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Die Geometrie der Wolken

Die Geometrie der Wolken

Titel: Die Geometrie der Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Foden
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hineinzugehen. Draußen wartete ein Guinness-Lastwagen mit laufendem Motor und verpestete die Luft. Ich sah zu, wie die schwere, schwarze Abgaswolke eine Seitenstraße hinunter und in eine Baumgruppe zog, wo sie zwischen den Blättern und Zweigen verschwand, die sich im Wind bewegten. Der Bierkutscher im alten grünen Overall, der mich an die der Waldarbeiter in Kilmun erinnerte, wartete anscheinend auf jemanden, denn er fing wie wild an zu hupen, ein Stoß nach dem anderen. Es war schrecklich laut.
    Während ich weiterging, wurde das Geräusch vom Wind mitgetragen und ließ langsam nach, bis ich mir irgendwann nicht mehr sicher war, ob es eine aktuelle Wahrnehmung oder eine Erinnerung war. Mir war, als befände ich mich in einem Labyrinth, verloren in der Mitte zwischen der geistigen und der materiellen Welt.
     

13.
    Pykes Projekt befand sich im Smithfield Market, in dem alten Viertel von London zwischen Clerkenwell, Blackfriars und der City. Als ich unter den großen, verzierten Bögen der Markthalle hindurchging, vorbei an Reihen von Schlachtern mit weißen Kitteln und blutverschmierten Schürzen, glänzenden Koteletts und Keulen, Lendenstücken und Bergen von Rindsgulasch, war es, als hätte ich eine Kathedrale des Fleischgottes betreten.
    Beim Geflügelspezialisten lagen glasierte Enten in Reihen unter gerupften Hühnern, die an Haken baumelten und deren nackte, runzelige Haut schlaff herabhing; anderswo präsentierten die gestreckten Rümpfe von Kühen und Schweinen Passanten ihre Innereien. Ich sah sogar einen Haufen Schweinefüße. Erstaunt starrte ich alles an.
    Am meisten hypnotisierten mich die Berge von gewürfeltem Kochfleisch, die die Schlachter mit Werkzeugen, die aussahen wie Gartenschaufeln, langsam von hier nach dort bewegten, wobei sie Witze auf Kosten ihrer Kollegen rissen. Es kam mir unvorstellbar vor, dass es in Zeiten der Rationierung so viel Fleisch geben konnte. War das der Grund für die gute Laune, fragte ich mich.
    Auf einmal war ich neidisch auf diese Männer, deren Rolle im Leben so klar definiert war. Aber oberflächlich war sie auf keinen Fall. Die gelassene Ausstrahlung dieser Cockney-Schlachter, wie sie mit ihren Sägen und Hackmessern von A nach B schlenderten oder herumstanden und Tee tranken - Tee war der kräftige Zement, der sie zusammenhielt -, ihre schiefsitzenden Mützen, ihre unverständlichen Schreie und Rufe, all das war bloß eine Tarnung ihres Arbeitsstolzes. Sie waren Arbeiter, die an das glaubten, was sie taten.
    Außer dem Schlagabtausch der Schlachter war das andere vorherrschende Geräusch in der Markthalle das ohrenbetäubende Brüllen der Rinder, das von den Höfen hinter den Haupthallen kam, wo die todgeweihten Tiere eingepfercht waren. Als ich an ihnen vorbeikam - manche von ihnen vermittelten einen traurigen Eindruck, andere waren groß und wild -, war ich froh, dass ich sie nicht selbst töten musste.
    Morgan's war ein ziemlich baufälliger stahlverstärkter Keller, der von außen fast komplett versiegelt aussah. Es gab aber eine Tür. Der Name war in einem fleckigen Bogen roter Schablonenbuchstaben über das Metall geschrieben. An einer Seite gab es einen schwarzen Gummiknopf. Ich drückte ihn und glaubte, drinnen eine Klingel zu hören, aber bei dem Lärm des Marktes war ich mir nicht sicher. Es dauerte eine Zeitlang, bis sich die Tür öffnete und eine Wolke eisiger Luft herausließ, aus deren Mitte ein Gesicht mit Fliegerhelm und -brille hervorstach.
    »Name?«, wollte die Erscheinung wissen, deren Körper, wie ich jetzt sah, in einen elektrisch beheizbaren Pilotenanzug der RAF gehüllt war.
    »Henry Meadows«, erwiderte ich.
    »Kommen Sie mit, Sir.« Vor uns erstreckte sich ein schwach beleuchteter Korridor mit Stahlwänden. Der Mann führte mich in ein Vorzimmer, wo weitere wollgefütterte Pilotenanzüge nebst Helmen und Brillen an der Wand hingen. »Sie müssen so einen anziehen, bevor sie mit nach unten kommen.« Es wirkte fast, als würde er militärisch Haltung annehmen, während ich mich in das schwere Kleidungsstück zwängte. Wir gingen wieder in den Flur und kamen diesmal zu einem Personenaufzug. Die Fahrt nach unten dauerte lange. Schließlich blieb der Lift ruckartig stehen und öffnete die Tür. Wir standen vor einem kleinen quadratischen Raum, der wie eine Luftschleuse wirkte. Uns gegenüber war eine gedämmte Tür, wie die des Haupteingangs.
    »Einen Augenblick, Sir«, sagte mein Aufpasser und drückte auf einen weiteren Gummiknopf. Eine

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