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Die Geometrie der Wolken

Die Geometrie der Wolken

Titel: Die Geometrie der Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Foden
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verlegener - doppelt verlegener - Stille saß ich zwischen den beiden und schmachtete noch stärker nach einer Zigarette.
    Grant kehrte mit strengem Gesicht zurück, aber bevor er den Mund aufmachen konnte, fing Ryman an, ihn zu beschimpfen. »Ich muss sogar sagen, dass mir Ihre Predigt heute Morgen überhaupt nicht gefallen hat. Falls Sie sie nächstes Jahr wiederholen möchten, kann ich Ihnen ein paar gute wissenschaftliche Bücher für Anfänger ausleihen.«
    Der Pfarrer starrte Ryman mit offenen Augen an.
    »Und anscheinend haben Sie eben unsere Toilette benutzt«, setzte der Professor fort. »Sie haben gespült. Das ist, wie ich schon oft erklärt habe, nur bei festen Ausscheidungen erlaubt. Andernfalls spülen wir in diesem Haus nur einmal am Tag.«
    »Wallace!«, schrie Gill.
    Es war zu spät. Grant stieß seinen Stuhl zurück und verließ erneut den Tisch. Diesmal ging er zur Flurtür, die er leise hinter sich schloss, als wollte er die Taktlosigkeit seines Gastgebers unterstreichen.
    Während Gill hinter dem Pfarrer herlief, atmete Ryman geräuschvoll aus. »Der Mann ist ein Dummkopf«, erklärte er mir zugewandt, als ob er einen Verbündeten suchte. »In der Kirche hat er heute Morgen von der >Zentrifugalkraft< gesprochen, die alles nach innen in unsere Herzen treibt. Völliger Unfug! Wenigstens verstehen
Sie
mich.«
    Nach kurzer Zeit kam Gill etwas außer Atem zurück. »Er ist weg«, sagte sie. »Jetzt kommt er bestimmt nicht mehr wieder.« Sie stampfte frustriert mit dem Fuß auf. »Warum tust du so was immer wieder?« Sie lächelte traurig, als flehte sie mich an, etwas zu sagen und die Situation irgendwie zu retten. Aber mir fehlten die Worte. Ich konnte nur an unser Geheimnis denken - wenn es denn ein Geheimnis bleiben sollte.
    Ryman war entschlossen, sich zu rechtfertigen. »Meine Liebe, in hundert Jahren steht der Welt ein katastrophaler Wassermangel bevor. Wenn die ganze zivilisierte Welt bis dahin nicht mehr ihre Toiletten spült und nicht mehr ihre Rasen sprengt, könnte das ein kleiner Beitrag zur Milderung des Problems sein. Natürlich gibt es noch eine Reihe anderer effektiver wissenschaftlicher Herangehensweisen ...«
    »Wallace, ich will nichts von Wissenschaft hören ... Du hast einen Gast aus unserem Haus verjagt.«
    »Er ist ein Ignorant mit großer Klappe - nicht wahr, Meadows?«
    Ich wand mich auf meinem Stuhl, als sie mich beide ansahen und jeder eine andere Antwort erwartete. »Ich muss schon sagen, dass seine Ansichten über die Zentrifugalkraft etwas unorthodox sind. So etwas kommt bei Laien aber öfter vor. Und bei Geistlichen anscheinend auch.«
    Keiner von beiden wirkte allzu beeindruckt von meiner Antwort. »Ich habe mich noch nie so geschämt«, sagte Gill, was mir ironisch vorkam, wenn ich daran dachte, wie ich mich gerade fühlte. Bald würde Ryman wissen, dass ich in seinem Büro herumgeschnüffelt hatte, denn es war davon auszugehen, dass eine Frau ihrem Mann so etwas nicht vorenthalten würde.
    Draußen wurde es plötzlich dunkel. Donner grollte, und kurz danach schnitt ein Blitz eine Narbe in den Himmel.
    Ryman sah auf die Uhr. »Ziemlich genau eine Stunde.« Er stand auf, zog eine Augenbraue hoch und nickte Richtung Fenster. »Die Böenfront, von der ich gesprochen habe.«
    Seine Frau sah mich über den Tisch an. »Entschuldigen Sie mich bitte? Ich sollte besser abwaschen gehen.«
    Ich nickte und sah ihr wieder in die Augen. Jetzt hatte ich das Gefühl, dass sie nichts sagen würde, aber andererseits weiß man nie, was zwischen einem Paar passiert.
    Als seine Frau ging, stellte ich mich zu Ryman ans Fenster. Der südwestliche Teil des Himmels stand voller tiefer, dichter Wolken. Sie hatten die Farbe von altem Champagner und färbten die dreieckigen grünen Spitzen des Fichtenwalds gelblich. Ich konnte in der Wolkendecke dunkle rotierende Oszillationen oder Wirbel ausmachen, die sich Richtung Nordwesten stark vermehrten und in der Bewegung sichtbar größer wurden. Es war ein beeindruckender Anblick, weil man, gerahmt vom Fenster, die Entwicklung beobachten konnte. Durch das eingeschränkte Blickfeld hatte das, was man sah, einen Anfangs- und einen Endpunkt. Und was es zu sehen gab - es war nichts Geringeres als die Sequenz von Stadien entlang der Zeit- und Raumachse, die den Kern allen Wetters ausmacht. Nur selten ist sie so genau zu beobachten.
    Sobald die Wolken über dem Buchenwäldchen standen, fing es plötzlich an zu regnen, hörte aber ebenso abrupt wieder auf.

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