Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
wusste nur nicht, weshalb sich Ruschkow ausgerechnet jetzt über seinen Kontostand informierte.
»Vergiss nicht, meine Million zu überweisen«, provozierte ihn Talert und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ungeachtet seiner Situation kostete er jede Minute aus, in der Ruschkow angreifbar war. Talert hatte in der Vergangenheit gelernt, Menschen einzuschätzen und allein anhand ihrer Mimik zu erkennen, in welcher Verfassung sie sich befanden. Ruschkow befand sich in keiner guten Gemütslage. Bis jetzt funktionierte sein Plan vollkommen, doch je länger sein Blick das Display des Notebooks fixierte, desto mehr wurde Talert bewusst, dass selbst der perfekteste Plan Schwachstellen aufwies.
Irgendetwas musste schiefgegangen sein, was mit dem Bankauszug zu tun haben musste. Darin sah sich Talert bestätigt, als Ruschkow direkt versuchte, Sandine Dutronc zu erreichen. Doch sie ging nicht an ihr Handy.
Einmal mehr wurden Ruschkows Jähzorn und seine Unberechenbarkeit deutlich. Talert gewann den Eindruck, es sei noch schlimmer als damals. Er hielt ihn schon seinerzeit für einen kranken Menschen, hätte sich aber nicht vorstellen können, dass es Jahre später stark gesteigert sein würde. Zweifellos litt Ruschkow unter einer charakteristischen Bewusstseinsspaltung, die ihn gefährlich machte.
Talert spürte auch in sich selbst eine Veränderung. Während er damals lediglich Verachtung empfand, wuchs heute mehr und mehr ein Angstgefühl. Dazu trug nicht nur Ruschkows Verhalten bei, sondern viel mehr die Tatsache, eine geladene Waffe auf sich gerichtet zu wissen.
Wie unkalkulierbar Ruschkow war, sollte sich in der nächsten Minute zeigen. Die Bewusstseinsbeeinflussung der Bankangestellten in Frankfurt sah vor, dass diese das Bankvermögen auf sein Konto überweisen sollten. Der Auftrag, die Informationen über die Bankverbindung: Alles war in den Radiowellen enthalten, die von der HAARP-Anlage aus nach Frankfurt gesendet wurden. Ruschkow kannte den Zeitplan auswendig und wusste so, dass die Angestellten den Transfer wie hypnotisiert längst ausgeführt haben mussten. Aber sein Konto blieb leer.
Noch einmal aktualisierte er die Anzeige auf seinem Notebook, ohne eine Veränderung seines Kontostandes zu erwirken. Immer noch zeigte der Kontoauszug Null Euro, statt des erwarteten Vermögens von –zig Milliarden Euro.
Wie durch eine unsichtbare Kraft gelenkt sprang er auf. Sein Stuhl stürzte um und gleichzeitig löste sich der erste Schuss, dann ein zweiter, beide in die Decke des Restaurants. Panikartig und schreiend stürzten die Gäste zum Ausgang. Jeder glaubte an einen Amoklauf, der gerade seinen Anfang nahm. Für Talert wäre es die Gelegenheit gewesen, mit ihnen hinauszurennen. Doch er unterließ es, wusste aber selbst nicht, weshalb er wie gelähmt sitzen blieb.
Erst jetzt erkannten die Gäste, dass das übrige Europa-Center evakuiert worden war. Als Letzte wollte eine Kellnerin das Restaurant verlassen, doch Ruschkow ergriff sie am Arm und hinderte sie an ihrer Flucht. Er packte sie so fest am Oberarm, dass nicht klar war, ob sie aus Schmerzen schrie oder aus ihrer Panik heraus.
»Du bleibst hier!«, befahl Ruschkow in einem Tonfall, der Angst machte. Er schubste sie zu Talert hinüber, der sich ans Fenster gestellt hatte und sie dort auffing, bevor sie hinfallen konnte. Ihre Tränen hatten ihr Augen-Make-up verlaufen lassen.
Anschließend holte Ruschkow etwas aus seiner Tasche heraus, die Talerts Neugier schon vor einiger Zeit geweckt hatte. Ihm ließ es sein Blut in den Adern gefrieren, als er sah, was es war. Demonstrativ hielt Ruschkow eine Handgranate in die Luft, die sicherlich aus alten Armeebeständen stammte. Unbewusst ballte Talert seine Faust und hätte am liebsten zugeschlagen, als er auch noch dieses für Ruschkow typische Grinsen sah.
Ruschkow band einen Faden am Bügel des Zünders fest und das andere Ende an der Klinke der Eingangstür. Dann platzierte er die Granate so, dass der Faden gespannt war und somit den Bügel in seiner Position hielt, bis jemand die Tür öffnen würde. Jetzt zog er den Sicherungssplint heraus und machte die Handgranate damit scharf.
Talert versuchte, einen klaren Kopf zu bewahren. Niemand konnte mehr von außen zu Hilfe kommen, allerdings war es auch nicht mehr möglich, das Restaurant zu verlassen. Er hoffte nur, dass nicht ausgerechnet jetzt die Polizei stürmen lassen würde. Wieder grübelte er darüber nach, wie er die Beamten auf den Dächern gegenüber
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