Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geschichte der Deutschen

Die Geschichte der Deutschen

Titel: Die Geschichte der Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm von Sternburg
Vom Netzwerk:
Rivierareisen oder den Kauf edler Reitpferde verwendet haben. Hinzu kommt, dass der starke Mann der Reichswehr und Vertraute Hindenburgs, General Kurt von Schleicher, vom Kabinett eine energische Wende nach rechts unter Einbeziehung der Nationalsozialisten verlangt. Brüning verweigert in beiden Fällen die Gefolgschaft. Hindenburg lässt ihn fallen. Im Mai 1932 tritt er zurück.
    Es bleiben der Republik noch acht Monate. Auf den Straßen liefern sich die Nationalsozialisten und Kommunisten Kämpfe, bei denen es zahlreiche Tote gibt. Die Ordnung zerfällt und die beiden auf Brüning folgenden Kanzler Franz von Papen und Kurt von Schleicher erweisen sich als politische Leichtgewichte |219| und schäbige Intriganten. Ihr Ziel ist es nicht, die Demokratie zu stärken, sondern sie abzuschaffen. Papen, ein rheinischer Herrenreiter aus dem Umfeld der Ruhrindustrie, bildet eine Regierung, die von den Zeitungen spöttisch als »Kabinett der Barone« bezeichnet wird. Mehr Adel als Sachverstand hat er um sich gesammelt. Nur durch Hindenburgs Unterstützung kann sich Papen halten. Der Reichstag ist nahezu geschlossen gegen ihn.
    Die wichtigste Tat seines Kabinetts ist der so genannte Preußen-Schlag. Im Juli wird die von der SPD geführte preußische Regierung Braun durch eine Notverordnung abgesetzt und Papen übernimmt als Reichsverweser die Regierungsgewalt. Ein Staatsstreich bringt die letzte Mauer der Republik zum Einsturz. Vorgeschobener Anlass ist für Papen der Altonaer Blutsonntag am 17. Juli. Die Nationalsozialisten provozieren an diesem Tag die Kommunisten mit einem Marsch durch die Straßen des Arbeiterviertels von Altona, damals Teil Preußens und Hochburg der KPD. Die Kommunisten beschießen den Demonstrationszug. Bei den Kämpfen kommen 18 Menschen um. Die Regierung Papen verbietet daraufhin alle Kundgebungen unter freiem Himmel und wirft der preußischen Regierung vor, sie sei nicht mehr Herr der Lage.
    Dann wird der Reichstag aufgelöst, und es kommt zu Neuwahlen. Als am 6. November die NSDAP einige Mandate verliert, hoffen die bürgerlich-liberalen und intellektuellen Kreise vorschnell, dass die Nazis eine unangenehme Übergangserscheinung bleiben werden. In Wirklichkeit aber hat wohl ein Streik bei den Berliner Verkehrsbetrieben einige Wähler verunsichert. Die Nationalsozialisten und die Kommunisten stehen hier Seite an Seite, um die Unruhen zu schüren. Im Gegensatz zu den Nationalisten kennen die kommunistischen Wähler keine Berührungsängste. Das Zusammengehen ihrer Partei mit dem »Klassenfeind« stört sie nicht, die KPD legt kräftig zu. Wenige Tage später muss Papen zurücktreten, weil der Hindenburg-Kreis ihm nicht mehr zutraut, die antidemokratische Wende erfolgreich zu Ende zu bringen. Am 3. Dezember wird der Reichswehr-Mann Kurt von Schleicher Kanzler. Er glaubt, ein Bündnis mit den Gewerkschaften und der NSDAP könne für Ordnung sorgen und die Macht im Staat für das Militär, die Großindustrie und den Großgrundbesitz bewahren. Eine geradezu kindliche Illusion. Hitler schlägt das Bündnisangebot ebenso aus wie die Gewerkschaften. Schon nach sechs Wochen tritt Schleicher zurück.
    Hitler hat in den Monaten zuvor in den Gesprächen mit den Führern der konservativen Parteien und dann mit Hindenburg stets die ganze Macht gefordert. Er will Kanzler werden und nicht Minister. Es gereicht Hindenburg immerhin zur Ehre, dass er zögert, Hitler nachzugeben. Die entscheidenden Akteure sind |220| jetzt erneut Papen und der Parteivorsitzende der Deutschnationalen Volkspartei, der mächtige Pressezar und erzkonservative Anti-Demokrat Alfred Hugenberg. Gemeinsam mit der Reichswehrführung und den konservativen Wehrverbänden überzeugen sie Hindenburg davon, dass ein Reichskanzler Hitler, eingebunden in eine Regierungskoalition, rasch in den Griff zu bekommen sein werde. Am Abend des 30. Januar ziehen Fackelzüge an der Reichskanzlei vorbei. Aus einem geöffneten Fenster im ersten Stock winkt ein Mann im schwarzen Anzug seinen »Sieg Heil!« rufenden Anhängern mit einem triumphierenden Lächeln zu. Hindenburg hat Hitler zum Reichskanzler berufen.

220
    228
    220
    228
    false
Die Republik wird eine Diktatur
    Wer heute die Reden Hitlers hört, dieses heisere, bis zur Hysterie gesteigerte Geschrei, wer die Bilder sieht, die ihn in fast grotesker Pose auf den Parteitagen oder in den Versammlungssälen zeigen, der kann nur schwer nachvollziehen, wieso dieser wie ein schlechter Schauspieler agierende

Weitere Kostenlose Bücher