Die gesandte der Köingin Tess 2
und Jeck zog mich dichter zu sich heran, bis ich reglos an seiner Brust gefangen war. »Ich habe dich nicht belogen«, sagte er mit leiser Stimme und einem beinahe schuldbewussten Ausdruck in den Augen. »Du hast fälschlicherweise etwas angenommen.«
Er hatte recht, und da mir klar war, dass wir nur dann den Hauch einer Chance hatten, dies hier zu überleben, wenn wir zusammenarbeiteten, gab ich es auf, gegen ihn kämpfen zu wollen. Er spürte es und ließ mich los. Ich wich mehrere Schritte zurück, unsicher, was als Nächstes geschehen würde.
»Hauptmann Jeck!«, erscholl Kapitän Rylans fröhliche Stimme, und wir drehten uns beide nach ihm um. Er stand auf dem Steuerdeck, die Hände in die Hüften gestemmt, den Hut in keckem Winkel schief auf dem Kopf. »Lasst Euch vom hitzigen Temperament dieser Hure nicht täuschen. Keine Sorge«, sagte er mit höhnischem Grinsen. »Der letzte Mann, auf den sie so losgegangen ist, war der, mit dem sie sich nachher im Sand gewälzt hat.«
Jeck stieß mit einem fragenden Laut den Atem aus, und die Männer grölten. Einer machte schmatzende Kussgeräusche und wackelte vielsagend mit der Hüfte, und mir wurde heiß. »Hast du mit deinem Falschspieler …«, begann Jeck, und seine sonst so stoische Stimme klang schockiert. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich beinahe glauben können, dass es ihm etwas ausmachte.
»Ich musste doch irgendeinen Vorwand dafür finden, warum wir an einem verlassenen Strand waren, während ihr davongesegelt seid«, fuhr ich ihn an.
Ein plötzliches Brausen ließ mich herumfahren. Hitze schlug mir ins Gesicht, wärmer als die Sonne. Das Deck stand in Flammen. Mein Blick huschte zu dem Piratenschiff hinüber. Die Fackel war weg. Sie lag auf meinem Deck. Wir brannten. Gott rette mich. Ich bin in Öl getränkt.
»Die Segel in den Wind!«, hörte ich Smitty brüllen. »Alle Mann an Deck. Ich will durchzählen.«
Ich stand da und blinzelte dümmlich. Sie hatten mein Schiff angezündet und segelten nun davon.
»Aufwachen, Prinzessin!«, rief Jeck und riss mich aus meiner Betäubung.
Plötzliche Anspannung packte mich, und ich suchte nach etwas, womit ich die Flammen ersticken könnte.
»Nein!«, rief Jeck und drückte mir ein aufgerolltes Seil in die Hand. »Sie wird niederbrennen. Wir können es nicht verhindern, und selbst wenn, braucht man vier Mann, um eines ihrer Segel zu setzen. Wirf alles, was wir gebrauchen können, über Bord. Und sei vorsichtig!«, fügte er hinzu. Ich krümmte mich unter einem Hustenanfall, als der schwarze Qualm uns einhüllte. »Sie haben dich mit Öl übergossen.«
Jecks geduckte Gestalt verschwand in der nächsten Luke. Ein Wasserfass rollte daraus hervor. Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte, also bugsierte ich es zur Reling und sah zu, wie es beinahe versank. Die Flammen kamen stetig näher, und es wurde immer heißer.
»Jeck!«, schrie ich, als eine Woge aus Qualm über mich hinwegrollte und die Sonne verdüsterte. »Schnell! Es wird heiß!«
Sein Kopf ragte aus der Luke, und mit einem wilden Ausdruck auf dem Gesicht blickte er sich rasch um und verschwand wieder. Das Ende eines der alten, rechteckigen Segel von Kapitän Borlett erschien. »Jeck! Wir haben keine Zeit mehr!«, rief ich.
»Zieh es raus!«, brüllte er von unten. »Wirf es ins Wasser!«
Ein Knistern erregte meine Aufmerksamkeit. Ich hob den Kopf und schnappte nach Luft, als ein Stag riss. Der Mast knarrte und stöhnte. »Jeck!«, schrie ich, packte das Segel mit der gesunden Hand und versuchte zu ziehen, doch mir zitterten die Knie.
»Mach Platz«, sagte er von hinten, und ich fuhr überrascht herum. Er war aus der vorderen Luke geklettert. Grob stieß er mich aus dem Weg und schlang die Arme um das aufgerollte Tuch mit Holz und Seilen darin. Seine Muskeln wölbten sich hervor, als er das schwere Segel aus der Luke zog. Es war das kleinste, aber viel zu schwer für die meisten Männer. Ich packte das andere Ende, sobald es erschien, und obwohl ich ihm vermutlich keine große Hilfe war, mühte ich mich ab, das mit Seilen verschnürte Bündel zur Reling zu schleppen. Es ging über Bord. Durch den Rauch sah ich Jeck an; meine Arme zitterten, mein Kopf dröhnte, und das Segel begann langsam zu sinken.
»Du kommst als Nächstes«, sagte er, hob mich hoch und warf mich über die Reling.
Ich hatte kaum Zeit, Luft zu holen, ehe ich aufs Wasser klatschte.
Es verschluckte mich und kühlte meine vom Feuer erhitzte Haut. Ich stieß
Weitere Kostenlose Bücher