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Die Geschichte eines Sommers

Die Geschichte eines Sommers

Titel: Die Geschichte eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wingfield Jenny
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unbewachsenen Stelle in Callas Garten vergraben. Was auch immer im nächsten Frühjahr dort gepflanzt werden würde, würde gut gedeihen, und irgendwer würde sicher sagen: »Sieht so aus, als hätte Toy im letzten Sommer einen guten Fang gemacht.«
    An der Stelle trieb er einen Pflock tief in den Boden, damit er nicht aus Versehen umgestoßen wurde. Calla wollte immer wissen, wo er die Fischabfälle vergraben hatte, damit sie in der Nähe auf keinen Fall Erbsen oder Bohnen pflanzte. Erbsen und Bohnen schießen zwar üppig ins Kraut, wenn sie reichlich gedüngt werden, tragen dann aber keine Früchte. Und Calla war sehr eigen mit ihrem Garten. Beim Pflanzen verfolgte sie ein undurchschaubares System, das funktionierte, und mochte es nicht, wenn jemand es durcheinanderbrachte.
    Toy säuberte mit dem Wasserschlauch den Tisch, auf dem er die Fische ausgenommen hatte, dann zog er sein Hemd aus und spritzte sich ebenfalls ab. Da er danach allerdings immer noch zum Himmel stank, ging er ins »Never Closes« und wusch sich an dem Becken hinter der Theke mit Wasser und Seife.
    Er wusste nicht, warum ihn das, was Samuel ihm erzählt hatte, so sehr überrascht hatte. Bernice sah es ähnlich, sich etwas einfallen zu lassen, weswegen ihr niemand einen Vorwurf machen konnte – und das ihr außerdem die Möglichkeit gab, so oft wie möglich und unter äußerst günstigen Umständen mit dem Mann zusammen zu sein, den sie für die Liebe ihres Lebens hielt.
    Toy hatte großen Respekt für seinen jungen und gut aussehenden Predigerschwager und konnte sich nicht vorstellen, dass Sam Lake sich jemals in eine für ihn unehrenhafte Situation hineinziehen lassen würde.
    Trotzdem war Toy Moses bei der ganzen Sache hundeelend zumute.

11
    Swan und ihre Brüder spielten keine Kriegsspione mehr. Denn jedes Mal, wenn sie über das Minenfeld liefen, feindlichen Kugeln auswichen oder versuchten, nicht ins Jenseits befördert zu werden, mussten sie unwillkürlich daran denken, wie es wohl sein mochte, wenn man tatsächlich erschossen wurde oder irgendein Körperteil plötzlich explodierte. Sie malten sich immer wieder aus, wie Papa John zwei Sekunden, nachdem er abgedrückt hatte, ausgesehen haben musste.
    Sie stellten fest, dass sie nicht mehr so unbedarft mit dem Tod umgehen konnten wie früher. Da hatten sie sich gegenseitig erschossen, zugesehen, wie der andere hinfiel und sich stöhnend und zuckend herumwälzte, und nie daran gedacht, dass Sterben bedeutet, nie mehr aufstehen und weglaufen zu können. Nun sahen sie das mit anderen Augen.
    Sie spielten jetzt Cowboys und Indianer, und auch das war ganz okay. Cowboys und Indianer brachten sich zwar auch ständig um, aber das kam ihnen viel unwirklicher vor. Außerdem schossen Swan, Noble und Bienville nicht mehr aufeinander. Um die Sache dennoch interessant zu machen, ließen sie sich manchmal von einem Revolverhelden aus dem Hinterhalt überfallen, trugen aber von solchen Zusammenstößen in erster Linie lediglich Fleischwunden davon. Niemand von ihnen landete auf dem Friedhof von Tombstone.
    Swan wollte der Sheriff sein, doch Noble war dagegen. Wer hätte denn schon jemals etwas von einer Frau als Sheriff gehört! Außerdem würde sie sie vermutlich alle um Kopf und Kragen bringen, so voreilig, wie sie immer handelte. Er würde der Sheriff sein. Sie könne ja sein Vertreter werden, wenn sie unbedingt zur Polizei wolle.
    Da Swan sich aber mit keiner Vertreterposition zufriedengeben wollte, wurde sie ein United States Marshal. Wenn Noble ihre Autorität nicht anerkannte, war das sein Problem. Bienville hingegen war ein taubstummer indianischer Kundschafter, der sich zahlreiche Handzeichen ausdachte, um mit ihnen zu kommunizieren. Am Anfang war das furchtbar verwirrend, da er kein Wort sprechen konnte und nicht hörte, was sie sagten. Also musste er die Handzeichen mit weiteren Handzeichen erklären, doch nach einer Weile hatten sie den Dreh raus. Sie wurden sogar so gut in ihrer Zeichensprache, dass sie sie im Haus benutzten und sich vor den Augen der Erwachsenen finstere Geheimnisse erzählten. Samuel schien das nicht zu stören, und Willadee war begeistert, denn wenn sich die Kinder mit Zeichensprache verständigten, plapperten sie nicht herum. Nur Calla ging die neue Verständigung auf die Nerven, und sie erklärte, wenn sie noch ein einziges Handzeichen sähe, würde sie ihrerseits zur Zeichensprache übergehen – und dabei die Fliegenklatsche zu Hilfe nehmen.
    Für den Sonntagnachmittag

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