Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
Haus noch immer nichts Verdächtiges tat, zog er die Leiter hervor und lehnte sie an den Zaun, der hier unmittelbar neben dem Haus vorbeiführte. Anschließend schlich er sich ein paar Meter an der Wand entlang, bis er in ein Fenster sehen konnte, wo er Ruschkow, Dutronc und Fromm aufspürte. Niemand schien etwas bemerkt zu haben, denn alle drei waren mit irgendwelchen Dingen beschäftigt, die ihre vollste Konzentration beanspruchten. Keiner von ihnen nahm Notiz von den Bildern, die die Überwachungskamera lieferte. Die Gelegenheit konnte nicht günstiger sein.
Talert gab ein Zeichen in Richtung Wald.
Einer nach dem anderen rannte so schnell er konnte hinüber, bis alle hinter dem Mauervorsprung versammelt waren. Dem Kameramann wäre beinahe seine schwere Kamera aus der Hand gefallen, konnte sie jedoch gerade noch auffangen. Jeder dachte, um sein Leben rennen zu müssen. Talert sah immer wieder durch das Fenster und war froh, dass sich nichts veränderte. Weder Ruschkow, noch Fromm oder Dutronc bemerkten etwas von dieser Aktion.
»Wir müssen einzeln die Leiter hinauf und auf der an deren Seite hinunterspringen«, erklärte LeClerc. »Wer drüben ist, rennt sofort hinter die Baracke zu den Fahrzeugen.«
»Wollen wir hoffen, dass sie noch da sind«, bemerkte Lena Jansen.
»Die sind gut beraten, wenn sie meine Ente nicht geklaut haben«, scherzte Thekla Pfaff. »Aber was ist mit meinen Instrumenten?«
»Vergiss sie«, antwortete LeClerc, »mit zwei schweren Koffern in der Hand kannst du nicht schnell genug laufen.«
Als erste kletterte Lena Jansen über den Zaun, dann Thekla Pfaff. Der Kameramann hielt währenddessen drauf und dokumentierte die Situation.
So sehr sie sich auch bemühten, ganz geräuschlos ging die Flucht nicht vonstatten. Jan Ruschkow, der über ein ausgezeichnet funktionierendes Gehör verfügte, bemerkte als erster, dass sich in der Nähe etwas tat. Er sah auf den Überwachungsmonitor, wo allerdings nichts verdächtiges zu sehen war. Die Leiter befand sich in einem toten Winkel.
»Das wird ein Fuchs oder ähnliches sein«, beruhigte ihn Dutronc, die selber nichts hörte. Auch Fromm schüttelte den Kopf, als er gefragt wurde, ober auch er etwas gehört hätte. Ruschkow blieb dabei, Geräusche gehört zu haben.
»Ich gehe nachsehen«, sagte er und machte sich auf den Weg zur Tür, während Roman Florek von der obersten Sprosse der Leiter hinuntersprang und so unglücklich aufkam, dass er sich seinen Knöchel verstauchte. Es war ein ungewollter Reflex, als er vor Schmerzen aufschrie, was Ruschkow natürlich hörte, bevor er das Haus verließ.
»Ich wusste doch, dass da draußen jemand ist«, rief er und alarmierte so die beiden anderen.
Nur noch Patrick LeClerc befand sich auf dieser Seite des Zauns. Die anderen waren bereits in Sicherheit und René zeigte Stärke, indem er Florek aufhalf und ihn stützte, während er so schnell es ging hinüberhumpelte in die Deckung der Baracke.
Hastig kletterte Patrick LeClerc als letzter die Leiter empor. Er wurde geradezu von einer Panikattacke getroffen, als sähe sein Unterbewusstsein voraus, was Sekunden später geschehen sollte. Er war nicht schnell genug. Plötzlich spürte er eine feste Umklammerung um seinen Knöchel, die stärker nicht sein konnte. Er versuchte durch Treten seinen Verfolger zu treffen, der ihn in einer Schrecksekunde womöglich loslassen würde. Es funktionierte nicht, er trat ins Leere, wodurch er den Halt verlor und die Leiter hinabstürzte. Als er auf dem Boden aufschlug, nahm er die bedrohliche Silhouette des Jan Ruschkow wahr, der eine Waffe auf ihn richtete.
16
Die Zeit drängte. Unter keinen Umständen wollte Winter das Ultimatum ablaufen lassen. Menschen, die mit einem Sprengstoffgürtel bewaffnet zu einer Geiselnahme fähig sind, sind unberechenbar, war Winters Überzeugung. Auf gar keinen Fall wollte er riskieren, dass Bär durchdrehte und in die Enge getrieben seine Bombe zündete. Das wäre der zweite Sprengsatz, der an diesem Tag im Funkhaus explodieren und viele Opfer fordern würde. Außerdem wollte er nicht riskieren, dass Bär seine Drohung wahr macht und eine Anschlag auf ganz Berlin veranlasst und Zander töten lässt. Winter würde sein Leben lang mit einer entsetzlichen Schuld leben.
Was für ein Tag, dachte er, als er sich Notizen für seine Stellungnahme vor der Presse anfertigte. Er rieb sich seine Augen und fühlte sich so elend wie schon lange nicht mehr. Er dachte daran, wie er erst vor wenigen
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