Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
vor der Hütte stehen blieb. Eine junge Frau stieg aus und stellte zwei Metallkoffer neben der Ente ab.
»Habt ihr diese Frau hier schon einmal gesehen?«, fragte Talert und sah dabei zu Schneider und Menzel hinüber, die schon länger hier festgehalten wurden. Beide verneinten.
»Sie scheint auf jemanden zu warten«, bemerkte Florek.
»Ich glaube eher, sie ist zufällig hier«, meinte Talert. »Sie interessiert sich überhaupt nicht für den Zaun, scheint also mit der Anlage nichts zu tun zu haben. Wir müssen sie irgendwie auf uns aufmerksam machen, damit sie uns befreien kann.«
»Wie soll sie denn den Zaun für uns knacken? Vergiss es«, bemerkte Klaus Engel, der sich bis jetzt zurückhielt, als ob er sich mit seinem Schicksal abfand.
»Vergesst den Zaun«, sagte Schneider, »ich sagte doch, ich kenne hier jeden Winkel.«
»Ja und?«, fragte Talert, »was hilft uns dass, wenn wir uns verstecken können, aber aus der Anlage nicht rauskommen?«
Schneider warf einen verschmitzten Blick zu Talert. Er genoss es, seine Trümpfe in aller Ruhe einem nach dem anderen auszuspielen.
»Nun sag schon, du hast doch noch etwas in petto, oder?«, fragte Talert.
»Na klar. Es gibt eine unterirdische Verbindung zu dieser Hütte dort drüben. Zumindest damals gab es sie. Immerhin ist es fast dreißig Jahre her, als ich hier diente. Wer weiß, ob der Tunnel noch existiert.«
Die Männer waren entschlossen, den Tunnel zu suchen. Es war die einzige Chance, den Zaun zu überwinden und in Freiheit zu gelangen. In einem der hinteren Räume, so erinnerte sich Schneider, gab es eine Geheimtür, die damals hinter einem Regal verborgen gewesen war. Von dort aus führte ein enger Schacht hinunter zu dem Tunnel.
Außer dem Computerraum wiesen die Zimmer einen erbärmlichen Zustand auf. Es war verwunderlich, dass dieses Gebäude, um das sich seit Jahrzehnten niemand mehr kümmerte, nicht schon längst eingestürzt war. In einem unbenutzten Raum begann sogar die Natur damit, durch die geborstenen Fensterscheiben hindurch das Haus zu erobern. Möbel gab es kaum noch und wenn, dann war das Holz vermodert und teilweise zusammengebrochen. Entsprechend muffig roch es.
»Wo ist dieser verdammte Gang?«, fragte Talert, als er die dritte Tür öffnete, die wieder in ein Nebenzimmer statt zu einem Schacht führte. »Ein Regal haben wir auch noch nirgends gefunden.«
»Was weiß ich denn?«, antwortete Schneider mürrisch, »es ist lange her. Vielleicht wurde die Tür zugemauert.«
Na super, dachte Talert, dessen Hoffnungen allmählich schwanden. Trotzdem suchten sie weiter, sahen in die kleinste Ecke, tasteten Wände ab, schoben Schränke beiseite, nichts. Nach mehr als einer halben Stunden schrieb auch der optimistische Talert diesen Tunnel ab, behielt es aber für sich, um die anderen nicht zu beunruhigen. Viel mehr zermarterte er sich das Gehirn, wie sie sich sonst aus diesem Gefängnis befreien konnten. Einfach über den Zaun zu klettern, war aussichtslos. Er war dazu viel zu glatt und zu hoch. Vorsichtig drehte sich Talert um und sah jeden einzelnen an. Er versuchte, an ihren Gesichtsausdrücken ihre Gemütslage abzulesen. Was er jetzt auf gar keinen Fall gebrauchen konnte, war Panik. Dabei fiel sein Blick auch auf die Countdown-Anzeige, die unermüdlich Minute um Minute herunterzählte.
»Ich hab's gefunden!«, rief unerwartet jemand aus einem Nebenzimmer. Es war Schneider selbst, der das Regal gefunden hatte. Als die anderen hereinkamen, machte er sich gerade an der Seitenstütze zu schaffen. Das Gestell war an der einen Seite mit Scharnieren an der Wand befestigt und konnte so zur Seite geklappt werden. Als Schneider mit einem kräftigen Ruck daran zog, brach das morsche Regal in sich zusammen und legte eine alte Tür frei, die einen ebenso brüchigen Eindruck machte. Vorsichtig drückte Schneider die Türklinke herunter, aber zu seinem Erstaunen ließ sich die Tür nicht öffnen. Sie war verschlossen.
Arnold Bleske fasste sich mit beiden Händen an den Kopf. »Wäre ja auch zu schön gewesen«, bemerkte er enttäuscht und wandte sich ab.
»Nur nicht den Mut verlieren«, besänftigte ihn Talert, »wir werden schon etwas finden, womit wir das Schloss aufbrechen können.«
»Deinen Optimismus möchte ich haben«, sagte Bleske. »Hast du hier schon irgendwo Werkzeug gesehen?«
»Es wird sich schon etwas finden lassen.«
Jeder machte sich in einem anderen Gebäudeteil auf die Suche nach einem Brecheisen oder ähnlichem Werkzeug.
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