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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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schrie ich und schlug ihn, während der Wind zornig lärmte, weil ich noch am Leben war. »Das darfst du nicht. Das kannst du nicht tun! Lass mich in Ruhe!«
    Mit zusammengepressten Lippen, die hinter seinem tropfenden Bart verschwanden, zog er mich an sich, schlang die Arme um mich und hielt mich fest. Ich wand und wehrte mich, hing hilflos im starken Griff seiner Arme, die mich gefangen hielten, und konnte nicht akzeptieren, dass darin auch Mitgefühl steckte – das wollte ich nicht glauben.
    Die Hütte selbst rutschte nun majestätisch in den Fluss hinab, und ein Schwall warmen Wassers strömte an uns vorbei. Die Bäume oben brannten, dicker Rauch stieg von den frischen grünen Blättern und alten Nadeln auf, während der Wind innerhalb wie außerhalb meines Kopfes heulte und die Äste hin und her warf.
    Dass er mich gerettet hatte, entfachte meine Wut, genährt von Duncans Verrat und meiner Unfähigkeit, auch nur die einfachste Aufgabe zu bewältigen wie etwa, mich umzubringen. Der Wind in mir verlangte nach Freiheit, und in einem Gefühl geteilten Verlustes blickte ich gen Himmel und rief seinen Bruder herab.
    Trotzig kreischend stürzte er wie ein Stein herab, drückte das Wasser flach und brachte Jeck dazu, den Kopf einzuziehen. Aber er ließ nicht los, seine Stimme in meinem Ohr sagte mir, dass alles gut werden würde, dass ich das hier überleben konnte. Ich wollte ihm nicht glauben und spürte, wie mir die Wärme seines Todes in die Hände stieg. Er musste mich loslassen, oder ich würde es so beenden.
    Er fühlte, was kam, und obwohl die Stärke des Windes mich erfüllte, erstarrte ich, als ein Kraftstoß mich durchfuhr. Ich schrie, als er mich verließ und dabei meine Hände und meine Seele verbrannte. Jeck schauderte, und sein Griff erlahmte einen Moment lang, ehe er umso stärker wiederkehrte, beinahe verzweifelt. »Nein«, krächzte er keuchend. »Mein Schmerz ist so groß wie deiner. Ich werde mit allem fertig, was du fertigbringst. Und ich lasse dich nicht los. Hör mir zu. Hör mir zu, Tess!«, schrie er über den Tumult hinweg. »Lass den Wind gehen. Lass ihn endgültig los.«
    »Bitte. Ich kann nicht …«, flehte ich, als ich mich mit erlahmender Entschlossenheit gegen Jeck wehrte. »Es ist nichts geblieben. Ich habe alles verloren …«
    »Nein«, flüsterte er, und die Pein, in die ich ihn gestürzt hatte, machte seine Stimme zu einem ausgefransten Band der Entschlossenheit. »So schwach bist du nicht.«
    Der Wind drückte die Bäume nieder, fachte das Feuer an und schleuderte schwelende Rinde nach uns. Er war zornig, weil ich noch lebte und seinen Bruder als Geisel hielt, doch der Wind in meinem Kopf duckte sich ängstlich, eingeschüchtert von Jecks Stimme.
    »Ich kann nicht!«, schluchzte ich. »Er hat gesagt, er liebt mich. Er hat gelogen und mich in den Tod geschickt.«
    »Beende es nicht so. Nicht seinetwegen.« Die Worte wären in Wind und Feuer untergegangen, wenn seine Lippen nicht mein Ohr gestreift hätten. Seine Arme pressten mich an ihn und hielten mich bewegungslos. Der Geruch nach Pferd und Leder, der immer an ihm hing, bedeutete Geborgenheit, und das Band, das mir die Brust abschnürte, löste sich ein wenig. Ein ersticktes Schluchzen brach aus mir hervor. Ich klammerte mich an sein Mitgefühl und ignorierte die Tatsache, dass er ein rivalisierender Spieler war. Sein Mitgefühl war alles, was ich hatte. Und ich glaubte – ich glaubte, dass er mich verstand.
    »Lass nicht zu, dass dich das umbringt«, flüsterte er, und ich merkte erst jetzt, dass ich mich an seine Schultern klammerte und in sein Hemd weinte. Der Wind in meinem Kopf beruhigte sich, jammerte nur noch gedämpft vor sich hin, mürrisch, weil Jeck zu mir durchgedrungen war und ihn übertönt hatte. Der Wind, der die Flammen in den nahen Bäumen anfachte, verlor plötzlich das Interesse, hob den Kopf und blickte zur See hinaus. Mit ihm verschwand auch mein Zorn, der nur die niederschmetternde Erkenntnis hinterließ, dass Jeck mich wieder einmal geschlagen hatte. Wieder hatte ich versagt. Wieder hatte er mich schwach und dumm gesehen. Gott steh mir bei, ich konnte ja nicht einmal vernünftig sterben.
    »Aber er hat mich belogen«, schluchzte ich, während ich da im Fluss saß und langsam wieder zur Vernunft kam, während der Wind schwand. Ich war gefangen. Jeck hatte mich gefangen und mich gezwungen weiterzuleben. Ich lehnte mich an ihn und wurde von Schluchzen geschüttelt. »Er hat mich auf dem Schiff belogen, als

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