Die Gerüchteköchin
unbedingt bezahlen wollte, und zu acht schlugen sie ihr Lager im Wohnzimmer auf, wobei die Erwachsenen Em wie einen Kokon in ihre Mitte nahmen.
»Hast du die Kiste aus dem Büro noch?« flüsterte Treva ihr in der Diele ins Ohr.
»Ja, und ich habe sie geknackt«, antwortete Maddie ebenso leise. »Du wirst nicht glauben, was darin war.«
»Oh?« Treva verschüttete ein wenig von ihrer Cola und bückte sich, um die Tropfen mit einer Serviette aufzuwischen. »Interessantes Zeug?«
»Ein Dutzend Liebesbriefe. Die von Beth sind wirklich traurig.«
Treva blickte zu ihr hoch. »Du nimmst das ziemlich gelassen.«
»Nun ja, ich hasse Beth noch immer dafür, dass sie mit meinem Mann geschlafen hat, aber ich mag meinen Mann auch nicht so gern, wie sie es tut. Es ist ziemlich verwirrend.« Maddie biss in ihre Pizza und fühlte, wie der zähe Käse an ihren Zähnen haften blieb.
»Und was war noch darin?« fragte Treva, doch in diesem Moment verschlang Phoebe das vierzigste Stück Peperoni und musste sich übergeben, so dass ein allgemeines Chaos entstand, bis die Kinder Phoebe nach draußen brachten.
»Warte«, sagte Maddie, als Em aufstand, aber Three meinte, »Ich pass schon auf, Tante Maddie. Ist echt spannend«, und wich nicht von Ems Seite, während sie nach draußen gingen.
Maddie suchte sich einen Platz neben dem Fenster, um die Kinder beobachten zu können. Three klebte an Em wie Kaugummi, die Auffahrt stets im Auge behaltend.
»Er ist ein guter Junge«, meinte Treva neben ihr. »Mach dir keine Sorgen.«
»Er ist wirklich lieb«, antwortete Maddie. »Danke.«
»Maddie, was geht hier vor?« mischte sich ihre Mutter ein, und Treva erwiderte: »Hey, warum erzählen Sie uns nicht die letzten Neuigkeiten? Lässt Gloria sich wirklich scheiden?«
Glorias Scheidung bot für zehn Minuten Gesprächsstoff, und Maddie hörte schweigend zu, während sie C.L. beobachtete. Er saß auf dem Fußboden, seine breiten Schultern gegen ihr Sofa gelehnt, seine langen Beine auf ihrem Familienteppich ausgestreckt, und sie spürte Wärme in sich aufwallen, während sie einfach seine Gesten beobachtete, eine nicht aufzuhaltende Hitze, die sich den Weg aus ihrer Magengrube bahnte und sich in sämtlichen Nervensträngen niederschlug. Heute Nacht konnte sie ihn nicht haben - ausgeschlossen, weil Em hier war -, aber sie konnte es genießen, ihn anzuschauen und seine Stimme und sein Lachen zu hören. Ich könnte ihm ewig zuhören , dachte sie und versuchte, sich schleunigst wieder auf die Unterhaltung zu konzentrieren, bevor ihr andere dumme Gedanken in den Sinn kamen.
Das Gespräch wandte sich Mrs. Crosbys Tochter zu, die gerade eine Trinkdiät machte, zu Margaret Erlenmeyer, die schon wieder schwanger war, und schließlich zu Harold Whitehead, der Candace Lowery zum Abendessen ausgeführt hatte, obwohl seine Frau erst seit zwei Monaten tot war. »Er behauptet, es wäre ein Geschäftsessen gewesen«, ließ ihre Mutter naserümpfend verlauten, »aber das kaufe ich ihm nicht ab.«
Die Kinder kamen wieder herein, und Mel erkundigte sich lautstark nach einem Dessert. Maddies Mutter stand auf und meinte: »Es ist schon spät. Ich muss jetzt gehen.«
Maddie folgte ihrer Mutter zur Haustür, einen Blick zu C.L. zurückwerfend, der sie angrinste und ihr den Atem stocken ließ.
»Wie geht es Gran?« fragte ihre Mutter auf der Veranda. »Was meinst du, geht es ihr gut?«
Diese Frau hatte noch niemals in ihrem Lehen einen guten Tag, und das genießt sie, wollte Maddie erwidern, sagte statt dessen jedoch nur: »Sie blüht auf. Mickey Wer-auch-immer hat exhibitionistische Anwandlungen, und irgendeine Person im Nebenzimmer hat eine furchtbare Haut.« Maddie beobachtete den Gesichtsausdruck ihrer Mutter. »Ich wusste gar nicht, dass sie vor Grandpa schon einmal verheiratet war.«
Ihre Mutter wandte sich ab und ging zum anderen Ende der Veranda. »Das ist schon lange her, sehr lange. Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Ich finde es übrigens sehr nett von diesem Sturgis-Jungen, Em so einen niedlichen kleinen Hund zu schenken.«
Gegenangriff, dachte Maddie. Geschickt gemacht, Mom.
»Ja, nicht wahr? Fahr vorsichtig nach Hause.«
»Schön, dass du solch gute Freunde hast«, fuhr ihre Mutter fort, ohne Anstalten zu machen, sich zu verabschieden.
»Ich kann mich glücklich schätzen«, antwortete Maddie. »Gib acht, dass du das Licht einschaltest.«
»Ich bitte dich, Maddie, selbstverständlich schalte ich das Licht ein. Es ist stockfinster.« Ihre
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