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Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)

Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)

Titel: Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin de Wolf
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sondern da sie ihn noch benötigte. Als sich ihr Gesprächspartner meldete, ahnte er noch nicht, was auf ihm zukäme. Ohne ihren Namen zu nennen, begann Dutronc ihren Text abzuspulen, den sie zuvor genauestens einstudiert hatte. Keine einzige Silbe wollte sie dem Zufall überlassen.
    »Hören Sie mir genau zu, ich werde nichts wiederholen und unterbrechen Sie mich nicht«, eröffnete Dutronc konzen triert in energischer Tonlage ihren Monolog. Sie konzentrierte sich außerdem darauf, mindestens zwei Oktaven tiefer zu sprechen, um den Eindruck zu erwecken, es könne sich um einen Mann handeln, der bei der Bank anrief.
    »Die Bundesrepublik wird heute einen Terroranschlag erleben, wie ihn die Welt noch nie erlebt hat. In ungefähr einer halben Stunde werden in Ihrem Tower und bei vier anderen Banken Bomben explodieren. Betrachten Sie dies als Vorboten eines Anschlags, der zu einem etwas späteren Zeitpunkt erfolgen wird. Es hat keinen Zweck, nach weiteren Sprengsätzen zu suchen. Der Anschlag wird von außen erfolgen und in einer noch nie zuvor erlebten Art und Weise stattfinden.«
    Dutronc spürte förmlich die zunehmende Anspannung des Geschäftsführers, der starr vor Schreck unwillkürlich aus dem Fenster sah und nach Flugzeugen Ausschau hielt. Er versuchte zu begreifen, was ihm jedoch schwerfiel. Schon der Hinweis, dass der Anschlag von außen erfolgen würde, ließen sofort ängstliche Erinnerungen an den 11. September wach werden. Doch was mochte dieses damalige Ereignis übertreffen, wenn es hieß: in einer noch nie erlebten Art und Weise? Was kam auf das Bankenviertel zu? Im ersten Moment fühlte sich der Geschäftsführer mit der Situation überfordert.
    »Zu dem Terroranschlag bekennt sich die Gruppe Genesis«, sagte Dutronc abschließend und hängte ein. Sie musste husten, da ihr das tiefe Sprechen schwergefallen war. Ihrem Gesprächspartner hatte sie keinen Spielraum zum Reagieren gelassen, wozu er wahrscheinlich sowieso außerstande war.
    Als sie die Telefonzelle verließ, sah sie sich erneut um. Auf dem Platz vor dem Messeportal hatte sich nichts geändert. Niemand beachtete sie, stellte Dutronc fest. Aber was war mit dem Mann, der sich an den Eingängen zu den Messehallen in eine Nische herumdrückte und unauffällig zu ihr herübersah? Und das schon, seit sie die Telefonzelle betreten hatte. Dutronc bemerkte ihn nicht, denn er war sehr geschickt in seiner Tarnung.
    Um sicherzugehen, dass nach ihr niemand dieselbe Telefonzelle benutzen und dadurch ihre sorgfältig hinterlassenen Spuren verwischen würde, hängte sie das mitgebrachte Schild mit der Aufschrift Außer Betrieb an die Tür.
    Der erste Schritt war erledigt. Dutronc entfernte sich in Richtung Main Tower. In sicherem Abstand folgte ihr der Mann, der sehr darauf bedacht war, nicht von ihr entdeckt zu werden. Am Main Tower angekommen, fuhr Dutronc erneut hinauf auf die Aussichtsplattform, von wo aus sie die Bürohochhäuser der Banken überblicken konnte. Noch lagen sie friedlich vor ihr, sie war jedoch sicher, dass in einem dieser Gebäude Unruhe entstanden war.
    Durch ein Fernglas, das auf der Aussichtsplattform fest montiert war, suchte sie die Hauptstraße ab, die an den Bankgebäuden vorbeiführte. Es dauerte nicht lange, bis sie zu sehen bekam, wonach sie suchte. Ein Kurier tauchte auf und trug ein unscheinbares Päckchen in den Eurotower der Zentralbank. Der Bote war überaus pünktlich, was ihr ein Lächeln wert war. Sie war zufrieden, dass sie sich auf den Kurierdienst verlassen konnte. Es war der einzige schwache Punkt in der gesamten Kette der Aktionen, die angelaufen waren. Nun wusste sie, dass sie sich darüber keine Sorgen mehr machen musste.
    Jetzt kommt Phase Zwei, dachte sie gelassen, ohne einen Funken Nervosität zu entwickeln. Es stand ein zweites Telefonat an, das sie diesmal mit ihrem Handy führen wollte. Sie wählte eine Schweizer Telefondurchwahl. Nach dem vierten Klingelton meldete sich derjenige, den sie persönlich zu sprechen wünschte. Auch diesmal lief alles wie geplant.
    »Schweizer Nachrichtendienst – Sebald«, meldete sich eine Stimme. Auch diesmal begann sie sofort, eine durchdachte Information mitzuteilen, ohne ihren Namen zu nennen.
    »Sie suchen einen Terroristen mit Namen Patrick LeClerc, nicht wahr?« Jetzt passierte ihr ein Lapsus. Sie wollte ihren Satz unter keinen Umständen mit einer Frage enden lassen, doch nun war es ihr passiert und Sebald fand die Gelegenheit, aus einem Monolog einen Dialog zu

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