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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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gebraucht hätte, um den Schlitten so weit flussaufwärts zu bewegen, falls sie es überhaupt geschafft hätte, was höchst unwahrscheinlich war.
    Ein befehlsgewohnter Mann, dachte Portia mit einem Anflug von Spott, der ihr Mut einflößte, da sie darin ein Zeichen sah, dass sie ihr Rückgrat nicht ganz eingebüßt hatte. Als sie das Haus betrat, umfing sie köstliche Wärme. Sie beugte sich über das eingedämmte Feuer und wärmte zitternd ihre erstarrten Hände an der Glut. Hinter dem Vorhang drang Geschnaufe und Gemurmel hervor. Sie erstarrte und spitzte die Ohren, doch war es wieder still geworden. Einer der Kleinen musste geträumt haben.
    Fünf Minuten später betrat Rufus leise das Haus und sah sie finster an. »Sagte ich nicht, Ihr sollt Euch für die Nacht zurechtmachen?«
    »Mir war zu kalt, um nach oben zu gehen.«
    »Es ist dort warm genug. Kommt.« Er deutete auf die Treppe. »Ich hoffe, dass Ihr heute mitbekommen habt, wie es in einem Militärlager zugeht. Falls es Euch noch nicht klar ist, sollt ,Ihr wissen, dass ich jetzt gewisse Maßnahmen ergreife, um für den Rest der Nacht garantiert Ruhe zu haben.« Er legte eine Hand auf ihren Rücken und schob sie energisch vor sich her.
    Oben im großen Schlafgemach sagte Rufus brüsk: »Alles in allem war es ein anstrengender Tag, und meine Geduld nähert sich dem Ende. Ich weiß, dass Ihr völlig erschöpft seid, also tun wir einander den Gefallen, und gehen wir ohne ermüdende Diskussionen zu Bett.«
    Er zog seine Handschuhe aus und öffnete seinen Mantel, um beides über das Fußende des Bettes zu werfen. Es folgte sein Lederkoller, dann setzte er sich auf die Truhe, um Stiefel und Strümpfe auszuziehen. Portia beobachtete ihn mit entsetzter Faszination, als er seinen Gürtel aufschnallte und seine Breeches abschüttelte.
    Rufus blieb vor seinem Haus stehen, hob Portia aus dem Sattel und ließ sie auf den Boden gleiten. »Geht schon hinein, und macht Euch fürs Bett bereit. Ich komme nach, sobald ich Ajax in den Stall gebracht habe.«
    »Um Himmels willen, benehmt Euch nicht wie ein Mondkalb!« In weißem Leinenhemd und Unterhose dastehend, sah er sie ungeduldig an. »Wollt Ihr angezogen schlafen? Wenn nicht, schlage ich vor, dass Ihr das Nachthemd nebenan anzieht.« Sich umdrehend, beugte er sich über den Wischtisch, benetzte sein Gesicht und fuhr sich mit nassen Händen durch Bart und Haar.
    Portia drehte sich um, zog sich in den Apfelspeicher zurück und schloss energisch die Tür. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, was er mit gewissen Maßnahmen gemeint hatte, doch sah es aus, als würde sie endlich aus ihren zerrissenen und verschmutzten Sachen herauskommen und sich ins Bett verkriechen können. Diese Aussicht war zu verlockend, um Zeit mit Herumrätseln zu vertun.
    Als sie die Bänder ihres Nachthemdes zuknüpfen wollte, zuckte sie vor Schreck zusammen, als an die Tür gepocht wurde. »Kommt, Portia. Ich bin bereit.«
    »Wie bitte?« Sie starrte die geschlossene Tür an. Ihre Finger zitterten.
    Die Tür ging ein Stück auf, und Rufus Decaturs blaue Augen spähten durch den Spalt. Er winkte sie mit dem Zeigefinger zu sich. »Ich bin sehr müde«, wiederholte er matt. »Kommt endlich.« Sein Ton duldete keinen Widerspruch, und Portia bewegte sich wie von einem Magneten angezogen zur Tür.
    »Was werdet Ihr tun?« Alle ihre Ängste brachen sich Bahn. Sie war mit diesem halbnackten Mann allein in seinem Schlafgemach. Auch für den Fall, dass jemand sie hörte, würde niemand eingreifen, wenn der Herr von Decatur seinem Vergnügen frönen wollte.
    »Schlafen«, sagte er kurz und bündig. »So wie Ihr. Aber da ich für eine Nacht schon genug unterwegs war, werde ich dafür sorgen, dass Ihr Euch bis zum Morgen nicht von der Stelle rührt.« Er griff nach ihrem Handgelenk und zog sie in sein Gemach.
    Portia hatte das Gefühl, keinen eigenen Willen mehr zu haben. Stumm starrte sie ihn an, als er seinen Gürtel um ihre Taille schlang, das Leder durch die Schnalle führte, ohne es festzumachen und das freie Ende lose in der Hand behielt. Welche Abartigkeit hatte er vor?
    »Zum Glück seid Ihr so dünn, dass der Gürtel locker bleibt und man sich rühren kann«, murmelte er und schlug die Decke zurück. »Ihr könnt unter der Daunendecke schlafen, und ich schlafe auf ihr, mit einer Matte zugedeckt. Auf diese Weise wird der Anstand gewahrt.« Plötzlich lachte er so echt belustigt auf, dass Portia schon glaubte, der Herr von Decatur hätte den Verstand

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