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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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mein Körper sich gegen das Gift wehrte. Es war das gleiche Gift, das Duncan beinahe getötet hätte, doch Kavenlow hatte meine natürliche Immunität jahrelang mühselig so weit ausgebaut, dass sie nun ein großer Vorteil war.
    Dadurch wurde das Spiel überhaupt möglich. So konnte ein Kanzler, ein Hauptmann der Wache oder ein Kind von der Straße im Verborgenen Tausende von Schicksalen lenken. Das Gift baute sich langsam im Körper auf und übertrug dabei einige der magischen Fähigkeiten des Tieres, aus dem es gewonnen wurde.
    Meine leichten Kopfschmerzen verschwanden, als die Giftdosis meine magischen Fähigkeiten vorübergehend über die gewohnte Grenze hinaustrieb. Ich würde den zusätzlichen Kraftstoß brauchen, um Contessas Gefühle zu erforschen. Sich eine Dosis Gift zuzuführen, um die eigenen magischen Kräfte zu unterstützen, war nicht ratsam, weil sie einen zugleich dem Tod näher brachte, bis sie abgebaut worden war, aber ich war hier verhältnismäßig sicher. Jeck würde eher versuchen, mir meine Giftvorräte zu stehlen, als mich mit einer Überdosis aus seinen eigenen zu ermorden – Kavenlow würde furchtbar wütend werden, falls ihm das gelingen sollte. Einen Lehrling gegen das Gift zu immunisieren, war eine teure und riskante Angelegenheit, aber er würde deshalb so zornig werden, weil er mich liebte wie das eigene Kind, das er des Giftes wegen nicht haben konnte.
    Das Gift ließ Wärme in mir aufwallen, und ich sandte meine Gedanken aus, um Contessas derzeitige Gefühlslage zu erkunden. Das war eine magische Fähigkeit, die ich von ganz allein an mir entdeckt hatte, rein zufällig und zu Kavenlows sprachlosem Schrecken.
    Wir hatten an meiner Fähigkeit gearbeitet, einen rivalisierenden Spieler aufzuspüren, wenn er oder sie sich bemühte, unbemerkt zu bleiben – eine Art extremes Versteckspiel über das gesamte Palastgelände hinweg. Ich brauchte nicht annähernd so lange, um ihn zu finden, wie er erwartet hatte. Als ich ihm nichts ahnend erzählte, dass ich seinen Gefühlen von Anspannung und Erwartung gefolgt war, hatte er mich gute fünfzehn Sekunden lang angestarrt; das klingt vielleicht nicht so schlimm, ist aber eine Ewigkeit, wenn man glaubt, dass man etwas falsch gemacht hat.
    Er rieb sich begeistert die Hände und schickte mich sofort auf die Suche nach Jeck. Das war schwieriger, aber nach einer Woche Übung konnte ich ihn ebenso leicht finden wie alle anderen, außer, er schlief oder hielt seine Emotionen absichtlich sehr ruhig. Kavenlow sagte, die Fähigkeit, menschliche Gefühle wahrzunehmen, hinge vermutlich mit meinem geradezu unheimlichen Geschick zusammen, Tiere zu manipulieren, indem ich ihre Emotionen herausfand und ausnutzte. Ich fand es einfach nur lustig, mich an Jeck heranzuschleichen und den stoischen jungen Mann bei irgendeiner gelehrten Beschäftigung zu ertappen – wenn er etwa ein Buch las oder einen Brief schrieb. Ihm wäre es viel lieber gewesen, wenn ich ihn als muskelbepackten Rüpel sähe, der seinen Posten durch Kraft und nicht durch Klugheit errungen hatte. Bald fand ich keine Ausreden mehr dafür, dass ich schon wieder irgendwo mit ihm zusammentraf, und ich glaube, er schöpfte Verdacht, dass ich ihn benutzt hatte, um zu üben. Er hörte nämlich auf, sich vor mir verstecken zu wollen, und machte es mir damit schwer, meine Fähigkeit weiter auszudehnen. Contessas Gefühle herauszufinden war vergleichsweise einfach.
    Langsam stimmte ich unsere Atemzüge genau aufeinander ab, und Contessas Emotionen vermischten sich mit meinen. Das war keine angenehme Empfindung, und ich durchsuchte meine Gefühle nach jenen, die nicht dazupassten. Überwältigender, beinahe lähmender Kummer überkam mich, und ich hielt den Atem an und setzte mich damit auseinander.
    Mein Pulsschlag dröhnte mir in den Ohren, und ich drehte mich um, schüttelte Contessas trocknendes Kleid aus und sammelte die verstreute Unterwäsche auf. Contessa hatte Kummer. Kummer wegen Thadd. Kummer wegen des Bettes, in dem sie schlief, während Alex sich freiwillig für die Hängematte entschieden hatte und wartete, bis er glaubte, dass sie schlafe, ehe er auch nur ihre kleine Kabine betrat. Kummer, weil sie den klugen, lebenslustigen Mann mögen könnte, der ihr ein Lachen ebenso leicht entlockte wie ein Stirnrunzeln. Kummer, weil sie fürchtete, sie könnte eine unbeständige und willensschwache Frau sein, da sie sich ebenso sehr zu ihm hingezogen fühlte wie zu ihrem behäbigen, berechenbaren

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