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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sein Bruder mit der Frau des Prokurators Ehebruch begangen hatte. Und Geillis hatte es sich in den Kopf gesetzt, Dougal zu heiraten. Ich glaube, sie hat die MacKenzies mit ihrem Wissen über Hamish’ Abstammung unter Druck gesetzt.«
    »Hamish? Ach so, Colums Sohn. Ich erinnere mich.« Roger rieb sich die Stirn. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken.
    »Nicht Colums Sohn«, verbesserte ihn Claire, »sondern Dougals. Colum konnte keine Kinder zeugen, Dougal hingegen schon. Hamish war der Erbe des Oberhaupts der MacKenzies, und Colum hätte jeden umgebracht, der die Stellung des Kindes bedrohte - und das hat er dann ja auch getan.«
    Sie holte tief Luft. »Und das führt uns zu dem zweiten Grund, weshalb ich Ihnen die Geschichte erzählt habe.«
    Roger vergrub die Hände in den Haaren und starrte auf die Tischplatte. Vor seinen Augen verschwammen die Linien des
Stammbaums zu einem Geflecht verworrener Schlangenlinien, und zwischen den Namen zuckten gespaltene Zungen.
    »Geillis Duncan«, stieß er heiser hervor, »hatte eine Impfnarbe.«
    »Ja, und im Grunde bin ich deshalb nach Schottland zurückgekommen. Als ich das Land gemeinsam mit Frank verließ, habe ich mir geschworen, nie mehr hierher zurückzukehren. Wenn ich auch nicht vergessen konnte, was ich wußte, so konnte ich es wenigstens verdrängen. Ich konnte fortbleiben und mich nicht darum kümmern, was nach meinem Weggang aus all den Menschen wurde. Das schien mir das geringste, was ich für Frank und Jamie und das Baby, das in mir wuchs, tun konnte.« Sie preßte die Lippen zusammen.
    »Aber Geillis hat mir bei dem Prozeß in Cranesmuir das Leben gerettet. Wahrscheinlich hielt sie sich selbst schon für verloren. Aber um mich zu retten, verspielte sie auch die letzte Chance, die sie vielleicht noch hatte. Sie ließ mir etwas ausrichten. Dougal hat mir die Botschaft überbracht, als er mir in einer Höhle in den Highlands mitteilte, daß Jamie gefangengenommen wurde. Die Botschaft bestand aus zwei Teilen. Zum einen aus dem Satz ›Ich glaube, es ist möglich, aber ich weiß es nicht<. Und aus einer Folge von vier Zahlen - eins, neun, sechs und acht.«
    »Neunzehnhundertachtundsechzig.« Roger bekam allmählich das Gefühl zu träumen. Bestimmt würde er gleich aufwachen. »Dieses Jahr. Was soll das heißen, sie glaubt, es sei möglich?«
    »Zurückzukehren. Durch die Steine. Sie hatte es zwar nicht versucht, aber sie traute es mir zu. Und natürlich hatte sie recht.« Claire drehte sich um und nahm ihr Glas vom Tisch auf. Über den Rand hinweg sah sie Roger an. Ihre Augen hatten die gleiche Farbe wie der Whisky. »Wir haben 1968, das Jahr, in dem sie in die Vergangenheit reiste. Nur glaube ich, daß sie noch nicht fort ist.«
    Roger rutschte das Glas aus der Hand, und er fing es gerade noch rechtzeitig auf.
    »Was?... Hier? Aber sie... warum nicht?... Sie wollen doch nicht sagen...«, stammelte er, während sich in seinem Kopf die Gedanken überschlugen.
    »Sicher weiß ich es nicht«, stellte Claire richtig. »Aber ich glaube es. Ich bin überzeugt, daß sie Schottin ist, und alles deutet darauf hin, daß sie irgendwo in den Highlands in die Vergangenheit reiste. Wir können davon ausgehen, daß es eine ganze Anzahl von Steinkreisen
gibt, aber vom Craigh na Dun wissen wir, daß er tatsächlich ein Durchgang ist - für die, die ihn benutzen können. Abgesehen davon«, fügte sie als unwiderlegbares Argument hinzu, »hat Fiona sie gesehen.«
    »Fiona?« Das war mehr, als Roger verkraften konnte. Der Höhepunkt der Absurdität. Alles andere konnte er noch irgendwie glauben - Zeitreisen, verräterische Clansmänner, historische Enthüllungen -, aber Fiona, das wollte ihm nicht in den Kopf. Flehend blickte er Claire an. »Sagen Sie, daß das nicht stimmt«, bettelte er. »Nicht Fiona!«
    Um Claires Mundwinkel zuckte es. »Das geht leider nicht«, sagte sie nicht ohne Mitgefühl. »Ich habe sie nach einer Gruppe von Druidinnen gefragt, zu der ihre Großmutter gehörte. Natürlich hatte man sie schwören lassen, nichts zu verraten, aber da ich bereits eine ganze Menge wußte, war es nicht allzu schwierig, sie zum Sprechen zu bringen. Sie hat mir erzählt, es sei eine Frau dagewesen, die viele Fragen gestellt hat - eine große, blonde Frau mit auffälligen grünen Augen. Fiona fühlte sich bei ihrem Anblick an jemanden erinnert«, fügte sie vorsichtig hinzu, wobei sie sorgsam Rogers Blick vermied, »aber sie wußte nicht, an wen.«
    Roger konnte nur noch

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