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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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ruhte. Überrascht drehte ich mich herum. Der durchdringende Blick seiner wachen Augen unter dem Paradehut mit schwarzen Federn ließ mich hochfahren. Seine Anwesenheit in meinem Traum war so unheimlich bewusst und umfassend wie die meine. Ich wäre von Jy heruntergefallen, wenn der Mann mich nicht fester gepackt hätte. Plötzlich wurden die Wärme und der Trost, die ich von ihm empfangen hatte, zu einer Lüge.
    »Lass mich los!«, rief ich und wand mich, um vom Pferd zu springen, obwohl das mein Pferd war.
    Er presste die Lippen zusammen, so dass sie hinter seinem säuberlich gestutzten, pechschwarzen Bart verschwanden. Ärger flackerte in seinen braunen Augen auf. Die Muskeln in seinen Schultern wölbten sich, und er hob mich einfach hoch und setzte mich wieder auf Jys Widerrist. Das Pferd wieherte erschrocken und scheute.
    Unbeirrt schlug ich mit der flachen Hand nach ihm. Er fing sie ab, indem er mich am Handgelenk packte, wo die Seile meine Haut wund gescheuert hatten, und neuer Traumschmerz züngelte an meinem Arm empor.
    »Hör auf«, sagte er ruhig, was mich an das erste Mal erinnerte, als wir uns ein Pferd geteilt hatten. Er war wie aus dem Nichts herabgestoßen, um mich zu entführen, hatte mich quer über die Schultern seines Pferdes geworfen und war mit mir davongeritten.
    »Dann steig von meinem Pferd!«, forderte ich mit klopfendem Herzen.
    »Das kann ich nicht«, entgegnete er und kniff die Augen zusammen. »Glaub mir, wenn ich absteigen könnte, würde ich es tun.«
    Vor Überraschung erstarrte ich beinahe. »Du kannst nicht?«, wiederholte ich, und er ließ mein Handgelenk los.
    »Das hier ist dein prophetischer Traum, nicht meiner – glaube ich. Es wäre klüger, ihn sich entfalten zu lassen und vielleicht etwas zu erfahren, als mich schlagen und davonlaufen zu wollen, was offenbar immer dein erster Impuls ist.«
    »Ich würde nicht davonlaufen«, widersprach ich und rieb mir die Handgelenke. Obwohl ich das vermutlich doch getan hätte. Ich traute ihm nicht, und das wusste er auch.
    Jeck gab keinen Laut mehr von sich, nicht einmal ein Seufzen, und ich zappelte auf meinem Pferd herum, um eine halbwegs bequeme Position zu finden. Sogleich rutschte ich nach hinten und gegen Jeck, der mich nun nicht mehr festhielt. Wir ritten durch ein Fleckchen früher Morgensonne unter dem Blätterdach, und ich beobachtete, wie das Licht auf seinem stillen Gesicht spielte. Dort war nichts zu lesen als müde Besorgnis.
    »Ein prophetischer Traum?«, fragte ich. »Ist deswegen alles so wirklich?«
    »Was zur Hölle bringt Kavenlow dir eigentlich bei? Wie man Zierdeckchen häkelt?«, brummte er.
    Das war sehr herablassend, also erwiderte ich rasch: »Er hat mir gesagt, dass ich prophetischen Träumen nicht glauben sollte. Dass das Unterbewusstsein sie manipulieren und einem damit etwas Falsches eingeben könnte. Und was, bei allen Schohgruben, hast du überhaupt in meinem Traum zu suchen?« Das klang barscher, als ich beabsichtigt hatte, aber ich ließ es so stehen, ohne die Schärfe abzumildern. Ich war entsetzlich verlegen. Ich hatte mich an ihn gekuschelt, als hätte ich es genossen. Na ja, das hatte ich auch, aber darum ging es nicht. Er war ein rivalisierender Spieler. Also war es nicht nur unpassend, es konnte mich obendrein das Leben kosten.
    Jeck suchte die Unterseite des Blätterdachs ab und musste sich dabei den prunkvollen Hut auf dem Kopf festhalten. Ich wusste, dass er dieses schwarz-goldene Ungetüm mit den weit herabhängenden Federn verabscheute, obwohl er es pflichtbewusst zu jedem offiziellen Anlass trug. »Ich habe keine Ahnung, warum ich hier bin«, erklärte er schließlich, ohne meinem Blick zu begegnen. »Aber er hat recht. Wenn du nicht genau weißt, was du tust, wird ein prophetischer Traum dir wahrscheinlich mehr schaden als helfen. Es ist allerdings möglich, einen gewissen Nutzen aus ihnen zu ziehen, wenn man richtig damit umgeht.«
    »Und wie geht man richtig damit um?«, fragte ich, weil ich glaubte, er wolle damit nur angeben.
    »Bist du mein Lehrling?«, erwiderte er prompt.
    Meine Verlegenheit wich einem altvertrauten Zorn. »Schon gut.« Verärgert starrte ich geradeaus und rutschte Zoll um Zoll wieder auf seinen Rücken zu, während Jy vorantrottete. Ich würde Kavenlow danach fragen. Falls ich überlebte. Aber wenn das hier ein prophetischer Traum war, dann sah es doch ganz so aus, als würde ich meinen Puntabiss wahrscheinlich überleben. Irgendwie.
    Jeck schwieg und erklärte dann

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