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Die Geschichte eines Sommers

Die Geschichte eines Sommers

Titel: Die Geschichte eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wingfield Jenny
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Schlangen. Das, was wir noch tagtäglich brauchen, ist vom Sturm verschont geblieben. So etwas hab ich wirklich noch nie erlebt.«
    Später im Bett erzählte Samuel Willadee, er habe das Gefühl, Gott wolle ihm ein paar Dinge zum Thema Vertrauen beibringen.
    »Aber du hast doch immer Vertrauen gehabt«, sagte sie.
    »Ich weiß. Und bisher war das für mich auch immer einfach. Mir ist immer alles in den Schoß gefallen.«
    »Weil du Vertrauen hast«, beharrte sie.
    »Das hab ich auch gedacht«, sagte Samuel. »Ich hab gedacht, mir fällt alles in den Schoß, weil ich so stark glaube. Aber es ist immer einfach, Vertrauen zu haben, solange alles so läuft, wie man es gerne hätte. Denk doch mal darüber nach. Außer meinen Eltern habe ich noch nie einen Menschen verloren, und die haben lange gelebt. Außerdem ist es ganz natürlich, dass eines Tages die Eltern sterben. Ich habe nie an gebrochenem Herzen gelitten, außer als Bernice mit mir Schluss gemacht hat, und das war im Nachhinein das Beste, was mir je passiert ist. Abgesehen davon, dass ich im Augenblick keine Gemeinde habe, habe ich mein Leben lang nie um etwas gebeten, das ich nicht bekommen habe.«
    »Samuel«, sagte Willadee, »du bist der beste Mensch, den ich kenne. Gott segnet dich, weil du so gut bist.«
    »Gott segnet mich, weil er so gut ist«, korrigierte Samuel sie.
    Am liebsten hätte Willadee ihn daran erinnert, dass ungeachtet Gottes Güte furchtbar viele Menschen von der Wiege bis zur Totenbahre litten. Doch Samuel versuchte ihr ganz offensichtlich etwas Wichtiges zu sagen, deshalb wollte sie ihn nicht ablenken.
    »Ich meine, darüber muss man sich doch einfach wundern«, fuhr er fort. »Ich habe Gott gebeten, den Sturm um dieses Haus herum zu lenken, und genau das hat er getan. Der Wirbelsturm ist nicht über das Haus hinweggefahren und hat auch nicht in eine ganz andere Richtung abgedreht, sondern ist um das Haus herum gesaust . Und zwar wirklich knapp, haarscharf daran vorbei. Das steht mal fest.«
    Er zog den Verlauf des Wirbelsturms auf ihrem nackten Bauch nach.
    »Ungefähr so«, sagte er. »Der Sturm ist direkt auf das Haus zugerast, dann hat er es umkreist und ist geradeaus weitergerast. Wir müssen mal zusammen auf den Hügel fahren, dann kannst du den Verlauf mit eigenen Augen sehen.«
    Willadee setzte sich im Bett auf und starrte ihn durch die Dunkelheit an.
    »Worauf willst du hinaus, Sam Lake?«
    »Ich will darauf hinaus, dass ich glaube, dass Gott mir heute ein Zeichen gegeben hat.«
    »Was für ein Zeichen?«
    »Eins, das ich mir immer wieder vor Augen halten und an dem ich mich aufrichten kann.« Er schwieg einen Moment, bevor er mit ernster Stimme fortfuhr: »Er hat es so überaus deutlich getan, Willadee. Als wollte er dafür sorgen, dass ich es niemals vergesse.«

15
    Am ersten Freitag im Juli rief Odell Pritchett aus Camden bei Ras Ballenger an, um sich zu erkundigen, wie es mit dem Training von Snowman voranginge. Ras erzählte ihm, er habe noch nie ein gefügigeres Tier erlebt. Odell war begeistert über die Neuigkeit, weil seine Tochter Sandy das Pferd heiß und innig liebte. Sie war dabei gewesen, als der kleine Hengst zur Welt kam, und hatte ihn sofort ins Herz geschlossen. Da sie ihn nun aber so schrecklich vermisste, wollte Odell gern einmal mit Sandy vorbeikommen, damit sie sehen könne, wie Ras mit Snowman arbeite, und vielleicht könnte Ras ihr bei der Gelegenheit ja schon ein paar Tipps für später geben.
    Ras hatte ein Dutzend Gründe, weshalb er nicht wollte, dass Odell ihn mit seiner Tochter besuchte und ihm bei der Arbeit mit Snowman zusah, insbesondere weil das Pferd zurzeit überall auf seinen Flanken heftige blutige Striemen von Ras’ Peitsche hatte. In einigen Wochen wären die Wunden so weit verheilt, dass er sich irgendwie herausreden könnte, doch im Augenblick sah Snowman einfach nur furchtbar aus. Natürlich erwähnte er diesen Grund vor Odell nicht.
    »Hören Sie, Mr Pritchett«, sagte er, »Sie wissen doch, dass ich den Besitzern nicht gestatte herzukommen, solange ich mit ihren Pferden arbeite. Das würde das ganze Training durcheinanderbringen. Die Tiere regen sich dann auf und vergessen, was sie eigentlich tun sollen. Damit ist dann die Hälfte von allem, was wir bereits erreicht haben, wieder im Eimer, und Sie müssen weiteres Geld verplempern, von dem Sie Ihrer kleinen Tochter zum Beispiel ’nen schicken Sattel kaufen könnten.«
    Odell schlug daraufhin vor, dass er und Sandy ja aus der Ferne

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