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Die Gerechten

Die Gerechten

Titel: Die Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bourne
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sagt mir, dass Sie meine Geste richtig verstehen und mein Vertrauen nicht missbrauchen werden. Vertrauen Sie auch mir – aus Ihrem eigenen Interesse, Will. Vertrauen Sie mir, weil ich Ihnen gesagt habe, ich werde mein Bestes tun, um Ihre Frau am Leben zu erhalten. Aber tun Sie es auch um dessentwillen, was ich Ihnen gestern gesagt habe und jetzt noch einmal wiederhole: Hier entfaltet sich eine uralte Geschichte, und sie droht eine Entwicklung zu nehmen, die die Menschheit seit Jahrtausenden fürchtet. Ihre Frau ist Ihnen wichtig, Mr. Monroe. Natürlich ist sie das. Aber mir geht es um die Welt, um die Schöpfung des Allmächtigen.«
    Jetzt wartete der Rabbi darauf, dass Will das Schweigen beendete.
    Will wusste es, aber er konnte nicht anders: »Was soll ich tun?«
    »Sie sollen nichts tun, Mr. Monroe. Überhaupt nichts. Halten Sie sich aus allem heraus, und haben Sie Geduld. Es dauert vielleicht noch ein, zwei Tage, und dann werden wir alle unser Schicksal kennen. Auch wenn Sie Beth sehnlichst wiedersehen wollen, ich bitte Sie eindringlich abzuwarten. Mischen Sie sich nicht mehr ein, spielen Sie nicht den Amateurdetektiv. Warten Sie einfach. Ich hoffe, Sie werden tun, was richtig ist, Will. Gute Nacht. Und möge Gott Sein Gesicht über uns allen leuchten lassen.«
    Es klickte. Will sah TC an, die wie er ausatmete, als habe sie die Luft angehalten.
    »Es ist so merkwürdig, seine Stimme zu hören«, flüsterte sie und fügte hinzu: »Ich meine, nachdem wir so viel über ihn geredet haben.«
    Will hatte sich ein paar Notizen gemacht, während der Rabbi sprach, damit er und TC seine Worte analysieren könnten. Aber das Auffälligste war der Ton gewesen. Hätte er Harden über dieses Gespräch informieren müssen, wäre dies der Aufmacher gewesen: Der Rabbi hatte versöhnlich geklungen, aber da war noch etwas anderes – fast so etwas wie Trauer.
    Das Schweigen war nicht von Dauer. Das Handy hatte wieder eine SMS empfangen.
    Gut Ding will Weile haben.
    Und unmittelbar danach:
    Vorsicht ist besser als Nachsicht. Das war’s.
    Will las es laut vor, und TC wollte wissen, wo sich der Punkt in diesem Satz befand. Es seien zwei, antwortete Will. Sicher? Sicher. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. Immer wieder hörte er Beths Stimme: Will? Will, ich bin es, Beth.
    »Okay«, sagte TC. »Angenommen, er meint, was er sagt. Dann wird nichts mehr kommen. Die Nachrichten sind komplett.«
    Vor ihr auf dem Tisch lagen zehn Zettel. Auf jedem stand eine der nacheinander angekommenen Nachrichten.
    Aller guten Dinge sind drei.
    Viele Köche verderben den Brei.
    Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte.
    Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.
    Wehe den Besiegten.
    Müßiggang ist aller Laster Anfang.
    Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
    Kleine Ursache, große Wirkung.
    Gut Ding will Weile haben.
    Vorsicht ist besser als Nachsicht. Das war’s.
    TC hielt ihren Block auf dem Knie und betrachtete die Anordnung der Sprichwörter. Die Nachrichten waren zu Gruppen geordnet. »Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben« und »Gut Ding will Weile haben« handelten von der Zeit. »Aller guten Dinge sind drei«, »Viele Köche« und »Wenn zwei sich streiten« bildeten zusammen das numerische Thema, mit dem TC es schon versucht hatte. »Der Apfel fallt nicht weit vom Stamm« und »Kleine Ursache, große Wirkung« beschrieben kausale Zusammenhänge und lagen beieinander. Die übrigen lagen abseits, jeder Zettel eine Insel für sich allein.TC legte ihren Skizzenblock neben die Zettel auf den Tisch. Das oberste Blatt war fast schwarz, so viel hatte sie darauf geschrieben. Überall standen durchgestrichene Wörter und Halbsätze, rückwärts und diagonal geschriebene Buchstabenreihen. In jeder denkbaren Ordnung hatte sie die neun Botschaften aufgereiht, und sie hatte den jeweils ersten Buchstaben jedes Satzes unterstrichen, um das Akrostichon zu bilden, von dem sie gesprochen hatte.
    Will sah die Resultate: AZWMMWMDK und KDMWMMWZA und diverse andere Kombinationen, aber keine davon ergab irgendeinen erkennbaren Sinn.
    Als habe sie seine Gedanken gelesen, schlug TC das oberste Blatt zurück und zeigte ihm das nächste. Es war ebenso dicht mit Buchstabenkombinationen und gescheiterten Anagrammen beschrieben, nicht anders als das nächste und das übernächste Blatt. Stundenlang hatte sie sich den Kopf zerbrochen.
    Will empfand plötzlich große Dankbarkeit. Ohne sie wäre er sehr einsam gewesen. Aber es führte kein Weg daran

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