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Die Geschichte des Chevalier des Grieux und der Manon Lescaut - Roman

Die Geschichte des Chevalier des Grieux und der Manon Lescaut - Roman

Titel: Die Geschichte des Chevalier des Grieux und der Manon Lescaut - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
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doch nicht minder bin ich der Ihre. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass seine Absichten unstatthaft sind, und ich verurteile sie. Ich hätte sein Geheimnis für mich behalten, wenn er es darauf abgesehen hätte, lediglich die üblichen Mittel einzusetzen, um ihr zu gefallen, doch er weiß über Manons Gemütsart genau Bescheid. Er hat, ich weiß nicht auf welchem Weg, in Erfahrung gebracht, dass sie Überfluss und Lustbarkeiten liebt, und da er bereits über ein beträchtliches Vermögen verfügt, eröffnete er mir, er wolle sie als Erstes mit einem sehr großen Geschenk in Versuchung führen und ihr dann ein Angebot von zehntausend Livre Pension machen. Wenn die Dinge in einem ausgewogenen Verhältnis stünden, würde es mich vielleicht viel größere Überwindung kosten, ihn zu verraten, doch im Verein mit der Freundschaft hat die Gerechtigkeit zu Ihren Gunsten den Ausschlag gegeben; ich bin, da ich die unbedachte Ursache für seine Leidenschaft war, indem ich ihn hier eingeführt habe, umso mehr verpflichtet, die Folgen des Unheils zu verhindern, das ich angerichtet habe.»
    Ich dankte Monsieur de T… für den großen Dienst, den er mir erwiesen habe, und ich gestand ihm in rückhaltloser Erwiderung seines Vertrauens, dass Manons Charakter allerdings so sei, wie G… M… ihn sich ausgemalt habe, nämlich dass sie allein schon das Wort Armut nicht ertragen könne. «Da es jedoch», so fuhr ich fort, «nur eine Frage des Mehr oder Weniger ist, halte ich sie nicht für fähig, mich um eines anderen willen zu verlassen. Ich bin ausreichend gut situiert, es ihr an nichts fehlen zu lassen, und ich rechne damit, dass mein Vermögen von Tag zu Tag anwächst. Ich fürchte nur eines», so setzte ich hinzu, «nämlich dass G… M… die Kenntnis unseres Aufenthaltsortes dazu nutzt, uns übel mitzuspielen.»
    Monsieur de T… versicherte mir, in dieser Hinsicht hätte ich nichts zu befürchten; G… M… sei vielleicht zu einer verliebten Tollheit fähig, nicht aber zu einer solchen Gemeinheit; und wenn er die Niedertracht besitze, eine solche zu begehen, dann sei er, so wahr er hier spreche, der Erste, der ihn dafür zur Rechenschaft ziehen würde, um damit das Unglück, nämlich die Gelegenheit dazu herbeigeführt zu haben, wiedergutzumachen.
    «Ich bin Ihnen für Ihre Haltung sehr verbunden», antwortete ich, «doch dann wäre das Unheil bereits eingetreten und Abhilfe höchst ungewiss. Es ist daher das Klügste, ihm zuvorzukommen und Chaillot zu verlassen, um eine andere Bleibe zu suchen.»
    «Ja», entgegnete Monsieur de T…, «doch es dürfte schwer sein, dies so rasch in die Tat umzusetzen, wie es nötig wäre, denn G… M… wollte zu Mittag hier sein, wie er mir gestern sagte, und das hat mich veranlasst, so früh herzukommen und Sie von seinen Absichten in Kenntnis zu setzen. Er kann jeden Moment eintreffen.»
    So dringlich war seine Warnung, dass ich die Angelegenheit nun mit größerem Ernst betrachtete. Da es unmöglich schien, den Besuch von G… M… abzuwenden, und ich ihn zweifellos ebenso wenig daran hindern konnte, sich Manon zu erklären, entschloss ich mich, sie meinerseits vor den Plänen dieses neuen Rivalen zu warnen. Ich stellte mir vor, sie hätte, wenn sie über die Angebote, die er ihr machen würde, unterrichtet wäre und sie diese vor meinen Augen entgegennahm, genügend Kraft, sie zurückzuweisen. Ich weihte Monsieur de T… in meine Überlegungen ein, der mir antwortete, es handele sich um eine äußerst heikle Angelegenheit.
    «Das gebe ich zu», erwiderte ich ihm, «doch ich habe jeden erdenklichen Grund, mir meiner Geliebten sicher zu sein und auf ihre Zuneigung zu zählen. Höchstens der Umfang des Gebotenen könnte sie blenden, aber ich habe Ihnen ja schon gesagt, dass sie nicht unbedingt auf Reichtum aus ist. Sie liebt ihren Wohlstand, doch sie liebt auch mich, und so, wie es im Moment um meine Verhältnisse steht, vermag ich nicht zu glauben, dass sie mir den Sohn jenes Mannes vorzieht, der sie ins Hôpital gebracht hat.»
    Mit einem Wort, ich beharrte auf meinem Plan, nahm Manon beiseite und berichtete ihr alles, was ich eben erfahren hatte.
    Sie dankte mir für die gute Meinung, die ich von ihr hätte, und versprach mir, die Angebote von G… M… auf eine Weise entgegenzunehmen, die ihm die Lust nähme, noch einmal davon anzufangen.
    «Nein», sagte ich, «wir sollten ihn nicht durch Schroffheit verärgern. Er kann uns schaden. Aber du weißt ja sehr wohl, du Spitzbübin»,

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