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Die Geometrie der Wolken

Die Geometrie der Wolken

Titel: Die Geometrie der Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Foden
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britische Sommerzeit zwei Stunden von der GMT abwich, bedeuteten, dass es selbst um neun Uhr abends noch sehr hell war. Für einen Laien hätte es so ausgesehen, dass man am kommenden Montag problemlos die Invasion beginnen konnte - doch die Wetterkarten bestätigten die Prognose vom vorigen Tag, dass ein Sturm im Anmarsch war.
    Von einem der Navy-Meteorologen hörte ich, dass Stagg in meiner Abwesenheit während der Achtzehn-Uhr-Konferenz wieder unwohl geworden sei - ich stellte mir vor, dass er sich wieder übergeben hatte. Yates hatte die Leitung übernehmen müssen.
    Aber jetzt saß Stagg wieder auf seinem Stuhl. Es sah nicht gut aus für Montag. Die Admiralität schätzte die Lage jetzt noch pessimistischer ein und hatte sich Dunstables Sicht angenähert. Sie erwähnten auch einen bedeutenden Sturm, der sich östlich der Großen Seen in den USA gebildet hatte und sich Richtung Atlantik bewegte, wo er bald die Wetterlage bestimmen würde. Petterssens Analyse der oberen Luftschichten untermauerte die baldige Ankunft von »Sturm E«, wie wir ihn nannten.
    Als würde er die Situation langsam akzeptieren, erwähnte Krick den »Hochdruckfinger« nicht mehr, von dem er zuvor behauptet hatte, er würde den Kanal von der früher ankommenden irischen Kaltfront abschirmen. Trotzdem blieb er dabei, dass man am Montag angreifen könne. Aus Solidarität, nicht aus Überzeugung, ließ er sich von Stagg und Yates aber zu einem einstimmigen »Nein« überreden.
    Die Werte von WANTAC wichen auch mit den neuen Instrumenten immer noch deutlich von ihrer Umgebung ab, was ich als weitere Bestätigung nahm, dass die früheren Messungen korrekt gewesen waren.
    Direkt im Anschluss an die Konferenz erzählte ich Stagg, was ich bei Saunders-Roe herausgefunden hatte. »Meiner Meinung nach können wir uns auf WANTAC verlassen. Ich weiß allerdings noch nicht, was die Werte bedeuten. Ich habe den Verdacht, dass sich dort ein Hochdruckkamm bildet. Oder eher ein kleiner Kanal als ein Kamm, aber da ist etwas. Ich habe auf der Fähre versucht, es mir zu erklären, aber ich brauche mehr Zeit.«
    Stagg ignorierte die technischen Details dessen, was ich gesagt hatte, und sah mich grimmig an. »Und genau die haben wir nicht.« Es hätte noch nichts gebracht, ihm von Gill und den Patronenhülsen zu erzählen.
    Ich hielt den Mund und begleitete Stagg und Yates zur Tür zum Treffen mit dem Oberbefehlshaber unten im Haupthaus. Als die beiden gerade hineingehen wollten, kam Admiral Creasy den Flur entlanggeschlendert. »Hallo die Herren. Haben Sie heute mal bessere Nachrichten für uns? Sie sehen auf jeden Fall viel glücklicher aus als gestern, das muss ich schon sagen.«
    Stagg lächelte geduldig. »Ich kann leider nicht sagen, dass ich viel glücklicher bin, Sir.«
    »Na, das Schlimmste werden wir bald wissen«, erwiderte Creasy, und sie betraten den Konferenzraum. Ich blieb mit den anderen Assistenten draußen stehen, aber ich wusste, was Stagg den versammelten hohen Tieren erzählen würde. Nämlich dass das Wetter auf den Britischen Inseln im Laufe der nächsten Tage unter dem Einfluss eines komplexen Turbulenzmusters stehen werde, mit Windstärke fünf im Kanal, starker, niedriger Bewölkung und möglichem Seenebel. Es gab auf dem Atlantik eine Reihe von drei Tiefdruckgebieten, die für raue See sorgen würden - viel zu rau für eine Landung am Montag - und für viel zu starke Bewölkung, um erfolgreiche Bomber- und Luftlandeeinsätze zu starten.
    Nach der Konferenz, gegen elf Uhr, schilderte Stagg mir, was passiert war. Eisenhower hatte gefragt, ob die Möglichkeit bestehe, dass die Prognose am nächsten Tag optimistischer ausfiele, und Stagg hatte erklärt, dass die ganze Wetterlage auf der Kippe stehe. Am letzten Abend habe er noch gedacht, dass es einen leichten Ausschlag zur optimistischen Seite gebe, doch jetzt habe sich die Waage zu stark zur anderen Seite geneigt, um wieder umzuschwingen. Leigh Mallory, der für die RAF sprach, hatte gefragt, wie es mit den Einsatzbedingungen für schwere Bomber aussehe, und dann hatte Eisenhower noch einmal wissen wollen, ob die Prognose am nächsten Tag (Sonntag) nicht vielleicht doch positiver ausfallen würde.
    »Leider nein, Sir« war alles, was Stagg antworten konnte - und mir gegenüber fügte er hinterher draußen hinzu: »Es kommt mir so vor, als ob sie den Angriff verschieben werden. Ich habe das Gefühl, dass Montgomery sich auf Montag festgelegt hat, komme was wolle, dass aber Eisenhower auf

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