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Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)

Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)

Titel: Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin de Wolf
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Journalisten zu, ohne Fragen zu stellen. Es war Ehrensache, den Bundespräsidenten ohne Unterbrechung seine Ansprache halten zu lassen, bevor sie ihre Fragen stellten. Lediglich unermüdliches Blitzlichtgewitter zeugte davon, dass es sich um eine Pressekonferenz handelte. Fast bei jedem zweiten Satz blickte Winter in die Fernsehkamera des Geisel-Senders. Die Bilder, die diese Kamera übertrug, konnte Winter auf einem Fernsehschirm verfolgen, der in seinem Blickfeld aufgebaut war.
    Neben der Kamera stand Lena Jansen, die es kaum abwarten konnte, ihre Fragen zu stellen. Sie dachte an Patrick LeClerc und überlegte, wie sie ihn aus der Gewalt des Jan Ruschkow befreien könne. Für sie war es unerträglich zu wissen, dass er hilflos den Terroristen ausgeliefert war. Gleiche Gedanken hatten Thekla Pfaff und Axel Talert, die am Übertragungswagen warteten und dort Winters Erklärung verfolgten.
    Es gab noch einen weiteren Ort, an dem die Fernsehsendung große Aufmerksamkeit erlangte: Falkensee. Dort saß Patrick LeClerc sehr unbequem auf dem Fußboden an die Wand gelehnt, mit Klebeband an Händen und Füßen gefesselt. Ihm gegenüber halb links stand das eingeschaltete Fernsehgerät, direkt davor befanden sich Ruschkow, Dutronc und Fromm. LeClerc konnte nicht den gesamten Bildschirm sehen, da Dutronc ihn teilweise verdeckte. Aber was er sah, genügte ihm. Ihm kam es auch mehr auf die Worte an, die Bundespräsident Winter fand.
    »Als Bundeskanzler Zander an diesem Rednerpult seine Erklärung abgab, begründete er seinen sofortigen Rücktritt mit Fehlentscheidungen während der Finanz- und Wirtschaftskrise, die dem Steuerzahler Milliarden kosteten«, trug Winter vor. Seine Stimme verlor langsam an Tragkraft und wurde monoton. Wieder nahm er einen Schluck Mineralwasser, um sich so eine kurze Pause zu verschaffen, auch wenn diese nur Sekunden dauerte. Es war der Zeitpunkt gekommen, an dem er Farbe bekennen musste. Er sah kurz in die Fernsehkamera, als hoffte er, in der Linse die gegenwärtige Geiselsituation zu Gesicht zu bekommen. Seine Nerven lagen blank.
    »Etwa 170 Milliarden Euro hat allein ein umstrittenes Forschungsprojekt gekostet«, fuhr Winter fort. »Haben Sie schon von dem Projekt Genesis gehört, meine Damen und Herren?« Kaum hatte er diese Frage gestellt, fiel ihm auf, wie unsinnig sie war. Die halbe Welt musste mittlerweile von Genesis gehört haben. Winter kam es so vor, als hätte er einen Kloß im Hals. Er wünschte sich, seine Stimme möge genau jetzt versagen.
    »In Zusammenarbeit mit dem europäischen Kernforschungszentrum CERN wurde an Systemen gearbeitet, die unsere Energieversorgung in der Zukunft revolutionieren könnten.« Winter stand Schweiß auf der Stirn. Er wusste, dass sein letzter Satz eine glatte Lüge war. Mit Energieversorgung hatte Genesis absolut nichts zu tun. Auf gar keinen Fall beabsichtigte er, öffentlich zuzugeben, dass es sich in Wahrheit um ein Waffensystem handelte. Erst recht wollte er verschweigen, welches Ziel das Projekt Genesis verfolgte.
    Als LeClerc hörte, dass Winter CERN erwähnte, glaubte er seinen Ohren nicht trauen zu können. Das Unternehmen, für das er tätig war, sollte etwas mit Genesis zu tun haben? Damit konnte Winter nur Sandine Dutronc gemeint haben. Anders konnte er es sich nicht erklären. Er wusste genau, welche Projekte bei CERN anstanden und es war keines dabei, welches hiermit im Einklang stand.
    »Meine Damen und Herren, während der Versuchsreihen kam es kürzlich zu einem bedauerlichen Zwischenfall, dem sieben Menschen zum Opfer gefallen sind. Auch hierfür hat die Bundesregierung die volle Verantwortung übernommen und der Staat wird den Hinterbliebenen eine Entschädigung zahlen«, fuhr Winter fort. »Selbstverständlich werde ich alles in meiner Macht stehende tun, um das Projekt Genesis zu stoppen. Das bin ich dem Volk schuldig und ich werde es versprechen.«
    Damit endete die Rede des sichtlich angeschlagenen Bundespräsidenten, wobei er keine Ahnung hatte, wie er sein Versprechen einlösen sollte. Sein Puls raste immer noch, als er hinter seinem Pult, das ihm einen gewissen Schutz bot, die Fragen der Journalisten erwartete.
    »Peter Brüning, Berliner Tagesanzeiger«, eröffnete einer der Journalisten die Fragestunde, »weshalb trägt dieses Forschungsprojekt ausgerechnet den Namen Genesis? Was hat es mit der Schöpfungsgeschichte zu tun?«
    Das war die erste stechende Frage. Die Wahl dieser Bezeichnung war alles andere als Zufall gewesen.

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