Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
Eisfläche und rannte auf das Gebüsch auf der anderen Seite des Grabens zu, um darin wie ein Scheinen zu verschwinden.
    Atemlos erklomm Portia den Abhang. Noch ehe sie den Wald hinter sich ließ und die Stelle erreichte, wo sie den schlafenden Paul verlassen hatte, vernahm sie das Klirren von Zaumzeug und leise Stimmen. Sie verlangsamte ihren Schritt und schlich unter Herzklopfen weiter. Mindestens eine Stunde musste vergangen sein, seitdem sie sich davongestohlen hatte. War Paul überfallen worden?
    Was sie jedoch sah, entlockte ihr eine leise Verwünschung. Will und seine Gruppe waren früher als erwartet eingetroffen. Sie alle waren noch im Sattel – bis auf Will, der in ein Gespräch mit Paul vertieft war, das nach den Armbewegungen zu schließen sehr erregt verlief.
    Auf unangenehme Fragen gefasst, trat sie aus dem Wald. »Noch eine Stunde bis zum Sonnenuntergang«, sagte sie zur Begrüßung. »Ihr wart schnell. Hattet Ihr Glück?«
    Will fuhr herum. »Wo wart Ihr? Paul sagte, Ihr seid stundenlang ausgeblieben.«
    »Paul hat geschlafen«, sagte Portia und ging damit ein kalkuliertes Risiko ein. »Ich war mehrmals da und wieder fort.« Ein rascher Blick zu Paul, der seiner Sache nicht mehr so sicher schien, beruhigte sie.
    »Wohin seid Ihr gegangen?« Will machte ein finsteres Gesicht.
    »Ich muss mir den Magen verdorben haben«, sagte Portia. »Einzelheiten werdet Ihr gewiss nicht hören wollen.«
    Vor zwei Wochen hätte Will noch rote Ohren bekommen, jetzt aber nicht mehr. Er ging mit Portia inzwischen so ungezwungen um wie mit allen anderen Kameraden und schaffte es sogar, ihre Beziehung zu Rufus zu ignorieren. Sein Rang verlieh ihm Befehlsgewalt über sie, und da Portia sie nicht in Frage stellte und Rufus sie eindeutig billigte, war zwischen ihnen nun alles klar und freundschaftlich. »Hoffentlich müssen wir Euretwegen nicht auf dem Rückweg anhalten. In der Gegend wimmelt es vor Rebellen«, brummte er darauf.
    Portia schwang sich in Pennys Sattel und lenkte die Stute neben Wills Pferd. Sie ahnte, dass Will sich über etwas ärgerte, das nichts mit ihr zu tun hatte. »Ist es mit den Granville-Leuten erwartungsgemäß verlaufen?«
    Will schwieg zunächst, ehe er widerstrebend sagte: »Wir konnten sie in die Flucht schlagen, als ein Rebellen-Bataillon am Hügelkamm auftauchte. Nachdem sie in der Überzahl waren, mussten wir die Jagd abbrechen.«
    »Ach, das tut mir leid.« Portia beugte sich zu ihm und berührte seine behandschuhte Hand in einer flüchtigen Geste des Mitgefühls, da sie wusste, wie viel diese Expedition ihm bedeutete. »Immerhin habt Ihr dem ersten Trupp tüchtig Beine gemacht.«
    Wills Ausdruck erhellte sich. »Portia, Ihr hättet sehen sollen, wie sie Reißaus nahmen. Wir hätten alle gefangen nehmen können.«
    »Es wird sich eine andere Gelegenheit ergeben«, tröstete Portia ihn. »Rufus sagt, ein guter Taktiker wüsste immer, wann er den Rückzug antreten soll.«
    »Ach?« Will sah schon viel glücklicher drein. »Paul sagte, Ihr hättet den Kurieren Depeschen abgenommen.«
    »Hat er auch gesagt, was sie enthalten?«
    »Nein. Wir waren zu sehr damit beschäftigt, uns den Kopf zu zerbrechen, wo Ihr gesteckt habt.« »Wie ich schon sagte …« Portia zog vielsagend eine Braue in die Höhe, dann beugte sie sich zur Seite, um ihre Satteltasche zu öffnen. Sie kramte darin und holte die Pergamentrolle hervor. »Seht selbst.«
    Nachdem Will das Pergament überflogen hatte, pfiff er leise. »Truppenbewegungen. Das muss sofort nach York.«
    »Das dachte ich mir«, sagte Portia. Sein erregter Blick verriet ihr, dass die Aussicht, seinem Kommandanten ein so wichtiges Dokument zu überbringen, ihn seine Enttäuschung von vorhin vergessen ließ.
    Es war schon stockfinster, als sie die Postenfeuer passierten und im Stallhof müde anhielten. Will saß ab, und Portia, die Penny einem der Stallburschen übergab, sagte: »Will, kommt Ihr ins Haus? Sicher ist Rufus da.«
    Will zögerte. Portia war es, der diese wertvolle Information in die Hände gefallen war, doch durfte er als Anführer der Expedition dafür das Lob einheimsen und den Erfolg an seine Fahnen heften. »Nehmt Ihr es.« Er griff in sein Wams.
    »Nein, Ihr geht zu Rufus. Ich mache mich auf die Suche nach den jungen, die sicher noch mit Juno umher strolchen. Es ist längst Abendbrotzeit, und sie müssen nach Hause.« Es war eine Vermutung, die aber meist zutraf. Luke und Toby waren nur zu Hause anzutreffen, wenn sie, schliefen, und auch

Weitere Kostenlose Bücher