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Die Germanin

Titel: Die Germanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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mehr, mit ihm zu tanzen. Da schmiss ich ihn zurück in seine Grube. Aber sie holten ihn noch einmal heraus und schlugen ihm den Kopf ab.«
    Seine Zuhörer antworteten ihm mit großem Gelächter.
    »Ja«, sagte Hauk, »und auch die anderen bekamen, was sie verdienten. Ihre besten Teile warfen wir unseren Hunden vor, so ein Torfspitz ist ganz gierig darauf. Ihre verdammten Römerschädel nagelten wir an die Bäume. Und damit Wodan und Donar auch etwas von ihnen hatten, hackten wir sie klein und schmorten sie auf den Altären. Das war harte Arbeit, sage ich euch, ich verbrauchte drei Äxte, aber zum Glück war genug zu trinken da, die Herrschaften hatten sich gut mit Wein versorgt – sich und uns!«
    Doch es gab nicht nur Jubel und Heiterkeit. Zwei Männer der Gefolgschaft waren ums Leben gekommen. Andere waren verwundet und noch irgendwo unterwegs. Vergebens erkundigte sich Frau Male nach ihrem Hiwo, ihrem Ehemann. Keiner hatte Segestes zuletzt noch gesehen. Es konnte auch niemand sagen, ob er gekämpft hatte. Allerdings war er mit seinem Trupp erst am letzten Tag auf dem Schauplatz der Kämpfe eingetroffen, als alles schon so gut wie entschieden war.
    »Wenn sie ihm nur nichts antun, die stolzen Sieger«, sagte Brun mit einem besorgten Blick auf die grölenden Heimkehrer.
    »Ich war dagegen, dass er sich von denen mitziehen ließ.« Frau Male seufzte. »Besser wäre gewesen, das Tor zu verrammeln und abzuwarten. Aber er wollte ja nicht auf mich hören. Wie stehe ich da, sagte er, wenn sie den Kampf gewinnen und ich war nicht dabei? Na, wie steht er jetzt da! Arminius ist nun obenauf und der hasst ihn – wegen der abgewiesenen Brautwerbung.«
    »Er hasst ihn nicht«, sagte Nelda bestimmt. »Und so niedrig denkt er nicht, dass er sich dafür rächen würde.«
    »Woher willst du das wissen? Kennst du ihn denn?«
    Frau Male blickte ihre Tochter argwöhnisch an, bekam aber keine Antwort.
    Wenig später waren ihre trüben Gedanken wie weggeblasen, zumindest für ein paar Augenblicke. Dass dieser Tag noch eine so große Freude für sie bereithielt, hatte sie nicht erwartet. Ein Reitertrupp erschien am Tor, ein junger Mann stürzte auf sie zu und sie lagen sich in den Armen. Es war Segimund, ihr Sohn, den sie seit Jahren nicht gesehen hatte. Auch die Geschwister umarmten und küssten sich.
    »Wo kommst du her, Brüderchen? Geradewegs aus der Ubierstadt?«
    »Ach, was denkst du! Ich war dabei, habe gekämpft!«
    »Wie?«, rief Frau Male. »Auf Seiten der Römer?«
    »Aber Mutter! Natürlich auf Seiten der Unseren.«
    »Als Priester am Altar des Augustus?«
    »Das ist vorbei!«, sagte Segimund lachend. »Als ich erfuhr, was hier im Gange war, gab es nur eines: über den Rhenus und zu Arminius.«
    »Du kanntest ihn?«, fragte Nelda überrascht.
    »Ja. Wir haben ein paar Mal miteinander gesprochen, wenn er mit seiner Truppe bei uns durchkam. Natürlich war es nicht leicht, ihn zu finden, er war ja zuletzt überall. Aber nach einigen Umwegen schaffte ich es – und kam gerade noch rechtzeitig.«
    »Hast du Vater gesehen?«, fragte Frau Male. »Ich mache mir große Sorgen um ihn.«
    »Ja, ich hab ihn gesehen«, erwiderte Segimund und sein rundes, offenes Gesicht nahm plötzlich einen angestrengten Ausdruck an. »Ich weiß aber nicht genau, wo er jetzt ist. Er ist am Leben, das ist sicher, mehr kann ich aber nicht sagen. Das war ein eiliger Ritt, Mutter, wir haben Durst. Später muss ich noch mit dir reden, Nelda. Halte dich bereit.«
    »Bereit – wozu?«
    »Das erfährst du dann.«
    Segimund setzte sich nicht zu den jungen Männern um Hauk und Segithank. Nur wenige hatten die Hand erhoben, als er sie grüßte. Alle wussten – Segestes hatte oft genug damit geprahlt –, dass er römischer Priester gewesen war. Einige Blicke waren feindselig. Er ließ sich mit seinen Begleitern in einer anderen Ecke des Hofes nieder. Nelda blieb in seiner Nähe, von einer freudigen Ahnung erfüllt, in die sich aber auch Angst mischte. Sie täuschte sich nicht. Was sie erfuhr, bestätigte ihre schönsten und ihre schlimmsten Erwartungen.
    »Hör zu, Schwester«, sagte er, nachdem er einen Becher mit Bier geleert hatte und mit ihr beiseite gegangen war. »Um unseren Vater steht es nicht gut. Aber das braucht Mutter nicht zu wissen. Du hast wohl gehört, was im Lager am Visurgis geschehen ist, am letzten Abend bei Varus. Ich war nicht dabei, aber man hat mir alles erzählt. Ja, es steht schlecht um ihn, sogar sehr schlecht. Sie haben ihn in Ketten

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