Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
zu stoppen.«
»Wie willst du das anstellen?«, fragte LeClerc.
»Das weiß ich auch nicht, aber wir müssen es wenigstens versuchen, damit wir uns später nichts vorzuwerfen haben.«
Fechner mischte sich ein und erinnerte daran, dass Ruschkow im Restaurant des Europa-Centers eine Reservierung vornahm. Es bestand also die Möglichkeit, dass er dort wieder erscheinen würde.
»Fahr’ zum Europa-Center«, wies Fechner Lena an, »und ich schicke ein anderes Team mit der nächsten Maschine nach Frankfurt. Es wird uns wohl nicht gelingen, den Anschlag zu verhindern, aber wir müssen wenigstens die Öffentlichkeit aufklären. Betrachtet dies als unsere Pflicht.« Das klang so, als sähe Fechner keine Chance mehr. Es bedurfte keiner hellseherischen Fähigkeiten um zu wissen, dass es im Raum mindestens eine Person gab, die dies ganz anders sah und immer noch alles daransetzen würde, Ruschkow in seine Schranken zu verweisen: Lena Jansen.
Trotzdem fühlte sie sich so unwohl wie noch nie in ihrem Leben. Sie wusste genau, welche Erwartungen alle in sie setzten. Würde sie diese Erwartungen erfüllen können? Es bestand kein Zweifel an der Loyalität von Patrick LeClerc und Axel Talert ihr gegenüber, dennoch fühlte sie sich allein und es überkam sie das Gefühl einer gewissen Unsicherheit. Sie stand vor der größten Bewährungsprobe, die sie als Mensch und als Journalisten zu bestehen hatte. Ihre Charakterstärke war dabei eine große Unterstützung.
In ungefähr zehn Stunden würde sie wissen, ob es ihr gelänge, mit dieser Situation umzugehen. Später würde das gesamte Filmmaterial zu einem umfassenden Fernsehbeitrag über Genesis zusammengeschnitten und sie wäre auf jeden Fall die Moderatorin, die diese Sendung begleiten würde. Würde dann erst der Augenblick kommen, an dem sie von ihren Kräften endgültig verlassen wird? Vor der Kamera in einer Livesendung zusammenzubrechen, weil alles wieder hochkommt, ist wohl das Schlimmste, was ihr als Moderatorin passieren könnte.
Lena konnte nicht sagen, weshalb, aber sie bildete sich plötzlich ein, die Terrorhymne zu hören: Who can say where the road goes.
Ihr liefen eiskalte Schauer den Rücken hinunter.
24
Unter falschem Namen mietete sich Dutronc in einer kleinen Pension am Stadtrand von Frankfurt ein, wo sie sicher sein konnte, dass sie nicht auffiel und ihr keine Fragen gestellt wurden. Sie war jetzt auf sich allein gestellt. Alles war bis ins kleinste Detail geplant, es konnte keine Panne mehr geben und es durfte keine geben. Jan Ruschkow vertraute ihr uneingeschränkt.
Dutronc musste einfach nur das tun, was sie unzählige Male durchdacht hatte und das, was als nächstes vorgesehen war, sogar praktisch ausprobiert hatte. Jeden Schritt würde sie ohne nachzudenken im Schlaf erledigen können. Im Prinzip musste sie nur noch an eins denken: Ruhe bewahren und sich durch nichts nervös machen lassen. Das war das Wichtigste, worauf es jetzt ankam.
Sehr sorgfältig begann sie mit den letzten Vorbereitungen, die schon Teil der Ausführung waren. Auf einem kleinen Schreibtisch am Fenster arrangierte sie alles, was sie benötigte: eine Getränkeflasche, Sekundenkleber, Holzleim, ein zylindrisches Glasröhrchen, Theaterkleber, Schere und ein paar Druckfolien. Zuletzt packte sie eine Digitalkamera aus, mit der sie hochauflösende Fotos machen konnte und ein Tischstativ. Alle diese Gegenstände hatte sie noch in Berlin gekauft, sehr zum Missfallen von Jan Ruschkow, der kein Risiko mehr eingehen wollte.
Sie überprüfte noch einmal, ob sie an alles gedacht hatte, bevor sie ihr Notebook startete und einen Fotodrucker anschloss. Jetzt konnte die Arbeit beginnen, wobei sie sich auf jeden einzelnen Schritt konzentrierte und sich Zeit ließ. Das war wichtig, denn es war fast eine filigrane Arbeit. Der kleinste Fehler oder die geringste Unachtsamkeit würde ihr Werk zunichte machen.
Während sie abwartete, bis ein Grafikprogramm auf ih rem Notebook gestartet war, zog sie sich Leinenhandschuhe an und packte den letzten, wichtigsten Gegenstand aus. Sie ging äußerst vorsichtig damit um, denn unter keinen Umständen durften LeClercs Fingerabdrücke verwischt werden, die er auf dem Glas hinterlassen hatte. Sie stellte es vor sich auf den Tisch und betrachtete es, als ob es ein Heiligtum sei. Für sie war es das sogar. Es war das letzt Mosaiksteinchen in ihrer Intrige gegen Patrick LeClerc. Würde es funktionieren, wäre sie ihn für immer los und auf sie selbst würde nicht
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