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Die Germanin

Titel: Die Germanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Ecke im Bass. Inguiomer, der alte Polterer, rieb sich fröhlich die Hände. »Jedenfalls kann ich für unsere Sippe sprechen. So sind wir am Ende doch erfolgreich mit unserer Werbung. Könnte dein Vater das noch erleben!«
    Die Mehrzahl der Anwesenden kannte die Geschichte von der abgewiesenen Brautwerbung. Einige knurrten und brummten Zustimmung. Die Spannung, die alle beherrscht hatte, löste sich.
    Doch einige machten auch bedenkliche Gesichter und ein Alter krähte mit fistelnder Stimme: »Aber die Sippe der Frau ist dagegen!«
    »Nicht alle!«, rief Segimund. »Ich bin dafür!«
    Dieser beherzte Ruf des noch als Römling beargwöhnten jungen Mannes trug ihm mehr Beifall ein als seine Waffentaten. Einige lachten, und ein Dicker sagte gemütlich: »Auf dich kommt’s erst an, wenn dein Vater tot ist. Das kann aber schnell gehen!«
    Nelda hörte es und gleich erstickte wieder Angst das aufgeflammte Glücksgefühl.
    Arminius drückte ihre Hand fester.
    »Männer!«, rief er. »Ihr wisst nun, wie die Dinge stehen. Seid klüger als vorher und besser unterrichtet. Als euch die Tochter des Segestes eine Bitte vortrug, habt ihr sie abgelehnt. Nun wird euch die Frau des Arminius um etwas bitten. Sprich, Nelda!«
    »Ich bitte euch um das Leben meines Vaters!«, rief sie.
    »Das ist alles!«, sagte Arminius rasch, bevor sie noch etwas hinzufügen konnte. »Habt ihr es verstanden? Die Frau eures Heerführers richtet eine Bitte an euch. Die Frau eures Heerführers bittet euch um das Leben ihres Vaters! An euch ist es nun, zu entscheiden. Zu sagen: Gewährt – oder abgelehnt. Sprich du als Erster, Tammo!«
    Der Mann, der noch immer am Boden hockte, sprang auf und rief ohne Zögern: »Gewährt!«
    »Sprich du jetzt, Irmfrit!«
    »Gewährt.«
    »Erkulf, sprich du!«
    »Gewährt.«
    »Nehmt ihm die Ketten ab!«, befahl Arminius, als die beiden Gefolgsleute wenig später den Angeklagten hereinführten. »Die Sieger haben beschlossen, Gnade zu üben. Du darfst nun auf deinen Hof zurückkehren, Segestes, und solltest dort gründlich darüber nachdenken, ob es künftig nicht besser sein wird, sich uns anzuschließen, ohne Verspätung, ohne Arglist, mit ganzem Herzen. Denn es wird weitere Kämpfe geben und dabei werden wir jeden brauchen – sogar einen, der uns einmal verraten wollte. Die Misshandlungen, die dir zugefügt wurden, bedaure ich. Verhindern konnte ich sie nicht. Eine heilkundige Frau wird deine Wunden behandeln, man wird dir neue Kleidung und ein Pferd geben. Auch deine Waffen erhältst du zurück. Verlass uns jetzt! Einige von deiner Gefolgschaft sind bereits heimgekehrt, die anderen dürfen dich begleiten. Von deinem Sohn und deiner Tochter nimm Abschied!«
    Segestes rieb sich die von den Ketten befreiten Handgelenke. Er warf Segimund nur einen verächtlichen Blick zu. An Nelda blickte er starr vorbei und fragte, die Worte zwischen seinen geschundenen Lippen und Zähnen hervorquetschend: »Was heißt das – Abschied von meiner Tochter? Was hast du mit ihr vor?«
    »Sie bleibt hier. Sie ist meine Frau.«
    »Deine Frau…?«
    Segestes schloss die Augen, stand reglos da und es schien zwei Atemzüge lang, dass er noch krummer als vorher war und seinen Hals noch tiefer beugte. Aber plötzlich riss er den Kopf hoch und richtete sich zu seiner ganzen Größe auf. Sein Blick sprühte Feuer.
    »Deine Frau, sagst du? Höre ich richtig? Meine Tochter… sie ist deine Frau?«
    Er stieß ein Hohngelächter aus, das aber mehr wie ein Wutgeheul klang.
    »Vater!«, rief Nelda. »Es ist so, wie Arminius sagt! Ich bin seine Frau und bleibe bei ihm!«
    »Wenn du bei ihm bleibst«, schrie er, »weißt du auch, was du dann bist? Eine Verworfene bist du, eine Hure! Vielleicht hat er schon mehrere davon, dem trau’ ich es zu. So ist das also – du bist seine Hure, ich aber habe keine Tochter mehr! Denn hätte ich eine, so hätte ich die Munt über sie und niemals könnte sie ohne mein Einverständnis die Frau eines Mannes sein. Niemals! Und dieses Mannes schon gar nicht, dessen Werber ich abwies! Nun hat er sein wahres Gesicht gezeigt: Was er nicht nach Brauch und Sitte bekam, hat er sich mit Gewalt geholt!«
    »Nicht mit Gewalt, Vater! Ich bin freiwillig hier! Ich liebe ihn!«
    »Und ich liebe sie – aber was sagt dir das schon?«, rief Arminius. »Für dich ist die Tochter doch nur ein Stück Vieh, das du vorteilhaft auf den Markt bringen wolltest. Auf den Römermarkt! Doch wozu noch reden – zu tauben Ohren? Wir alle haben genug von

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