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Die Germanin

Titel: Die Germanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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hab ihm dasselbe gesagt. Habe gesagt, so ginge es, immer wieder hab ich es angeboten, aber unter einer Bedingung. Er hat sie abgelehnt. Stur und verbohrt.«
    »Die Bedingung… du meinst…«
    »Ja, das meine ich. Was ich dir gerade erklärt habe. Ich habe ihm die Frage gestellt: ›Willst du Frieden, hohes Ansehen und ein glückliches Leben mit meiner Tochter – oder willst du wie Vercingetorix in den Kerker geworfen und hingerichtet werden?‹ Da hat er gesagt: ›Wenn mich mein Heil verlässt – dann lieber das Letztere!‹«
    »Er hat immer auf sein Heil vertraut«, sagte sie, »und danach gehandelt.«
    »Und ich vertraue meinem Verstand und handle danach!« Er wandte sich ab und reckte trotzig das Kinn mit dem eckigen Bart. »Und weil das so ist, bin ich entschlossen, meine Pflicht zu erfüllen, die mir die Munt auferlegt, und meine Tochter zu retten, bevor er sie mit in seinen Untergang reißt. Zuerst versuchte ich einen Tausch – ihn gegen dich. Darauf gingen Tammo und die anderen nicht ein. Sie glaubten mir nicht, dass er einverstanden war – mit Recht. Denn ich hatte seine Zustimmung erfunden. Ich ließ ihn dann gehen, weil es vergebliche Mühe war, etwas bei ihm erreichen zu wollen und ihn zur Vernunft zu bringen. Doch meine Pflicht vergaß ich nicht. Es musste ein anderer Weg gefunden werden und ich erfand eine weitere List. Dein Bruder sträubte sich, das kannst du mir glauben. Bis zuletzt versuchte er, sich zu drücken, doch dann…«
    »… dann hast du es mit ihm genauso gemacht«, sagte Nelda abschätzig. »Hast versprochen, ihn kraft deiner guten Beziehungen vor der Rache der Römer zu retten. Er ist ein Schwächling, er ist kein Arminius.«
    »Und du bist ein dummes Weib, das auch nichts begreift!«, grollte Segestes. »Vielleicht denkst du anders darüber, wenn du erst einmal Mutter bist. Wenn du mit deinem Kind hier oben in Sicherheit lebst, während dort unten infolge von Wahnsinn und Übermut Krieg herrscht. Ein Krieg, der schon jetzt verloren ist! Die Römer werden bald hier sein, vielleicht schon heute oder morgen, und diesen Hof werden sie verschonen. Er wird eine friedliche Insel sein, und später, wenn alles vorbei ist, hörst du, dann…«
    Er hatte sie an den Schultern gepackt, starrte ihr in die Augen, sprach beschwörend auf sie ein. Sie wandte sich ab und ihr Blick fiel auf etwas, das sich unten im Tal ereignete. Sie erschrak.
    »Aber was… was geschieht dort?«
    Am Rande des Baches zog Kriegsvolk heran. Lanzenspitzen und Schildbuckel glänzten im Sonnenlicht. Aus dem Walde kamen die Männer in langer Reihe hervor. Reiter sprengten seitlich über die Wiesen.
    Segestes reckte den Hals, sein Gesicht rötete sich heftig und er starrte lange über den Rand der Felsenplattform hinunter.
    »Das sind Cherusker«, murmelte er und wiederholte betroffen: »Cherusker sind es!«

 
25
     
    Es war wieder Tammo, der die Belagerer befehligte. Mit drei Hundertschaften rückte er an, besetzte den Hauptweg, der zum Wehrhof hinaufführte, und brachte, dem Tor gegenüber und an der Umwallung, hinter Büschen und Bäumen Lanzenwerfer in Stellung. Rund um den Hügel ließ er Zelte errichten und Posten aufstellen. Mehr konnte er vorerst nicht tun. Er wartete auf die Verstärkung, mit der ihm der Heerführer folgen wollte.
    Arminius, den rasender Zorn packte, als er bei seiner Heimkehr von der Entführung seiner Frau erfuhr, wollte sich ursprünglich gleich selbst zum Segesteshof aufmachen. Aber noch am selben Tag trafen Boten ein, die meldeten, dass römische Voraustrupps in das fast menschenleere Gebiet der Marser eingedrungen waren und die westliche Stammesgrenze der Cherusker bedrohten. Zwischen Kriegern der Marser, die das Blutbad des Herbstes überlebt hatten, und Legionären unter dem Befehl Caecinas war es auch zwischen Lupia und Rura zu einem Gefecht gekommen, das die Römer ohne Mühe zu ihren Gunsten entschieden hatten.
    Arminius eilte den Eindringlingen unverzüglich mit mehreren tausend rasch zusammengerufenen Kämpfern entgegen und besetzte die wichtigsten Höhenzüge. Er hoffte, den Vormarsch der Feinde stoppen und danach selbst den Sturm auf den Herrenhof des Segestes anführen zu können. Zuvor setzte er Tammo in Marsch, damit er verhinderte, dass Segestes mit seiner nicht unbeträchtlichen Streitmacht den befestigten Hof verließ, unterwegs andere Heerhaufen an sich zog und sich mit den diesmal auch von Süden anrückenden Römern vereinigte. Die vernichtende Niederlage der Chatten war

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