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Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Titel: Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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– »Wir werden Toby helfen, sie wird uns eine Geschichte erzählen«, »Crake will, dass wir mitgehen«, und so weiter. Sie selbst haben keinen Besitz, also müssen sie nichts eigenes tragen; aber sie wollen beim Tragen helfen. »Ich werde das nehmen, das ist ein Topf.« – »Ich werde das bringen, das ist ein Kurbelradio, was macht man damit?« – »Ich werde dieses scharfe Ding tragen, es ist ein Messer.« – »Das hier ist Toilettenpapier, ich werde es tragen.«
    »Wir werden Schneemensch-Jimmy tragen«, verkündet eine Dreiergruppe; aber Jimmy sagt, er könne laufen.
    Blackbeard platzt in Tobys Nische. »Ich werde die Schreibsachen tragen«, sagt er gewichtig. »Und den Stift. Die Sachen werde ich tragen, damit wir alles dahaben.«
    Er betrachtet Tobys Tagebuch als gemeinsamen Besitz; soll er nur, denkt Toby, so kann sie seine Fortschritte überwachen. Wobei es manchmal nicht ganz einfach ist, ihm das Heft wegzunehmen, um selber schreiben zu können, und er ständig erinnert werden muss, das Heft nicht draußen im Regen liegen zu lassen.
    Bisher hat er sich weitgehend auf Namen konzentriert, er schreibt aber auch gern DANKE und GUTE NACHT . CRAK GUTENACHT GUT SCHLECHT BLUME SEB TOBI ORIX DANKE ist ein typischer Eintrag. Vielleicht gewinnt sie demnächst neue Einblicke in seine Hirnfunktion, auch wenn sie bisher nicht behaupten kann, irgendetwas Bahnbrechendes beobachtet zu haben.
    Am nächsten Tag verlassen sie bei Sonnenaufgang ihren Lehmhauskomplex. Es ist gewissermaßen ein Exodus, ein Auszug aus der Zivilisation.
    Zwei Schweine sind als Eskorte eingetroffen; der Rest werde sie am AnuYu in Empfang nehmen, sagt Blackbeard. Er hat Tobys Fernglas, er ist selber dahintergekommen, wie man es benutzt. Hin und wieder macht er einen Schritt zur Seite, schaut durch das Fernglas und fokussiert etwas. »Krähen«, verkündet er. »Geier.« Die Crakerfrauen lachen leise. »O Blackbeard, aber das wusstest du doch auch ohne das runde Augengerät«, sagen sie. Dann lacht er ebenfalls.
    Nashorn und Katuro gehen mit den Schweinen voran, gefolgt von Crozier und der Mo’Hair-Herde. Einige tragen Bündel auf dem Rücken, zum ersten Mal, aber es scheint sie nicht zu stören. Mit ihren menschlichen Haaren, lockig oder glatt, und den Bündeln darüber sehen sie aus wie avantgardistische Hüte auf Beinen.
    Shackleton bleibt in der Mitte der Prozession bei Ren, Amanda und Swift-Fuchs, die wiederum von einem Großteil der Crakerfrauen umgeben sind, denn Schwangere üben eine magische Anziehungskraft auf sie aus. Die Crakerfrauen gurren, lächeln und lachen, tätscheln und streicheln. Swift-Fuchs scheint das zu irritieren, Amanda jedoch lächelt. Die restliche MaddAddamiten-Gruppe ist hinter ihnen, dann kommen die Crakermänner. Zeb bildet die Nachhut.
    Toby geht an der Seite der Crakerfrauen, die Flinte im Anschlag. Es scheint ewig her, seit sie mit Ren hier vorbeigekommen ist, um nach Amanda zu suchen. Anscheinend muss auch Ren gerade daran denken: Sie schließt mit Toby auf und hakt sich mit ihrem freien linken Arm bei ihr ein. »Danke, dass du mich damals aufgenommen hast«, sagt sie. »Im AnuYu. Und für die Maden. Wenn du dich nicht um mich gekümmert hättest, wäre ich gestorben. Du hast mir das Leben gerettet.«
    Und du hast mir das Leben gerettet, denkt Toby. Wäre Ren nicht vorbeigestolpert, was hätte sie getan? Sie hätte gewartet und gewartet, hätte sich weiterhin im AnuYu verbarrikadiert, bis sie den Verstand verloren hätte oder immer älter geworden und am Ende vertrocknet wäre.
    Sie halten sich an die Straße durch den Heritage Park in Richtung Nordwesten. Dort steht Pilars Holunderstrauch, umschwirrt von Schmetterlingen und Bienen. Eines der Mo’Hairschafe reißt sich im Vorbeigehen einen Bissen davon ab.
    Jetzt sind sie am östlichen Tor angelangt – im rosafarbenen Texmex-Retro-Stil gehalten – und am hohen Zaun, der sich um das gesamte AnuYu-Gelände zieht. »Hier waren wir«, sagt Ren. »Der Mann war da drin. Der Painballer, der Schlimmste von allen.«
    »Ja«, sagt Toby. Es war Blanco, ihr alter Feind. Er hatte Wundbrand und war dennoch nicht weniger versessen aufs Töten gewesen.
    »Du hast ihn umgebracht, stimmt’s?«, fragt Ren. Es kann ihr damals nicht entgangen sein.
    »Sagen wir mal, ich habe ihm geholfen, eine andere Seinsebene zu betreten«, sagt Toby. So hätten es die Gärtner ausgedrückt. »Er wäre ohnehin bald gestorben, aber unter größeren Schmerzen. Sagen wir, es war ein Fall von

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