Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
ich zu gern«, sagte ich, während ich die Schokolade einschenkte. »Wer zum Teufel ist La Dame Blanche ?«
    » La Dame Blanche ?« Magnus, der sich mit dem Brotkorb in der Hand über meine Schulter beugte, zuckte so heftig zusammen, daß ein Brötchen herausfiel. Ich fing es auf, legte es zurück und musterte den Butler, der ziemlich erschüttert aussah.
    »Ja, genau«, sagte ich. »Sie haben den Namen schon einmal gehört, Magnus?«
    »Aber natürlich, Madame«, entgegnete der alte Mann. » La Dame Blanche est une sorciere .«
    »Eine Zauberin?« wiederholte ich ungläubig.
    Magnus zuckte die Achseln, legte die Serviette über die Brötchen und vermied es, mich anzusehen.
    »Die weiße Dame«, murmelte er. »Sie gilt als weise Frau, als Heilerin. Aber... sie kann auch ins Innerste eines Menschen blikken und seine Seele zu Asche machen, wenn sie dort etwas Böses entdeckt.« Er nickte kurz, drehte sich um und verschwand eiligst in Richtung Küche. An der Bewegung seines Ellbogens sah ich, daß er sich bekreuzigte.
    »Großer Gott«, sagte ich zu Jamie. »Hast du schon mal von La Dame Blanche gehört?«
    »Hm? Oh? Ach ja... ich kenne die Geschichten, die man sich über sie erzählt.« Von Jamies Augen sah ich nur die langen Wimpern, während er die Nase in die Kakaotasse steckte, aber seine Wangen waren so rot, daß es nicht allein an dem heißen Getränk liegen konnte.

    Ich lehnte mich im Stuhl zurück, verschränkte die Arme und musterte ihn streng.
    »So, so, du weißt etwas darüber«, stellte ich fest. »Überrascht es dich zu hören, daß die beiden Männer, die uns letzte Nacht überfallen haben, mich La Dame Blanche genannt haben?«
    »Tatsächlich?« Verblüfft sah er mich an.
    Ich nickte. »Als sie mich kurz im Licht sahen, riefen sie: › La Dame Blanche‹ , und dann gaben sie Fersengeld, als hätte ich die Pest.«
    Jamie atmete tief durch. Seine rote Gesichtsfarbe verblaßte, und er wurde bleich wie der Porzellanteller, der vor ihm stand.
    »Herr im Himmel«, sagte er halb zu sich selbst. »Herr... im Himmel!«
    Ich beugte mich über den Tisch und nahm ihm die Tasse aus der Hand.
    »Möchtest du mir jetzt vielleicht erzählen, was du über La Dame Blanche weißt?« schlug ich freundlich vor.
    »Na ja...« Er zögerte, doch dann warf er mir einen betretenen Blick zu. »Es ist nur... Ich habe Glengarry gesagt, du seist La Dame Blanche.«
    »Du hast Glengarry was gesagt?« Ich verschluckte mich an dem Bissen, den ich gerade im Mund hatte. Fürsorglich klopfte mir Jamie auf den Rücken.
    »Genauer gesagt, Glengarry und Castellotti«, meinte er entschuldigend. »Kartenspielen und Würfeln, schön und gut, aber sie wollten es nicht dabei belassen. Und sie fanden es sehr komisch, daß ich meiner Frau treu bleiben will. Sie sagten... nun, sie sagten verschiedene Dinge, und ich... ich war es leid.« Er sah weg. Seine Ohren brannten feuerrot.
    »Hm.« Ich nippte an meinem Tee. Da ich Castellottis spitze Zunge kannte, konnte ich mir gut vorstellen, wie erbarmungslos er meinen Mann geneckt hatte.
    Jamie leerte seine Tasse mit einem Zug. Als er sich vorsichtig nachschenkte, starrte er auf die Kanne, um meinem Blick auszuweichen. »Aber ich konnte schließlich nicht einfach weggehen, oder?« fuhr er fort. »Ich mußte doch den ganzen Abend bei Seiner Hoheit bleiben, und es hätte uns nicht weitergebracht, wenn er mich für unmännlich halten würde.«
    »Also hast du ihnen weisgemacht, ich sei La Dame Blanche ?«
Angestrengt versuchte ich, ein Lachen zu unterdrücken. »Und wenn du dich mit den Damen der Nacht einlassen würdest, ließe ich dein Geschlecht einschrumpeln.«
    »Äh, nun ja...«
    »Mein Gott, und sie haben es dir abgenommen?« Vor Anstrengung, mich zu beherrschen, mußte ich inzwischen ebenso rot angelaufen sein wie Jamie.
    »Anscheinend war ich sehr überzeugend«, erklärte Jamie mit einem Zucken um die Mundwinkel, »und sie mußten einen Eid auf das Leben ihrer Mutter schwören, es nicht weiterzuerzählen.«
    Nun konnte ich nicht mehr an mich halten und brach in schallendes Gelächter aus.
    »O Jamie!« rief ich. »Du bist ein Schatz!« Ich beugte mich vor und küßte ihn auf die heißen Wangen.
    »Na ja«, sagte er verlegen, während er sein Brot mit Butter bestrich. »Mir ist nichts Besseres eingefallen. Und danach hörten sie tatsächlich auf, mir Huren auf den Hals zu hetzen.«
    »Gut«, sagte ich. Ich nahm ihm das Brot aus der Hand, strich Honig darauf und gab es ihm zurück.
    »Ich kann mich

Weitere Kostenlose Bücher