Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
wahr? Erinnerst du dich?«
Sie schwieg und sah wieder auf den Fernsehschirm, als ob sie ihn beschwören wollte, endlich ein anderes Bild zu zeigen.
LeClerc zerrte an seinen Fesseln, aber das Klebeband gab nicht nach.
»Sei endlich still!«, brüllte der wütende Ruschkow und trat LeClerc gegen den Oberschenkel, »oder ich klebe dir einen Streifen auf deinen Mund, verstanden?« Ruschkow zeigte sich von seiner altbekannten Seite.
LeClerc riskierte es.
»Knall mich doch einfach ab, dann bist du mich los. Ich nütz' dir doch sowieso nichts.«
»Vielleicht doch«, mischte sich Fromm ein. »Eine nette Geisel gibst du allemal ab. Sandine hatte schon recht, für uns bist eine Art Lebensversicherung geworden, verstehst du?«
Patrick LeClerc musste grinsen. Er wusste, wie nutzlos er in dieser Hinsicht war. Ruschkow dachte sicherlich, er hätte einen verdienten Wissenschaftler des weltweit angesehenen Forschungszentrums CERN in seiner Gewalt. Wer weiß, vielleicht dachte er sogar daran, CERN zu erpressen. Dabei vergaß er offensichtlich, dass Dutronc LeClercs Tod inszeniert hatte und jeder davon ausging, dass er in der CERN-Maschine erschossen wurde. Doch dieses Faktum verbesserte seine Situation nicht wirklich. Es konnte genauso gut das Gegenteil eintreten. Wenn er schon als tot galt, weshalb sollte man ihn dann nicht tatsächlich erschießen? LeClerc entschied sich, etwas vorsichtiger zu sein.
Währenddessen drohte im Pressesaal das Chaos auszubrechen. Es wurde immer schwieriger, Disziplin zu wahren. Jeder wollte seine Fragen stellen, bevor die Pressekonferenz abgebrochen wurde, womit die Journalisten jeden Augenblick rechneten. Auf den Fernsehschirmen war immer noch Bär zu sehen, jedoch tonlos. Die Techniker hatten auf Anweisung die Fernsehgeräte stumm geschaltet, was zweifellos keine besonders gute Idee gewesen war. So wurde dokumentiert, dass der Geiselnehmer recht hatte. Seine anfangs gemachten Äußerungen zu dementieren, würde jetzt extrem schwer fallen, vielleicht sogar unmöglich machen.
Winter war nicht mehr bereit, weitere Stellungnahmen abzugeben und verließ eilig den Saal. Lena Jansen holte ihn auf dem Korridor ein und versuchte, weitere Fragen zu stellen, die gezielt auf das ausgerichtet waren, was sie in Falkensee gesehen hatte. Sie versuchte außerdem, auf die Genesis-Konferenz zu sprechen zu kommen, deren Aufzeichnung dem Sender zugespielt worden war. Winter blieb hart und gab keine Antworten mehr und hastete davon. Lena blieb stehen und sah Winter hinterher. Es hatte keinen Sinn mehr, ihm nachzulaufen.
»Da wurde ja richtig etwas losgetreten«, empfing sie Talert im Übertragungswagen, der alles mitverfolgt hatte. Thekla Pfaff saß neben ihm und war nur noch fassungslos. Sie konnte nicht glauben, wozu eine Regierung fähig sein sollte und verlor augenblicklich ihren Glauben an den Staat. Talert hatte ihr erklärt, dass der US-Regierung ebenfalls vorgeworfen wurden, die Anschlä ge vom 11. Sep tem ber selbst geplant zu haben, was der Öffentlichkeit jedoch als reine Verschwörungstheorie verkauft wurde. Es gab genug Beweise, die allerdings gefälscht sein konnten. Genauso falsch konnte all das sein, was in den letzten Minuten behauptet wurde. Es wurde schwierig, aus all den Behauptungen die herauszufiltern, die der Realität entsprachen.
Gerade wollte Lena Jansen das Team auffordern, mit ihr nach Falkensee zu fahren, als die Fernsehschirme kein Bild mehr zeigten, sondern Schnee. Schon wieder, dachte Lena und wollte es nicht wahrhaben. Sie rannte zum Wagen eines anderen Fernsehsenders hinüber. Dort gab es ebenfalls keinen Empfang mehr. In der ganzen Stadt war der Fernsehempfang unterbrochen. Vor wenigen Stunden war dies schon einmal passiert, nachdem im Sender eine Bombe explodiert war. Lena Jansen wurde kreidebleich und konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten. Sie setzte sich einfach auf den Rasen und begann zu weinen. Sie war völlig fertig.
17
In seiner Zwangslage, an Armen und Beinen gefesselt auf dem Fußboden sitzend, versuchte Patrick LeClerc, so viel wie möglich aufzuschnappen, was schwer genug war. Ruschkow und Fromm erwiesen sich als wortkarg und was sie zueinander sagten, waren lediglich Wortfetzen, die keine brauchbaren Informationen über das hergaben, was sie planten. Außerdem sprachen sie sehr leise.
LeClerc beobachtete, wie sie immer wieder an einem der Computer etwas eingaben. Aus seiner Position heraus konnte er jedoch den Monitor nicht sehen. In seinem Blickfeld
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