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Die Geschichte eines Sommers

Die Geschichte eines Sommers

Titel: Die Geschichte eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wingfield Jenny
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draußen waren, begann Bernice den Tisch abzuräumen, während Willadee das Spülbecken mit heißem Seifenwasser füllte.
    »Ich kann einfach nicht verstehen«, sagte Bernice, »weshalb niemand von euch die Behörden wegen dieses armen kleinen Waisenkinds verständigen will.«
    »Weil er kein Waisenkind ist«, erklärte Toy. »Seine Familie wohnt hinter der Kurve am Ende von dem Weg, der durch das Holunderwäldchen führt.«
    Bernice hätte fast den Stapel Teller fallen gelassen, den sie gerade durch die Küche trug.
    »Er ist der Sohn von Ras Ballenger ?«
    »Wer ist Ras Ballenger?«, fragte Willadee. Sie war lange fort gewesen, und die Familie Ballenger war erst in das Haus eingezogen, nachdem Samuel sie nach Louisiana entführt hatte.
    »Der Stiefsohn des Teufels«, sagte Calla. »Zumindest habe ich das deutliche Gefühl, wenn ich ihn nur anseh.«
    »Das Kind kann auf keinen Fall hierbleiben«, wandte Bernice ein. »Ich werde nicht in einem Haus schlafen, das einem durchgebrannten Kind Unterschlupf gewährt.«
    Calla hätte Bernice am liebsten erklärt, dass draußen im Garten jede Menge Platz sei, wo sie gern schlafen könne, biss sich aber auf die Zunge.
    »Ich bringe ihn auf dem Weg in die Stadt nach Hause«, sagte Samuel.
    Willadee und Calla versuchten sich ihre Beklommenheit nicht anmerken zu lassen.
    Noble, Bienville und Swan zeigten Blade währenddessen ihr Territorium.
    »Da drüben sind die Badlands«, sagte Noble und zeigte auf die Kuhweide. »Und da hinten«, er deutete auf den Bach, »das ist der Big River.«
    Blade nickte ernst und zog Bienvilles Hose hoch. Noble wies mit dem Kopf Richtung Hühnerstall.
    »Das da ist der Saloon. Da kannst du nicht wirklich rein, denn da wohnt ein großer gefleckter Hahn mit Sporen, mit denen er dich zerfetzen kann. Aber du kannst einfach draußen herumstehen und sagen, dass du gerne ein Glas Sarsaparilla hättest.«
    Blade nickte wieder. Das war aber wirklich viel, was man sich merken musste.
    Noble zeigte auf den Kälberpferch, in dem Snowman stand. »Und da drüben ist der Box Canyon, in den wir die Outlaws locken, damit wir sie beim Hinausreiten erschießen können.«
    Beim Anblick des Pferdes leuchteten Blades Augen auf. Swan legte einen Arm um ihn, als wären sie alte Kumpel.
    »Das Wichtigste, was du dir merken musst, ist«, erklärte sie ihm, »dass die Guten gegen die Bösen kämpfen und die Guten immer gewinnen.«
    Blade hoffte sehr, dass er zu den Guten gehören würde, denn das schien seine Vorteile zu haben. Swan, die noch immer den Arm um seine Schultern gelegt hatte, ging mit ihm auf den Box Canyon zu, Noble und Bienville liefen neben ihnen her.
    »Heute sind wir auf der Suche nach einem Taugenichts namens Dawson«, erklärte Swan. »Er hat alle Wasserstellen vergiftet, weil er will, dass die Rancher pleitegehen, damit er ihr Land übernehmen und es an die Eisenbahn verkaufen kann.«
    »Ich bin der Sheriff«, sagte Noble.
    »Und ich der United States Marshal«, sagte Swan.
    Bienville begann mit den Händen zu erklären, wer er sei, doch Blade konnte die Zeichensprache nicht lesen. Also sah er Swan an, weil die anscheinend immer und auf alles eine Antwort wusste.
    »Er ist ein taubstummer Indianer-Kundschafter. Er kann nicht sprechen und auch nicht hören, was du sagst. Also kannst du in seiner Nähe eigentlich alles sagen.«
    Als wolle er das beweisen, wandte sich Noble Bienville zu, grinste ihn breit an und sagte: »Du bist hässlich und stinkst wie ein Haufen Kuhmist!«
    Bienville grinste und nickte heftig mit dem Kopf, als wollte er sagen, da habe Noble absolut recht. Blade musste laut lachen. Noch nie in seinem Leben hatte er so viel Spaß gehabt.
    »Okay«, sagte Swan, »dann wollen wir uns mal überlegen, wer du bist.«
    Noble hatte darüber bereits nachgedacht. Er fand, Blade sollte ein kleiner Mexikanerjunge sein, den sie halb verdurstet in der Wüste herumirrend gefunden hatten. Sie hatten ihn aus ihren Feldflaschen trinken lassen, und nun folgte er ihnen auf Schritt und Tritt. Aber Bienville hielt nichts davon und meinte, viel eher bräuchten sie noch einen Indianer. Swan wiederum argumentierte, dass ein Indianer genug sei, aber sie könnte gut einen Stellvertreter gebrauchen.
    Während sie noch herumpalaverten, öffnete Blade das Tor zum Kälberpferch. Als die anderen Kinder das Quietschen hörten, drehten sie sich erschrocken um und sahen, wie Blade auf das Pferd zuging. Sie rannten hinterher, um ihn zu beschützen, doch er brauchte keinen

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