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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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gerne etwas mit meinem Cousin und seiner Frau besprechen. Außerdem scheint es, dem Lärm nach zu schließen, auf dem Achterdeck
Probleme mit den Ladenetzen zu geben.« Diese schlaue Bemerkung reichte aus, daß Kapitän Portis wie von der Tarantel gestochen aus der Kammer schoß. Seine heisere Stimme schwenkte über in eine spanisch-französische Mundart, die ich gottlob nicht verstand.
    Jared schritt langsam zur Tür, um sie hinter dem breiten Kapitän zu schließen und damit den Lärmpegel erheblich zu mindern. Er trat an den winzigen Kapitänstisch zurück und füllte unsere Gläser feierlich auf, bevor er zu sprechen anhob. Dann blickte er mit einem entschuldigenden Lächeln zu Jamie und anschließend zu mir.
    »Ich wollte an sich mit meiner Bitte nicht so überstürzt an euch herantreten«, erklärte er, »aber ich muß feststellen, daß der gute Kapitän mich verraten hat. Die Wahrheit ist...«, er hob das Glas, in dem sich das Wasser spiegelte und die schimmernden glänzenden Messingteile der Kammer wie Funken zurückwarf, »ich brauche einen Mann.« Er neigte das Glas in Jamies Richtung, setzte es an die Lippen und trank.
    »Einen guten Mann«, führte er ein wenig genauer aus. »Du mußt verstehen, meine Liebe...«, er verbeugte sich vor mir, »ich habe die Aussicht, mich an einem neuen Weinkeller an der Mosel zu beteiligen. Aber ich kann nicht guten Gewissens einen Untergebenen mit der Begutachtung des Kellers betrauen. Ich muß die Räume mit eigenen Augen sehen und darüber nachdenken, wie es damit weitergehen soll. Das Unternehmen wird mehrere Monate in Anspruch nehmen.«
    Nachdenklich blickte er in sein Glas und schwenkte die braune Flüssigkeit, so daß der Duft schon bald die winzige Kabine erfüllte. Ich hatte lediglich einige kleine Schlucke davon getrunken, fühlte mich aber bereits ein wenig beschwipst.
    »Die Gelegenheit ist zu günstig, als daß man sie ungenutzt vorübergehen lassen sollte«, sagte Jared. »Außerdem habe ich die Möglichkeit, Verträge mit etlichen Weinkellern an der Rhône zu schließen. Ihre Erzeugnisse sind hervorragend, aber ziemlich selten in Paris. Gott, in Adelskreisen verkaufen sie sich so gut wie Eis im Sommer!« Seine gewitzten schwarzen Augen funkelten kurz vor Habgier, aber als er mich anblickte, sprühten sie vor Humor.
    »Aber...«, sagte er.
    »Aber«, führte ich an seiner Stelle den Satz zu Ende, »du kannst deine Geschäfte hier nicht sich selbst überlassen.«

    »Intelligent, schön und charmant. Ich gratuliere dir, Cousin.« Er neigte sein wohlfrisiertes Haupt und zog in heiterer Wertschätzung eine Augenbraue hoch.
    »Ich gebe zu, daß ich nicht so recht wußte, wie ich vorgehen soll«, erklärte er und stellte mit dem Ausdruck eines Mannes, der ernsthaften Geschäften den Vorrang vor gesellschaftlichem Geplänkel gibt, sein Glas auf den Tisch. »Aber als mich dein Brief aus Ste. Anne erreichte, in dem du mir mitgeteilt hast, daß ihr beabsichtigt, nach Paris zu fahren...« Er zögerte einen Augenblick, dann lächelte er Jamie an.
    »Da ich weiß, daß du, mein Junge«, er nickte Jamie zu, »gut mit Zahlen umgehen kannst, war ich geneigt, deine Ankunft als Wink des Schicksals zu verstehen. Aber ich dachte mir, es wäre besser, wenn wir uns erst mal treffen und wieder näher kennenlernen, bevor ich dir dieses Angebot unterbreite.«
    Du meinst, du wolltest erst mal sehen, ob ich vorzeigbar bin, dachte ich zynisch, lächelte aber. Dann sah ich zu Jamie. Stirnrunzelnd erwiderte er meinen Blick. Offenbar war es die Woche der Angebote. Dafür, daß Jamie geächtet war und ich der Spionage verdächtigt wurde, schienen unsere Dienste ziemlich gefragt zu sein.
    Jareds Angebot klang mehr als großzügig; als Gegenleistung dafür, daß Jamie seine Geschäfte in Frankreich sechs Monate lang führte, wollte er ihm nicht nur ein Gehalt zahlen, sondern ihm darüber hinaus sein Haus in Paris mit dem gesamten Personal zur Verfügung stellen.
    »Aber ich bitte dich«, erwiderte Jared, als Jamie das Angebot mit Protesten kommentierte. Er legte einen Finger auf die Nasenspitze und lächelte mich charmant an. »Eine schöne Frau, die Abendgesellschaften gibt, ist ein bedeutendes Kapital im Weingeschäft, Cousin. Du machst dir keine Vorstellung, wieviel mehr Wein sich verkaufen läßt, wenn die Kunden ihn zuvor probieren können.« Er schüttelte entschieden den Kopf. »Deine Frau würde mir einen großen Gefallen erweisen, wenn sie sich die Mühe macht und Gäste zu sich

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