr als hilfreich.«
    Widerstrebend steckte Jamie den Dolch weg, während ich Raymond die Hand reichte, um ihm aus dem Loch zu helfen. Raymond zuckte beim Anblick von Jamie zurück.
    »Ist dieser Mensch Ihr Mann, Madonna?« fragte er in einem Ton, als hoffte er, die Antwort lautete »nein«.
    »Ja«, antwortete ich. »Mein Mann James Fraser, der Herr von Broch Tuarach.« Ich deutete auf Jamie, obwohl ich kaum jemanden anderen hatte meinen können, und anschließend in die andere Richtung: »Maître Raymond.«
    »Das habe ich mir gedacht«, sagte Jamie trocken. Er verneigte sich und streckte Raymond, dessen Kopf gerade bis zu Jamies Taille reichte, die Hand entgegen. Raymond berührte sie kurz und zog die seine leicht schaudernd wieder zurück. Ich starrte ihn verwundert an.
    Jamie hob lediglich eine Augenbraue, lehnte sich zurück und
machte es sich auf der Tischkante bequem. Nachdem er die Arme vor der Brust verschränkt hatte, fragte er: »Also, was gibt’s?«
    Ich übernahm den größten Teil der Erklärungen, während Raymond dann und wann einsilbige Bestätigungen einwarf. Der kleine Apotheker schien seiner gesamten

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