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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Charles’ Annäherungsversuche noch die Interessen des Papstes erwähnt hatte. Doch auch James Stuart hatte seine Spione.
    Nach einer Weile wurde mir bewußt, daß sich Jamies Haltung etwas verändert hatte. Ein Blick in seine Richtung offenbarte, daß er zwar noch ein offenes Buch auf den Knien hielt, aber nicht mehr hineinschaute. Statt dessen starrte er mich an, oder genauer gesagt den Ausschnitt meines Nachthemds, das etwas weiter aufgeknöpft war, als sittsam war. Allerdings war Sittsamkeit im Ehebett auch nicht unbedingt erforderlich.
    Sein Blick war gedankenverloren und sehnsüchtig, und mir wurde klar, daß Sittsamkeit im Ehebett zwar nicht erforderlich, in Anbetracht der Umstände aber aus Gründen der Rücksicht zu erwarten war. Natürlich gab es andere Möglichkeiten.
    Als Jamie merkte, daß ich ihn ansah, errötete er ein wenig und wandte sich mit übertriebenem Eifer seinem Buch zu. Ich rollte mich auf die Seite und legte meine Hand auf seinen Schenkel.

    »Ist das Buch interessant?« fragte ich und liebkoste ihn sachte.
    »Mmmpf. Aye.« Er errötete noch tiefer, blickte aber nicht von seiner Lektüre auf.
    Mit leisem Lächeln ließ ich meine Hand unter die Bettdecke gleiten. Er ließ das Buch fallen.
    »Sassenach!« rief er. »Du weißt, du kannst doch nicht...«
    »Nein«, sagte ich, »aber du kannst. Oder besser gesagt, ich kann für dich.«
    Mit festem Griff entfernte er meine Hand.
    »Nein, Sassenach. Das wäre nicht recht.«
    »Nicht recht?« fragte ich überrascht. »Warum denn nicht?«
    Er wand sich vor Unbehagen und vermied es, mich anzusehen.
    »Tja, ich... ich käme mir schäbig vor, Sassenach. Wenn ich mich auf deine Kosten mit dir vergnüge und dir dafür nichts geben kann... also, ich würde mich dabei nicht wohl fühlen, das ist alles.«
    Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen und bettete meinen Kopf auf seinen Schenkel.
    »jamie, du bist einfach lieb!«
    »Ich bin nicht lieb«, entgnete er indigniert. »Aber ich bin nicht so ein selbstsüchtiger... Claire, hör auf!«
    »Du hattest vor, noch ein paar Monate zu warten?« fragte ich, ohne aufzuhören.
    »Das könnte ich«, sagte er mit aller Würde, die er im Moment aufbringen konnte. »Ich habe zw-zweiundzwanzig Jahre gewartet, und ich kann...«
    »Nein, das kannst du nicht«, erklärte ich, zog die Bettdecke zurück und bewunderte das, was sich so deutlich unter seinem Nachthemd abzeichnete. Ich berührte es, und begierig bewegte es sich ein wenig auf meine Hand zu. »Ich weiß nicht, was Gott mit dir vorhatte, Jamie Fraser, aber zum Mönch bist du nicht bestimmt.«
    Mit sicherer Hand zog ich sein Nachthemd hoch.
    »Aber...« fing er an.
    »Zwei gegen einen«, sagte ich und beugte mich über ihn. »Du verlierst.«
     
    Während der nächsten Tage arbeitete Jamie fieberhaft, um sicherzustellen, daß der Weinhandel während seiner Abwesenheit reibungslos funktionierte. Dennoch nahm er sich fast jeden Tag die
Zeit, sich nach dem Mittagessen ein Weilchen zu mir zu setzen. So war er bei mir, als ein Besucher gemeldet wurde. Besuch war nichts Ungewöhnliches. Louise kam ab und zu vorbei, um über die Schwangerschaft zu plaudern oder den Verlust ihres Geliebten zu beklagen - obwohl ich insgeheim dachte, daß sie Charles als Objekt edelmütiger Entsagung weitaus mehr schätzte denn als Liebhaber. Sie hatte versprochen, mir türkische Bonbons mitzubringen, und so erwartete ich, ihr rundes, rosiges Gesicht in der Tür zu sehen.
    Zu meiner Überraschung handelte es sich bei dem Besuch jedoch um Monsieur Forez. Magnus persönlich führte ihn in den Salon und nahm dem Gast Hut und Umhang mit fast abergläubischer Ehrfurcht ab.
    Nicht minder überrascht, stand Jamie auf, um den Henker zu begrüßen und ihm eine Erfrischung anzubieten.
    »Im allgemeinen trinke ich keinen Alkohol«, erklärte Monsieur Forez lächelnd. »Aber ich möchte die Gastfreundschaft meiner geschätzten Kollegin nicht ablehnen.« Er verbeugte sich steif in meine Richtung. »Ich hoffe, Sie befinden sich wohlauf, Madame Fräser?«
    »Ja», erwiderte ich vorsichtig. »Vielen Dank.« Ich fragte mich, welchem Umstand wir die Ehre seines Besuchs verdankten. Denn obwohl Monsieur Forez Kraft seines Amtes ein reicher Mann war und über großes Ansehen verfügte, nahm ich nicht an, daß man ihn häufig zum Diner einlud.
    Er durchquerte den Raum und legte ein Päckchen neben mich auf die Chaiselongue - die väterliche Geste eines Geiers, der seine Jungen füttert. Ich nahm das Päckchen

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