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Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)

Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)

Titel: Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin de Wolf
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Talert übernahm das Dachgebälk und nutzte die Gelegenheit, um durch die Dachluke die Situation an der gegenüberliegenden Hütte zu sondieren. Es hatte sich nichts verändert. Die junge Frau lehnte gelangweilt an ihrer Ente und neben ihr standen immer noch die beiden Metallkoffer. Talert hätte zu gern gewusst, was sie enthielten. Zweifellos wartete die Frau auf jemanden. Talert überlegte, was sinnvoller war: Die Flucht durch den Tunnel anzutreten, bevor dieser Jemand auftauchte, oder abzuwarten, bis niemand mehr da war. Er entschied sich für die erste Option, da er nicht einschätzen konnte, mit wem er es zu tun bekäme. Immerhin könnte es Ruschkow sein, auf den die Frau wartete. Er verspürte nicht gerade Verlangen danach, diesem Menschen erneut gegenüberzustehen.
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte er, als er aus dem Dachgebälk zurückkehrte. Florek hatte zum Glück einen Schraubendreher gefunden und machte sich bereits am Schloss zu schaffen, was wenig Mühe bedeutete. Das Holz war so morsch, dass das Schloss fast von selbst herausbrach. Kühle, modrige Luft stieg den Männern in die Nase, als sie die Tür vorsichtig öffneten. Die Scharniere knarrten und legten so Zeugnis ab, dass die Tür wahrscheinlich seit der Wende kein einziges Mal mehr geöffnet worden war. Hinter ihr lag ein dunkler, enger Einstieg in den Tunnel. Florek entfernte einige Spinnenweben.
    »Hoffentlich ist die Leiter nicht genauso morsch«, sagte Schneider, als er einen Blick in die dunkle Tiefe wagte. Erfreulicherweise war die an der Wand befestigte Leiter, die senkrecht hinunterführte, zwar aus verrostetem Stahl, aber immerhin aus Stahl und nicht aus Holz, das schon bei der winzigsten Berührung in Staub zerfiel, zerfressen von unzähligen Holzwürmern.
    »Wer traut sich zuerst?«, fragte Talert und dachte insgeheim daran, dass nicht er es sein musste. Ihn befiel ein mulmiges Gefühl. Er dachte daran, dass der Tunnel genauso alt und genauso kaputt sein musste, wie alles in diesem Haus. War der Tunnel längst eingestürzt, voll Grundwasser gelaufen oder falls er noch durchgängig war, würde er möglicherweise ausgerechnet jetzt einstürzen? Talert dachte an seinen Schreibtisch im Kaufhaus und die vielen Monitore, auf denen er die Abteilungen überwachen konnte. Vor einigen Stunden war er noch dort gewesen und führte ein sorgloses Leben. Und jetzt? Ob er wohl schon vermisst wurde? Und was war mit seinem Kollegen? Hatte er inzwischen Lena Jansen gefunden?
    Es kam, wie es kommen musste. Sämtliche Augenpaare starrten Axel Talert an. Obwohl niemand etwas sagte, war klar, was alle von ihm erwarteten. War es verwunderlich, wo er sich doch die ganze Zeit in den Vordergrund drängelte? Vorsichtig setzte er seinen Fuß auf die erste Sprosse der verrosteten Leiter, dann den zweiten. Sie hielt. Langsam begann er hinabzusteigen.
    »Nimm mein Feuerzeug mit«, sagte Schneider und reichte es ihm. Sie hatten keine Taschenlampen und funktionierendes Licht gab es dort unten garantiert nicht. Behutsam stieg Talert in die Tiefe und als er den Boden des Schachtes erreichte, machte sich Roman Florek an den Abstieg. Es dauerte fast zwanzig Minuten, bis alle am Tunneleingang angelangt waren. Der Schein des Feuerzeugs erhellte den Gang nur wenige Meter. Diese sahen intakt aus: nichts eingestürzt und kein Wasser. In gebückter Haltung und hintereinander machten sich die Männer auf den Weg durch den engen und niedrigen Tunnel, ohne zu wissen, was sie auf der anderen Seite erwarten würde. Talert dachte an den legendären Tunnel an der Bernauer Straße in Berlin und fühlte sich auch so, als würde er ein zweites Mal versuchen zu fliehen, tat es im Grunde ja auch. Nach wenigen Metern, die ihnen endlos vorkamen, gelangten sie an einen Abzweig in einen Nebenstollen.
    »Wo sollen wir weitergehen?«, rief Talert Schneider zu.
    »Geradeaus«, war seine Antwort, die nur gedämpft zu hören war.
    »Ist es noch weit?«, fragte Talert, der sich langsam einbildete, dass der Sauerstoff knapp wurde. Dabei konnte es sich aber auch um eine Sinnestäuschung handeln, denn sie befanden sich auf engstem Raum unter der Erde und sahen vor sich und hinter sich in tiefschwarze Unendlichkeit.
    Erst jetzt fiel Talert ein, dass der Ausgang des Tunnels genauso blockiert sein könnte, wie die Tür zum Schacht. Niemand hatte daran gedacht, den Schraubendreher mitzunehmen, um eine weitere Tür aufbrechen zu können. Und was war mit der Frau, die an der Hütte jenseits des Zauns auf

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