Die Geometrie der Wolken
Babel.«
Eine der Uhren machte ein surrendes Geräusch, als ob sich eine Feder in ihrem Inneren spannte. Als es wieder still war, bemerkte ich plötzlich, dass sich die Positionen geändert hatten. Mir wurde klar, dass Sir Peter mich im Stillen anflehte, die Lawine der Sorgen wegen der Invasion von ihm zu nehmen, unter der arrogante militärische Vorgesetzte und zerstrittene Meteorologen ihn begraben hatten.
Völlig überzeugt von Rymans Theorie, hatte ich das Gefühl, dass ich nachdrücklich sprechen konnte, als wäre ich nicht Sir Peters Untergebener, sondern ihm gleichgestellt. »Es ist eher ein Ansatz als eigenständiges Wissen. In der Musik würde man es wahrscheinlich eine Fuge nennen.«
Der Direktor seufzte schwer. »Meadows, können Sie sich vorstellen, was Admiral Vian oder General Montgomery oder Air Marshai Tedder oder sogar Eisenhower selbst sagen würde, wenn ich ihm eine Fuge als Verfahrensweise vorsetzen würde? Die wollen nichts anderes als eine nachvollziehbare, praktische Zusicherung von gutem Wetter über einen Zeitraum von drei bis fünf Tagen. Ich hatte Sie zu Ryman geschickt, weil ich herausgefunden hatte, dass wir keine feste Vorhersagemethode über ein, zwei Tage hinaus haben - außer dem amerikanischen System historischer Statistiken, das unsere Leute als Grundlage ablehnen. Aber ein System ist es immerhin. Sie haben hier eine Reihe faszinierender theoretischer Ansätze angeführt, die irgendwo zwischen Physik und Philosophie anzusiedeln sind, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie man die zur praktischen Anwendbarkeit umformen kann.«
»Da gibt es eine Möglichkeit, Sir.«
»Welche?«
»Folgende: In einem Radius von anderthalbtausend Kilometern erhöhen wir massiv unsere Beobachtungskapazitäten und halten besonders Ausschau nach den zweiseitigen Merkmalen dieser Barrierenkorridore. Eine Erhöhung des Umfangs und Stroms lokaler Daten ist die einzige Möglichkeit, der höheren Komplexität gerecht zu werden, die Rymans Theorie impliziert.«
Mit einem ernüchterten Ächzen ließ Sir Peter sich nach hinten in den Sessel fallen. »Hah! Von Reykjavik bis New York ist der Atlantik voll mit meinen Wetterschiffen an festgelegten Positionen. Ich lasse täglich von Flugplätzen in Großbritannien und im ganzen Empire Wetterbeobachtungsflugzeuge aufsteigen, die die sogenannten Met Rees fliegen. Da oben auf der Karte können Sie sie sich selbst ansehen.«
Er zeigte auf eine Wetterkarte an der Wand, die hinter den zahlreichen Uhren kaum zu sehen war. »Ganz zu schweigen von den Messmanövern, die die Flugzeuge jeder einzelnen RAF-Basis auf der Insel durchführen, von Langham in Norfolk bis St David's in Wales, von Wiek in Schottland bis Chivenor in Devon. Ich bekomme Daten von den U-Booten in der Straße von Mosambik und im Roten Meer herein. Ich kriege tägliche Wetterbeobachtungen von den Resistance-Kämpfern in Frankreich, von Dampfschiffkapitänen im Persischen Golf und von den Chindits in Assam. Ich habe Zugriff auf die kompletten Wettervorhersagen der Roten Armee und auf stückweise Informationen sowohl von Chiang Kaishek als auch von den Kommunisten in China. All das habe ich, und Sie wollen mir sagen, ich brauche mehr Daten?«
Hätte ich eine höhere Sicherheitsstufe gehabt, hätte er vielleicht hinzugefügt, was heutzutage zum Allgemeinwissen gehört - nämlich dass er außerdem Zugriff auf die entschlüsselten Enigma-Wettermeldungen der deutschen U-Boote hatte sowie auf die Berichte britischer Wetterspione, die in Polen und Belgien operierten und von geheimen Antennen aus schnelle Burstübertragungen funkten, die von unseren Bombern im Überflug aufgefangen wurden.
Trotzdem war ich überrascht, wie frei er mit Informationen um sich warf, die sicher geheim waren. Überall im Land hingen Poster, die fragten: »Kennst du einen von denen?«, und darunter Comicfiguren zeigten wie Mr Besserwisser, Miss Plappermaul, Mr Trauerkloß, Mr Passtschon gehört und Mr Orakelstolz - »Er weiß, was die Deutschen vorhaben und wann sie es tun werden. Er weiß, wo sich unsere Schiffe befinden und was das Bomber Command plant.« -, doch hier sprach ein hochrangiger Beamter völlig sorglos über all diese Dinge, wenn auch mit jemandem, der die offizielle Geheimhaltungserklärung unterschrieben hatte.
Am Ende seines langen Donnerwetters sagte Vaward laut, fast schreiend: »Und wissen Sie was? Wissenschaftlich gesehen haben Sie recht! Wissenschaftlich gesehen kann man
nie
genug Daten haben. Beim Militär
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