Die Geometrie der Wolken
Durham College of Science, dort Kurse in mathematischer Physik, Chemie, Botanik und Zoologie. Zwei Jahre später Stipendium King's College, Cambridge. 1914 Abschluss in den Naturwissenschaften mit Auszeichnung in beiden Fächern. Im gleichen Jahr Beitritt in die Quäker-Sanitätereinheit. 1932 heiratet er Gill Blackford (geb. 1906), Tochter von William Blackford, Chefingenieur der Flugbootwerke Saunders-Roe in Cowes. Keine Kinder.
Karriere:
Quäker-Sanitätereinheit in Frankreich (1914-1918) Forscher, National Physical Laboratory (1918-1919) Lehrbeauftragter, Paisley Technical College (1919-1920) Forscher, Scottish Peat Company (1920-1921) Forscher, National Physical Laboratory (1921-1926) Dozent, Manchester College (1926-1927) Met Office. Observatorium Eskdalemuir (1927-1930) Met Office. Benson, Oxfordshire (1930-1931) Forschungsleiter, Saunders-Roe, Cowes (1931-1933) Professor, Paisley Technical College (1933-1939) Kündigung seines Postens beim Met Office aus Gewissensgründen, als es vom Luftfahrtministerium übernommen wurde. Lebt derzeit von geringfügigem Privateinkommen aus dem Erbe seiner Eltern, darunter Anteile an Ryman's Tanning & Leather Ltd, York. Betreibt privat naturwissenschaftliche und soziologische Forschung, bzgl. Gründen von Krieg und deren Vermeidung. 1937 Wahl zum Fellow der Royal Society.
Am stärksten fiel mir daran auf, wie rastlos Ryman war, dass er alle paar Jahre die Arbeit wechselte. Und auch wie entschlossen, sich sowohl aus dem Umfeld von Oxford und Cambridge fernzuhalten (als Absolvent mit Auszeichnungen in beiden Fächern und Stipendiat des King's College wäre er hier problemlos untergekommen) als auch aus London. Es war, als hätte er sich rein halten wollen. Hätte überhaupt jemals irgendjemand von ihm gehört, wenn er nicht fürs Met Office gearbeitet hätte? Die restliche meteorologische Szene sah ihn als Querkopf, doch hatte ich seinen Namen in der Fachliteratur oft respektvoll erwähnt gesehen.
Damals funktionierte die Wettervorhersage in Großbritannien so, dass die Entwicklung physikalischer Größen auf der Basis von Messungen verschiedener Stationen im Land beobachtet und dann mechanisch auf die folgenden zwei oder drei Tage angewendet wurde - als würde man das Rezept und die Zutaten für einen Kuchen nehmen und voraussagen, wie er fertig aussehen und schmecken werde, was zu einem gewissen Grad auch möglich ist. Über drei Tage hinaus wurde es eine Frage der relativen Wahrscheinlichkeit verschiedener Möglichkeiten: Der Kuchen kann so oder anders werden, je nachdem wie er gebacken wird.
Ryman war der Erste gewesen, der Strudelbewegungen verschiedener Größenordnungen mathematisch miteinander in Verbindung gesetzt hatte, vom kleinsten Wirbel, der ein Blatt in einer Ecke des Gartens hebt, bis zu großen Stürmen mit Rotationsdurchmessern von Hunderten von Kilometern.
Diese Gleichungen waren aber so komplex, dass wir sie im Met Office bisher noch nicht hatten anwenden können. Die Arithmetik für ihre Auflösung dauerte zu lange. Ich weiß noch, wie ich dort auf dem Schiff saß und eine einzige Zeile einer Berechnung in einer der Veröffentlichungen volle zehn Minuten lang anstarren musste, bis ich sie verstanden hatte. Ich hätte mich oft ohrfeigen können, weil ich mich so dumm anstellte.
Während ich vor mich hin rechnete, lenkte mich immer wieder die maritime Ausrüstung auf dem Vordeck ab. Winden, die auf ihren Einsatz warteten. Aufgeschossene Leinen, die auf Holzpaletten lagen wie schlafende Kobras. Die Flagge, die am Bug flatterte. Das Gesicht mit dem offenen Mund des Rettungsrings, der am Schott hing. Die grobe Schweißarbeit - als wäre ein Kind mit Kleistereimer und Quast am Werk gewesen -, die die Stahlplatten der
Wee Lome
zusammenhielt. Die Ladebäume, die ihre Nasen über Bord streckten. Und vor allem die beiden Schaufelräder, die sich immer und immer weiterdrehten, so wie meine Gedanken.
Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass sich die Meteorologie im Krieg noch in der Steinzeit befand. Unsere Funksondenballons wie die, die ich in Kew hatte aufsteigen lassen, erlaubten es uns, synoptische Karten anzulegen -»Wetterlandkarten«, die mehr oder weniger genauso aussahen wie die, die heutzutage zum Wetterbericht im Fernsehen gezeigt werden. Synoptisch bedeutet »zeitgleich betrachtet« und bezieht sich auf die Messungen, die an verschiedenen Orten gleichzeitig vorgenommen werden. Durch Extrapolation dieser gleichzeitigen Messwerte entsteht
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