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Die Geschichte eines schoenen Mädchens

Die Geschichte eines schoenen Mädchens

Titel: Die Geschichte eines schoenen Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Simon
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ihn hergetrieben hatte, und er wusste, was er jetzt zu tun hatte!
    Während er sich immer weiter drehte und den wirbelnden Himmel betrachtete, dachte er: Vielleicht braucht mich der große Künstler genauso sehr wie ich ihn.
Hoffnung der
zweiten Art
2000
    Doreen war plötzlich gestorben. Lynnie, die dem Pfarrer in der Leichenhalle zuhörte, konnte nicht glauben, wie schnell alles gegangen war.
    Die Schwierigkeiten hatten erst im letzten Jahr begonnen. Als Lynnie wie jeden Samstag zu Besuch kam, um die Videos zu schauen, die Doreen in der letzten Woche besorgt hatte, fragte Doreen: »Weißt du, wo sie sind?« Sie suchten überall und fanden die Videos schließlich im Schrank neben den Klopapierrollen. Doreen sagte: »Bin ich ein Trottel!« Und sie lachten beide. Aber dann vergaß sie ihren Fahrausweis für den Bus, und als sie eines Tages aus dem Supermarkt kam, wusste sie nicht mehr, wo sie war.
    Nur eine Woche später rief Doreen Lynnie in Tränen aufgelöst an. Sie war auf der Bank gewesen, und dort hatte man ihr gesagt, dass sie nur noch zwanzig Dollar auf dem Konto hatte. Lynnie und Carmen fuhren zu ihr, und Doreen erzählte ihnen, dass ihre Betreuerin schon seit Tagen – »Ich weiß nicht genau, wie lange« – nicht mehr aufgetaucht war. Carmen tätigte ein paar Anrufe und bekam heraus, dass die Betreuerin Doreens Konto abgeräumt hatte. Die Polizei wurde eingeschaltet, konnte jedoch nicht viel ausrichten. »Und wovon soll ich leben? Was ist mit den Heizkosten?«, heulte Doreen. Carmensagte: »Ich werde sehen, ob ich dich auf die Warteliste ganz nach oben setzen kann, damit man dich schnell wieder ins BridgeWays-Programm aufnimmt.«
    Und Doreen kam in eine Wohngruppe am anderen Ende der Stadt, aber sie baute immer schneller ab. Sie ging nicht mehr aus dem Haus, weil sie die Straßen so sehr verwirrten. Keine Mahlzeit verging, ohne dass sie einen anderen, der mit ihr am Tisch saß, anschnauzte. Dann schaute sie nur noch aus dem Fenster und sagte: »Weißt du, da sind Diamanten in diesen Hügeln.«
    Lynnie weinte nach jedem Besuch, trotzdem ließ sie die Freundin nicht im Stich. Carmen sagte: »Das ist großartig, du bist die beste Freundin, die ein Mensch haben kann.«
    Dies war nicht die erste Beerdigung, an der Lynnie teilnahm. Bevor sie in die Schule gekommen war, war ihr Großvater gestorben. Zu seiner Beerdigung waren viele Leute gekommen, und auf dem Friedhof hatte sie gesehen, dass auf manchen Grabsteinen kleine Kiesel lagen. Hannah hatte ihr erklärt: »Mommy sagt, dass man einen Stein aufs Grab legt, wenn man einen Toten besucht, den man gernhatte. Dann wissen alle, dass jemand an den Verstorbenen denkt.«
    Die zweite Beerdigung war die von Tonette. Da standen nur wenige Menschen am Grab, und Lynnie wollte, dass Tonette wusste, dass sie an sie dachte, und legte einen kleinen Stein an den Rand des Grabes.
    Heute, bei Doreens Trauerfeier, waren die meisten Plätze in der Halle unbesetzt. Nur Lynnie, Carmen, zwei ehemalige Nachbarinnen von Doreen und drei Verkäuferinnen, die Doreen jahrelang in den Läden besucht hatte, waren da.
    Der Pfarrer sagte freundliche Worte über Doreen, erwähnte ihr »reines Herz« und meinte, sie sei »für alle, die sie kannten, ein frischer Windhauch« gewesen – davon,dass sie lustig, freimütig, starrköpfig oder, wie Lynnie nur zu gut wusste, »stinksauer« auf ihre Eltern war, die sich nie um sie gekümmert hatten, verlor er kein Wort. Aber der Pfarrer hatte Doreen erst gegen Ende ihres Lebens kennengelernt. Als er davon sprach, dass Gott sie zu sich genommen hatte und sie jetzt ihre ewige Glückseligkeit finden würde, hörte Lynnie nicht mehr zu. Doreen hatte nie über Gott gesprochen, und Lynnie war ganz und gar nicht sicher, ob sie selbst an Gott glaubte. Menschen, die wie Kate von Gott redeten, erzählten, dass sie ihn tief im Herzen fühlten, doch Lynnie spürte nichts. Wenn es einen Gott gab, warum musste Doreen dann so früh sterben? Warum hatte Gott, falls es ihn gab, zugelassen, dass sich Doreens Vater bis zum Schluss nicht um seine Tochter gekümmert und ihr erst nach seinem Tod Geld zur Verfügung gestellt hatte? Und warum konnte sie dann Buddy und Julia kaum noch vor sich sehen?
    Der Pfarrer vermittelte Lynnie keine neuen Erkenntnisse über Gott, aber als seine Predigt zu Ende war, war sich Lynnie über etwas anderes klar geworden. Seit langer Zeit glaubte sie fest daran, dass Buddy zu ihr zurückkommen würde. Sie hatte sogar Kate gegenüber behauptet,

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