Die Geschichte der Deutschen
wird von London aus regiert. Für die Deutschen gibt es keine Hauptstadt.
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Die Reformation spaltet das Land ...
Am Anfang sind es die Glaubensauseinandersetzungen, die in den Mittelpunkt des Geschehens rücken. Im Jahr 1517 veröffentlicht der Augustinermönch und Doktor der Theologie Martin Luther in Wittenberg seine 95 Thesen. Dies ist der Beginn der Reformation, die nicht nur die Kirche, sondern ganz Europa spalten wird. Besonders aber stürzt sie die deutsche Politik in einen Dauerkonflikt, der schließlich 100 Jahre nach Luthers Revolte gegen die römische Amtskirche in die Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges einmündet.
Martin Luther (1483–1546)
Der in der thüringischen Kleinstadt Eisleben geborene Sohn eines Bergmannes zählt zweifellos zu den großen Gestalten der deutschen und auch der europäischen Geschichte. Ein erfülltes, leidenschaftliches und öffentliches Leben hat er geführt. Ein Jahr nach seiner Geburt zieht die Familie nach Mansfeld, wo der Vater eine Kupfermine pachtet. Er bringt es zu bürgerlichem Wohlstand und kann seinem Sohn eine gute Schulausbildung bieten. 1501 wird Martin Student in Erfurt. Von den damals klassischen Fakultäten Medizin, Jura und Theologie wählt er die Rechtswissenschaft. Auf einer Wanderung von Mansfeld nach Erfurt überrascht ihn ein Gewitter. Angesichts der Naturgewalten, so erzählt er später, habe er geschworen Mönch zu werden, wenn er das Unwetter überlebe. Was immer ihn dazu tatsächlich bewogen hat, dahinter steht ein wohl schon lange schwelender innerer Konflikt des Studenten. Er fragt sich immer wieder, wie er mit seinem Leben vor Gott bestehen kann. Am Ende dieser Suche tritt er in das Erfurter Augustinerkloster ein.
1507 wird Luther zum Priester geweiht. Seine Kirchenoberen versetzen ihn nach Wittenberg, der damals zweiten Residenz des kursächsischen Territoriums. Er erwirbt den Titel eines Doktors der Theologie. Ein intelligenter, kämpferischer |80| und gläubiger Mönch beginnt nun an den Fundamenten der Papstkirche zu rütteln. Die Auseinandersetzungen zwischen Luther und der Amtskirche spitzen sich zu, als der Augustinermönch Professor an der Wittenberger Universität wird. Er greift nicht nur die Philosophie der rückwärtsgewandten Scholastiker an, nein, dieser Querulant kritisiert scharf den einträglichen Ablasshandel der Kirche. Mit Hilfe einer für die jeweiligen Sünden festgelegten Geldzahlung, die als Buße gilt, können sich die Menschen nämlich nach der Lehre der Kirche ihr Seelenheil zurückkaufen. »Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt.« Was der Kirche beträchtliche Geldsummen in die Kassen spült, mit denen Papst Leo X. den Bau des prächtigen Petersdoms finanzieren will. Luther reagiert empört auf diese Verfallserscheinungen der Kirche. Er schickt seine 95 Thesen an den Mainzer und den Brandenburger Erzbischof, die sie nach Rom weiterleiten. Ob er sein Thesenpapier tatsächlich auch an der Wittenberger Kirchentür angeschlagen hat, ist nicht gesichert.
Der Papst droht mit einen Ketzerprozess und fordert den Rebellen auf, innerhalb von 60 Tagen in Rom zu erscheinen. Aber Kurfürst Friedrich der Weise, verärgert darüber, dass die Kirche sich in die Angelegenheiten seiner Universität einmischt, schützt den Wittenberger Professor. Hilfreich für Luther ist in diesen schwierigen Monaten die aktuelle politische Lage. Der junge Habsburger Karl, ein strenger Katholik, feilscht mit den Kurfürsten um seine Königswahl. Die Mehrheitsverhältnisse sind so, dass die Stimme des sächsischen Kurfürsten den Ausschlag geben wird. Friedrich nutzt diese Position, um seinen Schützling vor Schaden zu bewahren.
Luther jedoch ist nicht gewillt nachzugeben. In mehreren Disputen mit Abgesandten der römischen Kirche beharrt er auf seiner Kritik. Leo X. schickt eine Bulle, die ihm mit dem Kirchenbann droht. Auch das zeigt keine Wirkung. Am 10. Dezember 1520 verbrennt Luther öffentlich das päpstliche Schreiben sowie ein Exemplar des kanonischen Rechts. Der Bruch ist unvermeidlich geworden.
1521 fordert der nun gewählte Kaiser und König Karl V. ihn auf, beim Reichstag in Worms zu erscheinen. Es wird ihm freies Geleit zugesagt. Luther kommt an den Rhein, aber er widerruft nicht: »Mein Gewissen ist im Wort Gottes gefangen ... Ich kann nicht anderst, hie stehe ich, Gott helfe mir. Amen.« Es wird die Reichsacht über ihn verhängt. Das Wormser Edikt verbietet jede Unterstützung
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