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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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Ich kniff die Augen zusammen und erkannte, dass die großen Haufen nicht von der eingefallenen Decke stammten – es waren bewusstlose Männer. Der scharfe, saure Geruch des Giftes hing schwer in der Luft. Meine Lippen teilten sich, als ich erkannte, dass es sich bei den Männern am Boden um die Mannschaft handelte.
    Einen Moment lang fürchtete ich, Jeck könnte meinen Betrug durchschaut und mir zuvorgekommen sein, doch dann erregte ein leises Klimpern meine Aufmerksamkeit, und Kapitän Rylan erhob sich. Er hatte neben dem letzten Piraten gekniet und dessen Fesseln verknotet. Er drehte sich um, und sein breites Grinsen erlosch, als er mich in der Tür stehen sah.
    »Wo ist Contessa?«, fragte ich verdattert.
    »Du!«, bellte er, und die Glöckchen an seinen Stiefeln klingelten, als er sich zu voller Größe aufrichtete. »Was hast du hier zu suchen?«
    »Wo ist meine Schwester?«, wiederholte ich. Meine Stimme zitterte, und meine Fingerspitzen berührten den ersten Messergriff.
    »Wo ist mein Geld?«
    Er trat einen Schritt näher, und ich zwang mich, reglos stehen zu bleiben. Meine Augen hatten sich an das Halbdunkel gewöhnt, und ich warf einen Blick auf die Männer am Boden. Waren sie tot?, fragte ich mich. Doch dann befand ich, dass wohl niemand Tote fesseln würde.
    »Ich habe dich gefragt, wo mein Geld ist«, sagte er und stand in seinem verblassten Staat vor mir.
    Ich wurde immer verwirrter, und meine Furcht wuchs. Er weiß es nicht? »Duncan hat es.« Ängstlich trat ich ein und einen Schritt von der Tür weg, wobei ich gegen den Drang ankämpfen musste, hinaus auf die verrottende Veranda zu fliehen. Mir zitterten die Knie, und es schnürte mir die Kehle zu. Kapitän Rylan kniff die Augen zusammen, und ich fügte hinzu: »Ich habe es Duncan übergeben. Er sitzt in dem Beiboot und bringt das Lösegeld zum Schiff. Wo ist meine Schwester?«
    »Zum Schiff?«, rief er, und eine Taube flatterte aus dem verfaulten Gebälk auf. »Warum denn dahin, zum Teufel?« Dann wurde er plötzlich ganz still, als sei ihm ein Gedanke gekommen, und ich beobachtete erschrocken, wie sich ein rasch wechselnder Strom von Emotionen auf seinem Gesicht abzeichnete. Verwirrung, gefolgt von hässlicher Erkenntnis, Zorn, dann rasende Wut. »Der Kaul!«, schrie er, und ich stieß vor Schreck den Atem aus. »Der erbärmliche Kaulsohn!«
    Mit zitternden Beinen, die nur davonlaufen wollten, zog ich ein Messer und ließ es ihn sehen. Irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas stimmte hier überhaupt nicht. »Ich habe getan, was Ihr verlangt habt«, sagte ich, und er widmete mir wieder seine ganze Aufmerksamkeit. »Wo ist meine Schwester?«
    Kapitän Rylan musterte mich von Kopf bis Fuß. Einen Augenblick später sah ich ihn die Entscheidung treffen. Er war größer als ich und stärker. Ich hatte drei Messer und eine Peitsche, die auf so engem Raum nicht viel nützen würde. Ich schnappte nach Luft und wirbelte zur Tür herum, um zu fliehen. Ich konnte nur beten, dass er mich nicht mit einem Giftpfeil niederstreckte.
    »Nicht doch«, sagte er mörderisch leise, und ich schrie auf, als die Glöckchen an seinen Stiefeln bimmelten und seine Hand schwer auf meine Schulter fiel. Er riss mich herum, und ich schwang ein Messer. Er stieß einen entsetzten Schrei aus, als mein Arm mit einem dumpfen Geräusch abrupt abgebremst wurde. Fluchend stieß er mich von sich. Ich taumelte zurück, und als ich mich wieder gefangen hatte, wurde mir eiskalt. Meine Klinge schillerte rot.
    Ich habe ihn verletzt. O Gott, dafür wird er mich umbringen. Verängstigt raffte ich das Kleid, um zu fliehen, als eine panische, schrille Stimme aus dem Nebenraum rief: »Tess!«
    Contessa. Ich erstarrte und sprang dann an Kapitän Rylan vorbei, der sein weißes Hemd an der Stelle befühlte, wo mein Messer ihn erwischt hatte. Er blickte auf, als ich an ihm vorbeiflog, und sein leicht runzliges Gesicht verzerrte sich. Ich platzte in ein dunkles Zimmer, das blutige Messer noch in der Hand.
    Auf dem Boden an der Wand entdeckte ich die dunklen Schemen von Contessa und Alex. Beide starrten mich an und waren an Händen und Füßen gefesselt. Contessa hatte sich von ihrem Knebel befreit, und Alex’ Blick war hart vor hilflosem Zorn. Contessas furchtsamer Blick schoss über meine Schulter hinweg. »Hinter dir!«, rief sie, doch ich wusste schon, dass Kapitän Rylan kam.
    Hundert Ideen ratterten mir durch den Kopf. Ich konnte sie nicht befreien und obendrein selbst entkommen. Es hieß sie oder

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