Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
Man spielte gewissermaßen Gott, in dem das Bewusstsein der Menschen manipuliert und ihr Handeln somit steuerbar wurde. Wer weiß, möglicherweise wurde die Mikrowellentechnik schon vor der letzten Bundestagswahl flächendeckend eingesetzt? Es wäre immerhin eine plausible Erklärung für den völlig unerwarteten hohen Wahlsieg gewesen.
Winter war auf diese Frage vorbereitet und hatte sich eine Bedeutung ausgedacht, mit der er hoffte, die Journalisten zu überzeugen. Jedoch glaubte er nicht wirklich daran, dafür waren die Journalisten viel zu clever.
»Die Übereinstimmung mit Genesis in der Bedeutung der Schöpfungsgeschichte ist rein zufällig und hat damit nicht im Entferntesten zu tun«, erklärte Winter, wobei er genau wusste, dass er erneut die Unwahrheit sagte. »Es bedeutet: German ENErgy System In Space«, sagte er, während er auf seine Notizen blickte. Erst unmittelbar vor dieser Pressekonferenz war ihm dies eingefallen. Er war stolz auf diese Idee, gleichwohl er wusste, wie absurd sie war.
»Wollen Sie damit sagen, dass an einem neuen System geforscht wird, bei dem Energie im Weltall erzeugt wird?«, fragte Brüning nach.
»Nein, die Energie wird auf der Erde erzeugt und mit Hilfe von Strahlen über die oberste Luftschicht auf die Haushalte übertragen.« Diesmal entsprach es in gewisser Weise sogar der Wahrheit.
Lena Jansen meldete sich zu Wort. »Ist es richtig, Herr Bundespräsident, dass in Falkensee eine solche Anlage bereits getestet wird und dort Probanden eingesetzt werden, um herauszufinden, welche Auswirkungen diese Strahlen auf den Menschen haben?«
Winter schluckte. Diese Frage traf seinen empfindlichsten Nerv. Nicht nur, weil Falkensee ins Spiel kam, sondern viel mehr deshalb, weil plötzlich die Ungeheuerlichkeit im Raum stand, die Auswirkung von Strahlen am Menschen zu testen. Winter sah sich in die Enge getrieben. Würde er zugeben, davon gewusst zu haben, bliebe auch ihm nichts anderes übrig als sein Amt niederzulegen, kaum, dass es begonnen hatte.
»Tut mir leid, darüber kann ich Ihnen keine Auskunft geben. Ich habe keine Kenntnis über Details aus diesem Projekt«, wich Winter aus und hoffte, die Journalisten würden es schlucken.
»Aber Sie haben doch von einem Zwischenfall gespro chen, der sieben Menschenleben gekostet hat«, hakte ein anderer Journalist nach. »Das würde die Theorie der Probanden bestätigen. Sie sprechen von einem Zwischenfall, als ob es ein harmloser Unfall war. Was sagen Sie dazu?«
»Auch hierüber kann ich Ihnen keine Details sagen. Eines garantiere ich Ihnen jedoch, den Tod von sieben Menschen verharmlosen wir auf keinen Fall und werden alles tun, um die Ursache aufzuklären.«
»Können Sie keine Details sagen oder wollen Sie nicht, Herr Bundespräsident?«, rief jemand aus der vordersten Reihe. Winter bemerkte eine zunehmende Unruhe im Saal.
»Ein Unfall kann es wohl kaum gewesen sein, nicht wahr?«, fragte Lena Jansen. »Würden Sie sonst eine Entschädigung an die Hinterbliebenen in Aussicht stellen?«
»Bleiben wir doch bei der Sache, meine Damen und Herren«, forderte Winter, der mehr und mehr unter Druck geriet. »Ich habe keine Ahnung, wie Informationen aus dem geheimen Projekt Genesis an die Öffentlichkeit gelangen konnten. Ich weiß nur, dass alles, was Sie im Moment darunter vermuten, ein Gerücht ist.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Lena Jansen. Ihr Kameramann hielt ohne Unterbrechung auf Winter, der sichtlich nervös wurde. Die kleine rote Lampe an der Kamera verriet, dass sie die ganze Zeit auf Sendung blieb.
Die Unruhe wurde immer stärker. Viele Journalisten begannen, untereinander zu diskutieren und einige telefonierten. Von Disziplin, wie man sie üblicherweise bei solchen Konferenzen kannte, war keine Rede mehr. Winter sah auf seine Armbanduhr. Seit gut einer Dreiviertelstunde stand er nun schon hinter diesem Rednerpult. Mehr und mehr wuchs sein Wunsch, diesen Saal endlich verlassen zu können. Sollte er einfach die Konferenz abbrechen und gehen? Es lag in seiner Entscheidung.
Plötzlich wurde es still. Es geschah etwas, womit Winter nicht rechnete. Alle Journalisten blickten auf Fernsehschirme, die im ganzen Saal verteilt an den Wänden hingen. Absolute Stille erfüllte den Saal. Winter sah zur Seite auf den Monitor, der extra für ihn neben seinem Pult aufgestellt war. Was er zu sehen bekam, nahm ihm den Atem. Es war nicht zu fassen, aber es war keine Sinnestäuschung. Spätestens jetzt hätte Winter am liebsten sofort
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