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Die Geschichte der Deutschen

Die Geschichte der Deutschen

Titel: Die Geschichte der Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm von Sternburg
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die frühen ersten Stadtbauten gruppieren, |68| werden in den Hintergrund gedrängt. Die gotischen Rathäuser mit ihren Spitzbogen und Kreuzrippengewölben stehen bald den Kirchenbauten an Pracht und Kunstfertigkeit der Ausführung kaum nach. Sie zeugen vom Aufstieg einer immer selbstbewusster auftretenden Bürgerschicht. Im Spätmittelalter schließlich bauen sich die Fürsten und Grafen, die Freiherrn und der wohlhabendere niedere Adel teilweise prächtige Stadtpaläste. »Stadtluft macht frei«, wird es bald heißen. Gemeint ist damit das Freiheitsprivileg, das Grundherren, Fürsten oder Könige den Stadtbewohnern gewähren. Gewählte Rats- und Amtherren lenken die Geschicke, und sie bleiben in ihren Entscheidungen über die ureigenen Belange der städtischen Gemeinschaft tatsächlich ziemlich unabhängig. Jedenfalls stärker als die Dorfgemeinden, die weitgehend der Willkür ihrer Grund- und Gerichtsherren ausgeliefert sind. Das Stadtrecht entwickelt sich aus dem Kaufmannsrecht, denn die Kaufmannschaft ist die herrschende Schicht innerhalb der Stadtgrenzen. Bald lassen die Bürgermeister und Räte hohe Stadtmauern bauen, die ihrer Kommune Schutz vor Kriegseinfällen, rebellierenden Bauern oder der Habgier des umliegenden Landadels bieten. An den Toren muss sich jeder ausweisen, der in die Stadt hinein will. Wer sich noch »nach Jahr und Tag« in der Stadt aufhält und nicht von seinem Herrn zurückgefordert wird, kann den Schutz der Stadtfreiheit für sich beanspruchen.
    Gleichheit aber gibt es auch in den Städten nicht. Eine kleine Führungsschicht, geleitet und gelenkt von der Kaufmannschaft und den Handwerkerzünften, hat das Sagen. Stadtfreiheit gilt für alle Einwohner, aber die weiter gehenden Bürgerrechte besitzt nur etwa ein Drittel der Stadtbewohner. Wer sie beanspruchen will, muss Haus und Hof oder eine recht bedeutende Steuerzahlung nachweisen.
    Die Zünfte bilden Vereinigungen, in denen sich die einzelnen Handwerksberufe zusammenschließen. Der Sonderstatus der Verbände soll ihren Mitgliedern wirtschaftliche und gesellschaftliche Konkurrenz vom Leibe halten. Die Meister sind Vollgenossen, Gesellen und Lehrlinge bleiben von ihnen abhängig. Sie können nur den Meistertitel erwerben, wenn sie neben der handwerklichen Qualifikation auch das Glück haben, in einen Handwerksbetrieb einzuheiraten. Die Zünfte stützen sich durch Kranken- und Sterbekassen. Innerhalb der städtischen Miliz ist ihnen jeweils ein bestimmter Teil der Stadtbefestigung zur Verteidigung übertragen. Die Stadtmilizen wachsen im Laufe des Mittelalters zu Bürgerwehren heran, die auch den Berufsheeren der Könige und Adelsherren standhalten können. Flämische, lombardische und rheinische Städte schließen sich zu Bünden gegen die Fürsten zusammen, um ihre stets gefährdeten Rechte |69| zu verteidigen. Sie gewinnen dabei bis in die Zeit des Absolutismus, also ins 17. Jahrhundert hinein, eine gewichtige politische Potenz, können aber langfristig dann doch nicht mit den straff geführten Fürstenarmeen mithalten.

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Geld regiert Europa
    Stadt- und Dorfentwicklungen rücken die Menschen näher aneinander. Zwischen den Märkten und Messen beginnt nun auf den nach wie vor schlechten Straßen ein reger Verkehr. In vielen Verträgen gilt es die Sicherheit des Handels durch die Schaffung von Friedenszonen zu verbessern. Überhaupt: Ab dem 11. Jahrhundert beginnt in Europa der Frühkapitalismus immer deutlicher an Gestalt zu gewinnen. Kaufmann und Händler, Banken und Börsen, Geld und Waren, Zins und Konto, Disagio und Lombard – eine neue Begriffswelt öffnet sich und Gewinn und Verlust verdrängen in den nächsten Jahrhunderten die Ritterideale und Heiligenlegenden. Der Kaufmann gründet die Fundamente der Bürgergesellschaft, die sich in den Städten bildet. Er transportiert seine vom Adel und den wohlhabenderen Stadtbewohnern begehrten Waren über Meere und Flüsse, über steile Alpenpässe und holprige Straßen. Luxusgüter sind es zunächst: Samt und Seide, Salz und Pfeffer, Damaszener Stahl und Edelmetalle. Dann die wichtigen Rohstoffe und wertvollen Baumaterialien, Holz, Stein und Keramik. Für den Alltag Leinentuch, Leder und Pelze. Im 14. Jahrhundert gewinnen die Getreidelieferungen an Bedeutung. Auch der Sklavenhandel ist im mittelalterlichen Europa keineswegs unbekannt.
    Hoch ist das Risiko, hoch ist der Gewinn. Überall lauern Piratenschiffe, Räuberbanden und Raubritter. Ein Schiffsuntergang, ein

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