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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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nicht aus den Augen. »Dann laß uns über die Erinnerungen reden.«
    » Ich nicht!« protestierte er. »Du kannst doch nicht von mir glauben, daß ich so etwas tue. Ich bin ein verheirateter Mann!«
    »Und Monsieur Millefleurs, ist der nicht verheiratet?«
    »Er ist nicht nur verheiratet, sondern hat auch zwei Mätressen«, erklärte Jamie. »Aber er ist Franzose - das ist ein Unterschied.«
    »Aber der Duca di Castellotti ist kein Franzose - er ist Italiener.«
    »Aber er ist ein Herzog. Das ist auch etwas anderes.«
    »Tatsächlich? Ob die Herzogin das auch findet?«
    »Wenn ich bedenke, was der Herzog von der Herzogin gelernt haben will, nehme ich das an. Ist das Bad noch nicht fertig?«
    Nachdem er sich die Decke um die Lenden geschlungen hatte, erhob er sich und ging schwerfällig zur dampfenden Badewanne. Er ließ die schützende Hülle fallen und glitt rasch ins Wasser - allerdings nicht schnell genug!
    »Enorme!« bemerkte das Mädchen und bekreuzigte sich. »C’est tout«, stieß ich zwischen den Zähnen hervor. » Merci bien.« Errötend schlug sie die Augen nieder und trippelte hinaus.
    Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, streckte Jamie sich wohlig im Wasser aus. Er war offenbar der Meinung, man solle ein Bad, das zu bereiten so viel Mühe kostete, auch genießen.
    Während er immer tiefer in das heiße Wasser eintauchte, breitete sich über sein stoppelbärtiges Gesicht ein glückseliger Ausdruck. Seine helle Haut färbte sich leicht rot. Er hatte die Augen geschlossen, und zarte Schweißperlen schimmerten auf den Ringen unter seinen Augen.
    »Seife?« Fragend schlug er die Augen auf.
    »Ja, hier.« Ich reichte ihm die Seife und setzte mich auf einen Schemel neben der Wanne. Ich beobachtete, wie er sich eifrig schrubbte und versorgte ihn mit einem Lappen und einem Bimsstein,
mit dem er sorgfältig seine Fußsohlen und Ellbogen bearbeitete.
    »Jamie«, sagte ich schließlich.
    »Aye?«
    »Ich möchte mit dir nicht über deine Vorgehensweise streiten«, meinte ich, »und wir waren uns auch im klaren darüber, daß wir uns auf einiges einlassen müssen, aber... mußtest du wirklich...«
    »Mußte ich was, Sassenach?« Er hielt mit dem Schrubben inne, neigte den Kopf und sah mich durchdringend an.
    »Nun... ich meine...« Zu meiner Verärgerung stieg mir das Blut in den Kopf.
    Eine große Hand tauchte tropfend aus dem Wasser auf und legte sich auf meinen Arm. Die feuchte Hitze drang durch den dünnen Stoff des Ärmels.
    »Sassenach«, sagte er, »was glaubst du, was ich getan habe?«
    »t1h«, stotterte ich und versuchte vergebens, nicht auf die Bißwunde an seinem Oberschenkel zu blicken. Er lachte, wenn auch nicht sonderlich amüsiert.
    »Oh ihr Kleingläubigen!« meinte er spöttisch.
    Ich wich zurück.
    »Also, wenn ein Ehemann mit Bißwunden übersät, zerkratzt und nach Parfüm stinkend, nach Hause kommt und zugibt, er hätte die Nacht in einem Bordell verbracht, und...«
    »Und dir geradeheraus erklärt, er hätte nur zugesehen und nicht mitgemacht?«
    »Solche Male entstehen nicht vom Zusehen!« rief ich aufgebracht. Aber sofort biß ich mir auf die Lippen. Ich kam mir vor wie ein keifendes eifersüchtiges Weib, und das wollte ich nicht. Ich hatte gelobt, alles gelassen hinzunehmen. Und ich wollte mir einreden, daß ich Jamie voll vertraute, und überhaupt, wo gehobelt wird, da fallen Späne. Selbst wenn wirklich etwas geschehen wäre...
    Durch den nassen Fleck auf meinem Ärmel spürte ich die kühle Luft. Ich bemühte mich, wieder einen unbeschwerten Ton anzuschlagen.
    »Oder sind es die Narben des ehrenhaften Kampfes, den du zur Verteidigung deiner Tugend geführt hast?« Irgendwie gelang mir der unbekümmerte Tonfall nicht so recht. Die Frage klang sogar ziemlich häßlich, das mußte ich vor mir selbst zugeben. Es machte mir jedoch immer weniger aus.

    Jamie verstand sich auf Untertöne. Er verengte die Augen zu einem Schlitz und schien etwas sagen zu wollen. Dann überlegte er es sich offenbar anders und schluckte die Bemerkung hinunter.
    »Ja«, entgegnete er ruhig. Er fischte die Seife aus dem Wasser und streckte mir das weiße, glitschige Gebilde entgegen.
    »Wäschst du mir die Haare? Während der Heimfahrt hat Seine Hoheit auf mich gekotzt, daher stinke ich ein bißchen.«
    Nach kurzem Zögern nahm ich das Friedensangebot zumindest vorübergehend an.
    Unter dem dicken, seifigen Haar tastete ich die feste Rundung seines Schädels und die Narben am Hinterkopf. Ich drückte beide

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