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Die Germanin

Titel: Die Germanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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sagte Brun. »Dein Vater und die anderen. Sind dorthin gezogen, wo gekämpft wird. Er wollte nicht… doch was blieb ihm übrig! Mögen die Götter ihn schützen. Wenn sie es ihm nur nicht vergelten, was er im Lager am Visurgis getan hat.«
    »Wer hat die Männer ermordet… dort im Stall?«
    »Hauk und ein paar andere. Sie sind jetzt wie wilde Tiere. Was soll nun werden… was soll werden…«
    Die nächsten Tage vergingen in beklemmender Stille. Ein paar Halbwüchsige bewachten das Tor. Die Frauen und Mägde widmeten sich ihren gewohnten Arbeiten, doch ohne dabei zu singen, fröhlich zu schwatzen oder zu streiten. Alle waren mit ihren Gedanken bei den Männern, die so überstürzt in den Kampf gezogen waren, manche der Älteren mit halbem Herzen, mitgerissen von den Jüngeren, die Ruhm und Beute erhofften. Die ermordeten Legionäre wurden von Knechten im Wald verbrannt und verscharrt. Nelda kümmerte sich um Ramis, die sich rasch erholte und, ihren Sohn an der Brust, immer wieder mit ihr auf die Felsenplattform zum Ausguck eilte. Ab und zu kamen Leute aus den Weilern im Tal herauf und berichteten, was sie gehört hatten. Dass ein gewaltiger Kampf stattgefunden hatte, wussten alle, doch wie er ausgegangen war, konnte niemand mit Sicherheit sagen. Dann erzählte ein Händler, das Kastell, zu dem Nelda Gaius und die anderen gebracht hatte, sei von den Römern verlassen worden. Und kurz darauf hieß es, alle römischen Truppen, die in der Gegend stationiert waren, hätten sich weit nach Westen in die starke Festung Aliso im Land der Brukterer zurückgezogen. Dort seien sie aber eingeschlossen und würden von germanischen Kriegern belagert.
    Endlich entließ dann unten im Tal der Wald eine größere Gruppe, die mit hoch beladenen Pferden und Karren heranzog. Ramis schrie auf – sie erkannte den Rotschopf an der Spitze. Ihr Kind im Arm, rannte sie den steilen Weg hinunter, Nelda konnte kaum folgen. Segithank stülpte seinem Sohn einen Römerhelm auf und stemmte ihn unter dem Heil-Gebrüll des ganzen Trupps in die Höhe. Der einäugige Riese Hauk trug mehrere erbeutete Schwerter am Gürtel und hatte einen schwärzlichen, abgeschlagenen Kopf auf seine Lanzenspitze gesteckt. Grölend und auf die Schilde trommelnd zog der Haufen in den Herrenhof ein. Alles lief herbei, die Beute, vorwiegend Trossware, wurde abgeladen und unter Geschrei, Gezänk und Gelächter verteilt. Die Männer berichteten ruhmredig von ihren Taten, mit denen sie so üppigen Lohn verdient hatten.
    Nelda ging von einem zum anderen und ließ sich von denen, die zwar betrunken waren, aber noch Auskunft geben konnten, alles so genau wie möglich erzählen. Unzweifelhaft war, dass die Cherusker und ihre Verbündeten gesiegt hatten. Es schien, dass alle drei Legionen, die Varus ins Sommerlager an den Visurgis geführt hatte, geschlagen und aufgerieben worden waren. Drei Tage lang, hieß es, habe das Gemetzel bei Sturm und Regen, im Dickicht des Waldgebirges gedauert. Zu einer richtigen Schlacht sei es nicht gekommen, doch habe es unzählige kleinere und größere Gefechte gegeben, bei denen die Römer fast immer den Kürzeren gezogen hätten. Am dritten Tag seien die Letzten fast ohne Widerstand zusammengehauen worden.
    »Und Arminius?«, fragte Nelda jeden. »Lebt er? Habt ihr ihn gesehen?«
    »Er lebt!«, schworen sie. Fast alle hatten ihn irgendwo auftauchen sehen und gehört, wie er den Kämpfern Befehle erteilte und anfeuernde Reden hielt.
    »Das ist ein Held, unser Segifrit!«, rief einer. »Viele Meilen lang schlängelte sich der römische Lindwurm durchs Gebirge. Er hat ihn in hundert kleine Stücke zerhauen!«
    »Ja, so war es«, bestätigte ein anderer. »Zuerst hat er ihm den Schwanz abgehackt, den Tross. Da haben wir die fetteste Beute gemacht!«
    »Und zuletzt kam der Kopf!«, rief Segithank. »Varus und seine hohen Herren. Wir brauchten sie gar nicht erst abzustechen, das taten sie selber, gegenseitig. Vorher hatten sie noch Befehl gegeben, sie zu verbrennen und standesgemäß zu begraben. Aber dazu war nicht viel Zeit und es regnete zu stark. Die Leichen waren kaum angekohlt und die Erde, die sie bedeckte, war schnell heruntergekratzt. Habt ihr das alle gesehen?«, schrie er. »Habt ihr gesehen, wie ich mir den Varus schnappte? Und wie ich dann, rechts das Schwert in der Faust, links den Varus im Arm, einen Waffentanz hinlegte? Und wie er dabei mit dem Kopf wackelte und mit den Beinen schlenkerte? Später wurde er steif und ich hatte keine Lust

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