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Die Germanin

Titel: Die Germanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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dir. Mach, dass du fortkommst! Bringt ihn hinaus und sorgt dafür, dass er so schnell wie möglich das Lager verlässt.«
    Die beiden Männer packten Segestes, aber er riss sich los und ging in gerader Haltung zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um und sagte mit einem düsteren Grinsen:
    »Vielleicht überlege ich es mir noch einmal, Ar-mi-ni-us! Vielleicht komme ich zu dem Ergebnis, dass ich doch eine Tochter besitze, die mein Eigentum ist, über die ich die Munt habe, und die mir einer gestohlen hat, den ich nicht wollte. Und dann, Ar-mi-ni-us, werde ich sie mir zurückholen!«
    Die Männer stießen ihn hinaus.
    Nelda wollte ihm nachstürzen, aber Segimund hielt sie auf.
    »Lass ihn. Was willst du noch tun? Ihn umstimmen? Zur Vernunft bringen? Zwecklos.«
    Das sah sie ein und sie gab es auf. Sie lehnte sich an ihren Bruder und fühlte, wie ihre Knie schwach wurden. Er hielt sie fest, sie umschlang ihn und beiden rollten die hellen Tränen über die Wangen.

 
18
     
    Erst Monate später kehrte Arminius mit seiner Frau und seinem Gefolge in den Heimatgau zurück. Auch die Festung Aliso war endlich gefallen, auf der germanischen Seite des Rhenus waren alle römischen Stützpunkte aufgegeben. Der Aufstand der vereinigten Stämme unter der Führung des Cheruskers hatte auch die letzten Vertreter des stolzen Imperiums aus Germanien vertrieben.
    Ein Hochzeitsfest hatte es nicht gegeben. Von jenem Tage an, als Nelda ins Lager gekommen und Arminius sie als seine Hiwa vorgestellt hatte, galten die beiden als Paar und niemand wagte es, die Rechtmäßigkeit ihres Bundes offen zu bezweifeln. Zwar gab es immer wieder Gerede, weil Nelda nicht aus der väterlichen Munt entlassen und damit eigentlich nicht, wie es sich gehörte, in ihre neue Sippe, die ihres Hiwo, aufgenommen worden war. Doch die Verehrung für den Sieger über das Römerheer und der Glanz des Außerordentlichen, der die beiden dem normalen Leben in fast göttliche Gefilde entrückte, ließ auch hartnäckige Sittenwächter bald verstummen. Da es hin und wieder noch zu Kämpfen kam und Arminius sich hütete, seine Stellung als Heerführer zu früh aufzugeben, blieb Nelda bei ihm im Lager und gelangte mit den Heerhaufen fast bis zum Rhenus. Die Gefolgschaft zeigte viel Verständnis für die Bedürfnisse zweier frisch Verehelichter und wusste es meistens einzurichten, dass die beiden zur Nacht ein Quartier erhielten, in dem sie ungestört waren. Gewöhnlich war es nur ein Zelt, eine Hütte, eine Ruine, ein Pferdestall oder ein erbeuteter römischer Wagen, wo sie sich unter Decken und Fellen lieben konnten, oftmals umtost von Regen- und Schneeschauern oder Windböen; doch weder die abflauenden Stürme des Krieges noch die mächtig heranbrausenden dieses launischen Herbstes und Winters hinderten sie, die so lange ersehnten, erhofften, schon verloren geglaubten und endlich gewonnenen Freuden der Zweisamkeit zu genießen.
    Als Nelda zum ersten Mal den Herrenhof auf dem flachen, kahlen Hügel betrat, der nun ihre Heimstatt werden sollte, musste sie feststellen, dass sie es unterwegs fast bequemer und angenehmer gehabt hatten. Alle Gebäude, auch das Herrenhaus, waren in einem erbärmlichen Zustand, die Wälle und Zäune an vielen Stellen schadhaft und eingefallen. Da sich Arminius auch nach seiner Rückkehr vom Heer nur selten und für kurze Zeit hier aufgehalten hatte, war seit dem Tode seines Vaters nichts mehr getan worden. Sein launischer, unbeständiger Onkel Inguiomer, der am liebsten auf die Jagd ging und den Becher schwang, hatte in seiner Abwesenheit den Hof verwaltet und mit den wenigen Gefolgsleuten und Knechten, die unter seinem Befehl standen, alles verkommen lassen. Nelda vermied es, ihre Enttäuschung zu zeigen oder gar Beschwerde zu führen, doch im Stillen musste sie ihrem Vater recht geben, der immer nur Hohn und Spott für die Wirtschaft des Segimer gehabt hatte. Trotz allem war sie guter Dinge. Achtzehn Jahre alt war sie und Hausherrin und sie war die Frau eines Mannes, dessen Ruhm schon von Sängern verbreitet wurde. Von so viel Glück hätte sie vor ein paar Monaten noch nicht zu träumen gewagt – wie sollte sie sich da vor der Arbeit fürchten, die auf sie wartete.
    Zunächst galt es, den Rest des Winters zu überstehen. Gleich nach ihrer Ankunft setzte Frostwetter mit starken Schneefällen ein. Arminius und seine Gefolgsleute beeilten sich, das schadhafte Dach des Wohnhauses mit Schindeln und Strohballen dicht zu machen. Nelda schlug mit

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