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Die Gerechten

Die Gerechten

Titel: Die Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bourne
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waren.
    »Ich bitte Sie um Verzeihung für die etwas grobe Behandlung, die Ihnen zuteil geworden ist. ›Aber den Elenden wird er in seinem Elend erretten und dem Armen das Ohr öffnen in der Trübsal.‹ Buch Hiob.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Sind Sie der Apostel?«
    Ein bescheidenes Lächeln. »Nein, ich bin nicht der Apostel. Ich diene ihm nur.«
    »Ich will mit ihm sprechen.«
    »Und warum sollte ich Ihnen das erlauben?«
    »Weil ich weiß, was er vorhat. Was Sie alle vorhaben. Und ich werde zur Polizei gehen.«
    »Aber ich fürchte, das wird nicht möglich sein. Der Apostel empfängt niemanden.«
    »Tja, wenn das so ist … Die Polizei wird sicher mit großem Interesse hören, was ich weiß.«
    »Und was genau wissen Sie, Mr. Monroe?«
    Die schmallippige Ruhe des Mannes trieb Will zur Raserei. Er machte ein paar Schritte vorwärts, aber bei jeder Bewegung taten ihm die Beine weh. »Ich werde Ihnen sagen, was ich weiß. Ich weiß, dass die Juden glauben, es gebe zu jeder Zeit sechsunddreißig Gerechte auf der Welt. Und solange diese Menschen leben, kann der Welt nichts geschehen. Ich weiß, dass in den letzten paar Tagen mehrere Leute eines geheimnisvollen Todes gestorben sind. Ermordet wurden, genauer gesagt. Einer in Montana, einer, vielleicht zwei, in New York. Einer in London, und Gott weiß, wo noch. Und ich habe den starken Verdacht, dass Ihre Gruppe dahinter steckt.«
    »Ich glaube nicht, dass ein ›starker Verdacht‹ sehr viel Eindruck machen wird, Mr. Monroe. Nicht, wenn er von einem Mann kommt, der selbst noch vor wenigen Stunden in Polizeihaft war.«
    Woher zum Teufel wusste er das? Hatte dieser Kult seine Leute überall?
    Und was noch schlimmer war: Dieser Vikar hatte Recht. Will hatte nichts in der Hand – nichts als wilde Spekulationen. Er besaß keine Beweise gegen diesen Kerl oder gegen den so genannten Apostel, dem er diente. Er merkte, wie seine Schultern nach unten sackten.
    »Aber nehmen wir an, Ihre Theorie sei zutreffend. Rein hypothetisch gesprochen, natürlich.« Der Mann zwirbelte einen Bleistift zwischen den Fingern, ließ ihn von einer Hand in die andere fallen. Will fragte sich, ob er nervös war. In sanfterem Ton fuhr er fort. »Nehmen wir an, es gebe einen solchen Versuch, die Sechsunddreißig zu identifizieren und sie … zur letzten Ruhe zu betten. Und nehmen wir an, eine heilige Gruppe sei daran beteiligt. Ich habe den starken Verdacht, um Ihre eigenen Worte zu benutzen, dass Sie die göttliche Verpflichtung hätten, dieser Gruppe aus dem Weg zu gehen, meinen Sie nicht auch? Ich denke, Sie könnten die Wunden in Ihrem Fleisch dann als eine Art Zeichen betrachten. Als Warnung, wenn Sie wollen.«
    »Drohen Sie mir damit, mich umzubringen?«
    »Nein, natürlich nicht. Nichts derart Plumpes. Ich drohe Ihnen mit etwas sehr viel Schlimmerem.«
    Will spürte eine Eiseskälte in diesem Mann, die ihn erschreckte. »Mit etwas Schlimmerem?«
    »Ich drohe Ihnen mit der Realität der heiligsten Lehren, die die Menschheit je empfangen hat. Die Stunde der Erlösung steht bevor, Mr. Monroe. Das Heil kommt zu jenen, die diese Stunde ermöglicht haben. Diejenigen aber, die sie zu verzögern und die göttliche Verheißung zu vereiteln suchen, deren Seelen werden Qualen leiden in alle Ewigkeit. Da sind tausend Jahre wie ein Tag – und es wird tausend Tage geben, und immer wieder tausend danach. Also überlegen Sie es sich genau, Mr. Monroe. Stellen Sie sich dem Herrn nicht in den Weg. Helfen Sie nicht denen, die sich gegen Ihn stellen wollen. Versuchen Sie lieber, den Weg zu erleuchten.«
    Will hatte noch längst nicht verdaut, was der Mann da sagte, als er begriff, dass die Unterredung zu Ende war. Wieder packte ihn jemand von hinten bei den Armen, und die Augenbinde wurde ihm wieder angelegt. Er wurde aus dem Zimmer und in einen Aufzug geführt, in einen Lieferantenaufzug, wie es schien. Es ging schätzungsweise fünf Stockwerke abwärts, und dann kam der Aufzug bebend zum Stehen. Die Tür öffnete sich, und er wurde hinausgeschoben. Als er sich die Augenbinde abgenommen hatte und sehen konnte, dass er in einer Tiefgarage stand, war er allein.
    Oben vergewisserte sich der Mann, der eben noch mit Will gesprochen hatte, dass über die Sprechanlage alles laut und deutlich zu hören gewesen war. »Ich glaube, wir haben ihm genug mitgegeben«, sagte er zu dem älteren Mann am anderen Ende der Anlage.
    »Ja, Sie haben es gut gemacht. Jetzt können wir nur noch warten.« Wenn

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