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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Ehemanns.
    »Verdammt, Claire, kannst du nicht einmal damit aufhören?« schimpfte er.
    »Kurz gesagt - nein«, erwiderte ich, während ich mich erschöpft auf den Rand eines reichgeschmückten Brunnens sinken ließ. Meine Handflächen waren feucht, und ich rieb sie an meinem Rock trocken. »Oder glaubst du, ich tue das zu meinem Vergnügen?« In meinem Kopf drehte es sich, und ich schloß die Augen, um wenigstens mein inneres Gleichgewicht wiederzufinden.
    Plötzlich spürte ich eine Hand in meinem Rücken, und als Jamie sich neben mich setzte und mich umschlang, ließ ich mich in seine Arme sinken.
    »O mein Gott! Es tut mir leid, mo duinne . Geht es jetzt wieder?«
    Ich schob ihn weit genug von mir fort, um ihn ansehen zu können. Dann lächelte ich.
    »Ich bin schon wieder in Ordnung. Nur ein wenig benommen, das ist alles.« Ich strich ihm über die Stirn, um die tiefe Sorgenfalte fortzuwischen, die sich dort abzeichnete. Jamie lächelte mich an, doch die dünne, senkrechte Linie zwischen den dichten Augenbrauen blieb. Er streckte die Hand ins Wasser und benetzte meine Wangen. Ich mußte wirklich ziemlich blaß gewesen sein.
    »Bitte entschuldige, Jamie, aber ich konnte wirklich nichts dagegen tun.«
    Mit der feuchten Hand massierte er mir fest und unerschütterlich
den Nacken, und auf mein Haar fiel ein feiner Tröpfchenschleier, der von dem Strahl aus dem Schlund eines Delphins mit Glotzaugen zu mir herübergeweht wurde.
    »Achte nicht auf das, was ich sage, Sassenach. Ich wollte dich nicht anfahren. Es ist nur...« - hilflos ließ er die Hand fallen - »ich komme mir vor wie ein Dummkopf. Ich sehe dich in deinem Elend und weiß, daß ich dir das angetan habe. Aber es gibt nicht die kleinste Möglichkeit, wie ich dir helfen kann. Und deshalb gebe ich dir die Schuld und schimpfe dich aus. Warum erklärst du mir nicht einfach, ich soll mich zum Teufel scheren?« brach es aus ihm heraus.
    Ich lachte, bis mir die in dem engen Mieder gefangenen Rippen weh taten.
    »Scher dich zum Teufel, Jamie!« sagte ich schließlich, während ich mir die Augen trocknete. »Scher dich zum Teufel. Gehen Sie nicht über Los. Ziehen Sie nicht zweihundert Dollar ein!«
    »Gut, das werde ich«, entgegnete er, schon weitaus fröhlicher als zuvor. »Wenn du anfängst, seltsam daherzureden, weiß ich, daß es dir wieder besser geht. Geht es dir besser, Sassenach?«
    »Ja«, sagte ich, setzte mich auf und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf die Umgebung. Der Park von Versailles war offen für die Allgemeinheit, und so mischten sich unter die farbenfroh gekleideten Adeligen auch Gruppen von Kaufleuten und Arbeitern, um das schöne Wetter zu genießen.
    Plötzlich wurden die Türen zu der nahegelegenen Terrasse geöffnet, und unter lautem Schwatzen ergossen sich die Gäste des Königs ins Freie. Der Abgang war wohl von einer neu eingetroffenen Abordnung beschleunigt worden. Offensichtlich war sie gerade den zwei großen Kutschen entstiegen, die ich in der Ferne am Park entlang zu den Ställen fahren sah.
    Die Kleidung der Neuankömmlinge wirkte im Vergleich zu den farbenprächtigen Höflingen, die sie umringten, gedeckt. Doch es war nicht so sehr ihr Anblick, der meine Aufmerksamkeit auf sich zog, als vielmehr der Klang ihrer Stimmen. Eine Gruppe von Franzosen, die sich in einer gewissen Entfernung unterhält, klingt wie eine Schar schnatternder Gänse oder Enten. Engländer hingegen sprechen langsamer und ohne die lebhafte Intonation der Franzosen. Aus der Ferne klingen sie wie das dumpfe, freundliche, monotone Bellen eines Hirtenhundes. Und der allgemeine Eindruck, den
der Massenexodus erweckte, war der von einer Schar gackernder Gänse, die von einer Hundemeute zu Markte getrieben wurde.
    Mit einer gewissen Verspätung waren die Gäste aus England eingetroffen. Zweifellos komplimentierte man sie jetzt taktvoll in den Park, während die Küchenmannschaft hastig ein Mahl für sie bereitete und die riesige Tafel neu gedeckt wurde.
    Neugierig betrachtete ich die Eingetroffenen. Den Herzog von Sandringham hatte ich bereits auf Burg Leoch kennengelernt. Seine quadratische Figur war unverkennbar, während er an Louis’ Seite marschierte und den Kopf mit der modischen Perücke in höflicher Aufmerksamkeit geneigt hielt.
    Die anderen waren mir fremd, obwohl die elegant gekleidete Dame mittleren Alters, die eben durch die Tür trat, niemand anders sein konnte als die Herzogin von Claymore, die erwartet worden war. Zur Feier ihres Besuchs

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