Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
auf die veränderte Situation aufmerksam machen konnte.
Ruschkow nahm sein Handy, rief im Fernsehsender an und verlangte eine unverzügliche Videokonferenz mit Lena Jansen, die sofort mit dem Notebook im Übertragungswagen hergestellt wurde. Ruschkow drehte sein Notebook, damit die eingebaute Webkamera die überaus ängstliche Kellnerin und Talert erfasste. Er selbst stellte sich neben sie, um ebenfalls im Bildausschnitt zu sein. Um zu unterstreichen, dass er es war, der die Macht hatte, hielt er der Kellnerin seine Pistole an die Schläfe.
»Wie Sie sehen, habe ich Talert und eine Kellnerin in meiner Gewalt«, sagte er in Richtung Webcam. »An der Eingangstür ist eine entsicherte Handgranate befestigt, die gezündet wird, sobald sich die Tür bewegt. In zwei anderen Räumen befinden sich weitere Bomben. Versuchen Sie also gar nicht erst zu stürmen.«
Talert glaubte nicht, was er hörte. Sollte er Ruschkow glauben, dass weitere Bomben im Center versteckt waren, oder war es einer seiner Bluffs? Die Situation war verfahren. In gewisser Weise befand sich Ruschkow in der Falle, was ihn so gefährlich machte. Talert hatte auch schon überlegt, weshalb er sich ausgerechnet das Restaurant im Europa-Center ausgesucht hatte. Von hier oben gab es kein Entkommen, außer, er würde ihn und die Kellnerin sozusagen als menschliche Schutzschilde benutzen, wenn er sich den Weg in die Freiheit erkämpft.
Sowohl Lena Jansen als auch Patrick LeClerc waren mit der Situation völlig überfordert, was ihr stark beschleunigter Puls unterstrich. Sofort schickte Lena einen Kollegen los, um die Polizei darüber zu informieren, dass sich eine zweite Geisel in Ruschkows Gewalt befand und niemals der Befehl zum Stürmen erteilt werden durfte.
»Lassen Sie wenigstens die Geiseln frei«, sagte LeClerc auf das Notebook schauend, wohl wissend, wie aussichtslos diese Forderung war.
Unterdessen setzte auf dem Dach des Gebäudes ein Polizeihelikopter vier Männer des SEK ab, die versuchen sollten, über die Lüftungsschächte in das Restaurant zu gelangen. Sie waren mit einer Kletterausrüstung sowie mit Blendgranaten ausgerüstet. Gleichzeitig begann im Erdgeschoss mit Spürhunden die Suche nach den Bomben.
Ruschkows Ärger über Dutronc, die sich alle Stunde melden sollte, dies aber nicht tat, geriet zumindest vorübergehend in den Hintergrund, als er Lena Jansen und Patrick LeClerc auf dem Display seines Notebooks sah.
»Frau Jansen, dieser Privatschnüffler hier ist doch Ihre Jugendliebe, nicht wahr? Wenn Ihnen an seiner Gesundheit und der dieser überaus hübschen Kellnerin etwas liegt, dann helfen Sie mir!«
»Woher weiß der das?«, flüsterte LeClerc.
»Er war die Stasi, schon vergessen?«, antwortete sie ebenfalls sehr leise.
»Wir sollen Ihnen helfen!?«, fragte LeClerc zurück. »Wie sollen wir das verstehen? Immerhin wollten Sie mich vor gar nicht langer Zeit noch umbringen, falls ich Sie daran erinnern darf.« LeClerc versuchte, sich nicht aufzuregen. Ihm war durchaus bewusst, in welcher Gefahr sich die beiden Geiseln befanden, und er wollte auf keinen Fall Schuld daran sein, wenn ihnen etwas zustieße.
»Also, was wollen Sie von mir?«, fragte LeClerc energisch. In diesem Augenblick kam der Einsatzleiter des SEK in den Übertragungswagen. Lena Jansen drängte ihn sofort zur Seite, damit er nicht ins Sichtfeld der Webcam kam.
»Sie sind doch ebenfalls Strahlenphysiker«, hörten sie Ruschkow sagen. »Seit zwei Stunden bestrahlen wir das Bankenviertel in Frankfurt – ohne Erfolg. Was ist da los?«
Alle waren überrascht, wie offen sich Ruschkow über die Bestrahlung des Bankenviertels äußerte und sogar zugab, dass etwas schiefging. War er so naiv anzunehmen, niemand könne seine Pläne durchkreuzen und sich ihm in den Weg stellen? Wahrscheinlich war er der einzige Mensch, der sich selbst für unfehlbar hielt.
Jetzt drängelte sich der SEK-Leiter an LeClerc und Lena Jansen vorbei direkt vor die Kamera des Notebooks.
»Geben Sie auf, Herr Ruschkow, »das Gebäude ist umstellt und überall sind Scharfschützen postiert. Sie haben keine Chance. Lassen Sie sofort die Geiseln frei und kommen sie selbst unbewaffnet und mit erhobenen Händen aus dem Gebäude. Machen Sie es nicht noch schlimmer, als es schon ist. Andernfalls erteile ich den Befehl zum Stürmen. Ihre Handgranate hält uns nicht ab. Meine Männer werden spezielle Schutzanzüge tragen, aber Sie sind der Granate ungeschützt ausgesetzt.«
»Ich will wissen, weshalb
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