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Die Geometrie der Wolken

Die Geometrie der Wolken

Titel: Die Geometrie der Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Foden
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ihnen aus dem Augenwinkel beim Werfen. Er hieß Patrick Latchford. In einem Wutanfall packte ich ihn und wollte ihn zur Tür zerren. Er hielt sich an seinem Tisch fest, der sich vom Gestell löste und laut knallend zu Boden fiel. Die Klappe schlug auf und die Brötchen verteilten sich über den ganzen Boden. Es müssen mindestens zwanzig gewesen sein. Sein Vater war Bäcker, wie sich herausstellte. Das war auf jeden Fall das Ende der Geschichte mit den Brötchen in der Vorlesung.«
    Dann hatte Ryman gelacht. Es war schön, ihn einmal fröhlich in Erinnerung zu haben, und auch ich musste lachen, als ich daran dachte, allerdings war es die Art von Lachen, die im Handumdrehen in Weinen umschlagen kann. Doch der Kingsway war voller Männer und Frauen, viele in Uniform, und die Sonne schien durch die Lücken in der lockeren Wolkendecke. Vielleicht war es ein Zeichen dafür, dass mindestens eine Sache klappen würde, obwohl ich rückblickend weiß, dass ich es schon im Adastral House bekommen hatte.
    Ich ging weiter, an einem Regenschirmgeschäft vorbei, an einem Speisehaus und kam dann zu Pen Corner - dem Waterman-Schreibwarenladen an der Ecke Kemble Street / Kingsway. Im Schaufenster lagen silberne und goldene Füller. Auf Samt gebettet sahen sie aus wie Patronenhülsen, und ich musste an die in Rymans Büro denken. Ich musste unbedingt Gill schreiben; bloß was? »Es tut mir leid« reichte nicht mal ansatzweise aus. Im Gegenteil, es hätte wie eine Beleidigung geklungen.
    Die Straßen waren dreckig, und hier und dort klafften Löcher, wo Häuser hätten stehen sollen. Ein Mann mit einem braunen Mantel, einer grauen Flanellhose und einem Hemd mit offenem Kragen ging an mir vorbei. In der rechten Hand trug er mit dem Daumen zwischen den Seiten ein Buch mit grünem Einband, das ich als
Enquire Within Upon Everything
erkannte, einem damals sehr beliebten Allzweckratgeber. Der Mann wirkte wie ein Obdachloser oder Fahnenflüchtiger. Während ich ihn ansah, fiel mir wieder mein eigenes Aussehen ein, besonders die Wunden in meinem Gesicht. Bei dem entscheidenden Treffen hatte ich nicht daran gedacht, aber sie scherzte in den Jahren danach noch oft darüber. Seltsam, wie die verschiedenen Zeiten so zu einem zurückkehren, als würden die einzelnen Ereignisse noch einmal geschehen.
    Während ich auf den Bus wartete, holte ich den Zettel aus der Tasche und las, was Sir Peter geschrieben hatte:
Morgan's, Smithfield, ohne Uniform.
Ich plante die Fahrt im Kopf, trat dabei näher an den Kantstein und wurde von den anderen wartenden Passagieren angerempelt. Ich sah den Bus nicht, der mir zwar so nah kam, dass sein Luftzug mir den Zettel aus der Hand riss - allerdings nicht anhielt. Ein murmelndes Grummeln wie die Anfänge eines Gewitters in der Ferne ging durch die Menge. So wie sie um einen Laternenpfahl gedrängt dastanden, erinnerten die Leute mich an die Rinder in Kilmun, die sich um einen Leckstein versammelten oder um die Kate, wenn der Oszillator pfiff.
    Mit dem Schrecken noch in den Knochen ging ich in die Hocke, um den Zettel aufzuheben, der auf der Straße lag und flatterte wie der Flügel eines verletzten Vogels. Als ich ihn in die Hand nahm, wurde mir klar, dass ich mein Glück mit Pyke versuchen musste. Trotz meiner Versicherungen besonderen Wissens Sir Peter gegenüber schien es mir in Wirklichkeit eine aussichtslose Herausforderung, die Ungewissheit des Wetters in so verständliche Formen zu bringen, wie die Generäle es wollten. Kein noch so großes meteorologisches Geschick könnte jemals die nötige Sicherheit bieten, so viele Menschen in den Kugelhagel zu schicken. Bei Eis ist immerhin eins sicher: Man weiß, dass es irgendwann schmilzt.
    Einen Augenblick war ich gelähmt vom nebelhaften Glanz des Eisfelds, das in der Zukunft auf mich wartete: die Geister von Schneewehen, die unter den Pfoten fackelerleuchteter Huskies dahinjagen, die Schlitten, die durch die große weiße Wüste gleiten, das kochende grüne Meer, das an ihren Rändern nagt, die heldenhaften Leistungen eines Amundsen, eines Shackleton, eines Scott...
    Immer noch mit dem Zettel in der Hand machte ich mich auf den Weg nach Holborn und kam an einem Pub namens The Dagger vorbei. Auf dem Schild über der Tür war ein Messer abgebildet, das von einer körperlosen Hand in einem Handschuh gehalten wurde - irgendeine Figur aus der Heraldik - mit einer Art Wolke um die Spitze der Klinge.
    Ein Ort im Raum - doch dieses eine Mal widerstand ich der Versuchung

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